Die Quellen Des Bösen
versuchen, meine Kräfte durch Euch hindurch wirken zu lassen. Und das ist nicht eben einfach, Herrin.«
Die Frau biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen wilden Schrei, die Beherrschung wollte nicht mehr lange halten. »Mach hin. Dein Lohn wird fürstlich sein.«
Jebalar schloss die Augen, legte die Hände auf ihre Haut und konzentrierte sich auf den Heilungsprozess, der dem Kind das Leben bewahren sollte.
Der gesamte Bereich ihres gewölbten Unterleibes schimmerte grünlich. Sein Gesicht wirkte dabei zuerst aufmerksam, gespannt.
Mit andauernder Behandlung veränderten sich die Züge, schlugen um in Erstaunen und wandelten sich in Angst. Schweiß perlte von seiner Stirn. Der Cerêler riss die Lider auf.
»Was, bei Kalisstra, der Bleichen Göttin, tragt Ihr da in Euch, Herrin?«, keuchte Jebalar auf. Er löste sanft den Kontakt zur Haut der Kabcara, das Grün seiner Magie verringerte sich. »Das ist …«
Mehrere dunkelrote, bindfadendünne Strahlen durchdrangen den Bauch von innen heraus, ohne Aljascha zu verletzen, und erfassten die Handflächen des Heilers. Gegen seinen Willen zogen sie sie zurück auf die Stelle, an der sie eben noch gelegen hatten.
»Nein! Lass mich!« Der Cerêler stemmte sich dagegen und versuchte sich loszureißen, aber etwas heftete ihn an den Leib der einstigen Kabcara. Er schnappte, japste und hechelte, bevor er von einem Herzschlag auf den anderen verkrümmt neben dem Bett zusammenbrach. Die Augen starrten leblos zur Decke.
Berika, die während des Vorgangs zurückgewichen war, näherte sich vorsichtig ihrer Herrin. »Was war das?«, fragte sie gedämpft. »Geht es Euch …«
Aljascha betrachtete ihren Unterleib. Die Färbungen und Blutergüsse waren verschwunden, die Schmerzen mit ihnen gegangen. Vorsichtig stand sie auf, sie fühlte sich erfrischt und ausgeruht, als stünde sie nach einer erholsamen Nacht auf.
»Mir geht es gut«, sagte sie langsam.
Es kribbelte in ihrem Gesicht, als kitzelte sie jemand mit einer Feder. Als sie in den Spiegel schaute, stellte sie freudig fest, dass die klaffende Platzwunde sich von selbst schloss. Die Wundränder bewegten sich aufeinander zu, verschmolzen ohne sichtliche Rückstände und wurden zu neuer, reiner Haut, die sich lückenlos einfügte. Als sie mit hektischen Bewegungen das Blut von der Stelle wischte, deutete nichts mehr auf ihre Verletzung hin.
Aljascha warf einen Blick über die Schulter auf den leblosen Heiler. Sollten das die Reste seiner Fertigkeiten gewesen sein?
»Er ist tot, Herrin«, meldete die Magd belegt und drückte ihm die Lider zu.
Oder sollte mein Spross sich und mich geheilt haben, indem er den Cerêler umbrachte? Aljaschas Kopf schnellte herum, ihre hellgrünen Augen musterten das Spiegelbild ihres Antlitzes. Ohne sich umzuwenden, streckte sie eine Hand nach hinten aus. »Gib mir das Rasiermesser.«
Berika kam der Aufforderung nach. Mit der Präzision eines Chirurgen zog die rothaarige Frau die Narbe nach, die Lodriks Ring in Verbindung mit seiner Magie hinterlassen hatte.
»Herrin, was tut Ihr da?« Das erschrockene Gesicht des Dienstmädchens erschien im Spiegel. »Euer schönes Gesicht.«
Aus dem Schnitt quollen ein paar rote Tropfen. Die Verletzung schloss sich Stückchen für Stückchen, und mit ihr verschwand die verhasste Narbe. Kirschfarbene Perlen rannen langsam über ihr Gesicht und erweckten den Anschein, die ehemalige Kabcara weine Blut anstelle von Tränen. E s ist wieder wie früher! Ein seliges Lächeln formte sich auf ihren Zügen.
»Du wirst das, was du hier gesehen hast, für dich behalten, Berika, wenn du am Leben bleiben und weiterhin eine sehr gute Bezahlung haben möchtest«, ordnete sie in süßem Tonfall an und hielt das Rasiermesser so, dass sich die Klinge am Hals des Dienstmädchens spiegelte. »Der Cerêler starb an Entkräftung, das wird die offizielle Verlautbarung sein.« Zärtlich strich sie sich über den runden, prallen Bauch. »Aber er hat mein Kind, mein unersetzbares, mein geliebtes Kind gerettet.«
Die Magd nickte. »Ich verstehe, Herrin.«
»Ich habe nichts anderes erwartet.« Sie klappte das Messer zusammen. »Und nun sorge dafür, dass der Leichnam aus meinem Zimmer verschwindet.«
Während Aljascha sich an den Schreibtisch zurückzog, um mehrere Briefe aufzusetzen, half ein herbeigerufener Pferdeknecht, dass der tote Heiler recht unwürdig in einen Sack wanderte und ohne große Aufmerksamkeit zu seiner Familie gebracht wurde.
Die rothaarige Frau stand
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