Die Quellen Des Bösen
Bäume in Brand, damit man die Stelle durch den Feuerschein besser fand.
Dann trug er den japsenden Arnarvaten zu Fatja und legte ihn vorsichtig ab. Der Geschichtenerzähler ergriff ihre Hand.
Bei diesem Anblick übermannten Lorin die Gefühle.
Er stand auf; wieder knisterte die Luft um ihn herum, seine Hände wurden von einer schwachen ultramarinfarbenen Aura umhüllt. »Bist du zufrieden mit dem, was du erreicht hast?«, verlangte er von dem Pelzjäger zu wissen.
»Dein Tod wäre mir lieber gewesen«, erwiderte der Kalisstrone abschätzig. »Ich weiß, dass ich dich nicht so einfach umbringen kann.« Blitzartig zückte er ein weiteres Messer aus dem Ärmel. Sofort breitete sich die Magie wie eine Glocke um den jungen Mann, um ihn zu beschirmen. »Aber verletzen kann ich dich auch anders.«
Die Waffe flog los, wirbelte an dem völlig überrumpelten Lorin vorbei und traf Jarevrån in die linke Schulter.
Lorins Gesicht verzerrte sich, er verlor die Beherrschung über sich. Die letzten Dämme, die er seiner Magie gesetzt hatte, zerbarsten unter dem von Hass angestachelten Ansturm.
Als seine Sinne zurückkehrten, stand er verwirrt in einem Ascheregen. Flöckchen tanzten durch die Luft. Von dem verhassten Pelzjäger fehlte jede Spur.
Er drehte sich um und schaute in die fassungslosen Gesichter seiner Freunde. Die Männer der Hochzeitsgesellschaft waren seinen Signalen gefolgt, einige kümmerten sich bereits um Arnarvaten, Kalfaffel kniete neben Fatja und hielt seine Hand über ihre Halswunde. Ein grünes Schimmern machte deutlich, dass der Cerêler den Heilungsprozess in Gang setzte. Jarevrån wurde ein Verband angelegt.
Lorins Pupillen jagten hin und her, ohne etwas wirklich zu erkennen.
»Wir sind es, Knirps«, versuchte Waljakov, in das Bewusstsein seines Waffenlehrlings zu gelangen. Solche Ausbrüche, solch einen verwirrten Gesichtsausdruck und solche Auswirkungen der Magie kannte er sehr gut aus den Zeiten, als er in Ulsar unter dem Vater des jungen Mannes gedient hatte. »Komm zu dir.«
Lorins Augen verloren allmählich das Leuchten und erhielten ihre natürliche Farbe zurück. Er griff sich an die Stirn, lehnte sich an den Baum und versuchte offensichtlich, sich an das zu erinnern, was eben geschehen war. »Wo ist Soini? Geflüchtet?«, fragte er den Krieger irritiert.
Stumm nahm Waljakov eine der Ascheflocken mit dem künstlichen Zeigefinger auf.
»Ich soll …?« Entsetzt starrte er auf Waljakovs Finger und wich zurück. Schließlich fuhr er auf dem Absatz herum und rannte davon.
Jarevrån und Waljakov fanden ihn am nächsten Morgen bei den Klingenden Steinen, vor denen er sich zusammengerollt hatte und schlief. Der Hüne zog sich zurück und überließ der Frau das Feld.
Vorsichtig setzte sie sich neben ihn, bettete seinen Kopf in ihren Schoß und strich ihm durch das schwarze Haar.
»Wie geht es den anderen?« Lorin drückte sich an sie, bevor er die Augen öffnete. »Es tut mir Leid, dass ich weggelaufen bin. Was für eine Hochzeit.«
Die Kalisstronin streichelte ihn. »Es ist ein Ereignis, über das Arnarvaten noch viele Geschichten erzählen kann, sobald er sich erholt hat. Und es scheint so, als würde Fatja ebenfalls unter den Lebenden bleiben. Kalfaffel und seine Frau haben sich mit ihren Fähigkeiten abgewechselt, um sie zu retten.«
»Und du?«
»Ein kleiner Kratzer, mehr nicht.«
Erleichtert atmete Lorin auf. »Und das alles nur, weil Soini sich an mir rächen wollte.«
»Mach dir um ihn keine Gedanken mehr«, beschwichtigte sie ihn.
Er schaute den ziehenden Wolken nach. »Ich muss aber«, antwortete er mit reichlich Verzögerung. »Es geriet außer Kontrolle. Ich dachte immer, ich beherrsche meine Fertigkeiten, aber gestern Nacht, da …« Verzweifelt suchte er nach Worten. »Ich spürte, wie sich mein Innerstes wandelte. Ich, Lorin, wollte sie durch die Luft wirbeln, sie durchschütteln und kampfunfähig machen.« Er rieb sich über sein Gesicht, die Bartstoppeln schabten leise. »Aber das andere …« Hilflos zuckte er mit den Achseln. »Gnadenlos, rücksichtslos, Freude an Schmerz und Qual, als wohnte noch eine zweite Person in mir. Soini würde ansonsten noch leben, und wir könnten ihn verhören. Oder einer Strafe nach dem Gesetz zuführen. Nicht nach meiner Willkür. Oder nach dem Willen meiner Magie.« Lorin umarmte sie behutsam, um ihre Verletzung nicht zu berühren.
Jarevrån küsste ihn. »Es wird dir niemand einen Vorwurf machen. Dafür hatte Soini zu viele Taten
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