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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und nahm sich einen Keks, um ihn mitten auf dem Tisch zu platzieren. Darauf nahm er einen weiteren und legte ihn genau obenauf.
    »Ich verstehe Eure Andeutung, Mortva«, meinte Zvatochna voller Abscheu. In ihrer Vorstellungskraft sah sie ihren nackten Körper unter dem ihres Bruders liegen. »Wer sagt, dass ich seine Forderung erfülle?«, entgegnete sie, angewidert von dem Gedanken. Wieder spürte sie den inständigen Kuss, den er ihr bei der Begrüßung aufgezwungen hatte, und wischte sich unbewusst die Lippen.
    »Nun, Wettschulden sind Ehrenschulden«, meinte Nesreca leichthin. »Und, ganz im Vertrauen, er wird mit aller Gewalt auf einer Einlösung bestehen. Ihr habt es vor Zeugen versprochen, Hohe Herrin.« In einer abwehrenden Geste hob er seine Rechte. »Nicht, dass ich darauf bestehen würde, dass Ihr Euch dem Kabcar hingebt. Dennoch fühlt er sich nun legitimiert. Ihr habt ihm die Einwilligung gegeben. Und er wird sich seinen Gewinn ­ an dem ich nicht zweifle ­ abholen. Freiwillig oder nicht.« Der Konsultant verzog beinahe mitleidig das Gesicht. »Denn, was könntet Ihr, bei allem Respekt, seinen Fertigkeiten entgegensetzen?«
    »Erst muss er die kalisstronische Küste einnehmen«, erwiderte sie schwach.
    Nesreca lächelte mitleidig. »Habt Ihr schon einmal einen Kullak gesehen, wenn er eine Beute haben will?« Sein Antlitz veränderte sich, wurde erschreckend grausam und dämonisch. »Er ist fest entschlossen und lässt nicht locker, bis er sein Opfer zur Strecke gebracht hat. Weil er es will. Gnadenlos will.« Er kam ihr ganz nahe. Zvatochna schluckte. »So gnadenlos, wie Govan Euch will, Hohe Herrin. Euch begehrt«, raunte er. »Und Euch zur Gemahlin haben will.«
    »Nein!« Die Tadca sprang auf, unwillkürlich dachte sie an Tokaro. Nur er und sonst niemand darf mich berühren. »Wer sagt mir, dass Ihr kein doppeltes Spiel treibt, Mortva, um mich auszuhorchen und meinem Bruder zu berichten? Ihr seid sein Mentor, sein Vertrauter.«
    Von einem Lidschlag auf den anderen wurde aus dem unheimlichen Wesen wieder der schmeichelnde, zuvorkommende Nesreca. Überlegen langte er in seine Tasche und legte einen Zettel auf den Tisch, ohne auf die handgeschriebenen Zeilen zu schauen. »Verschwinde, liebster Tokaro! Nesreca weiß, wer du bist, und will dich auffliegen lassen«, zitierte er mit verstellter Stimme zärtlich die Nachricht, ehe er in seinem normalen Tonfall weitersprach. »Wenn ich Euch aus dem Weg räumen wollte, Hohe Herrin, wäre es mir ein Leichtes. Diese Botschaft, nun, sie trägt keine Unterschrift. Aber der Schwung ist unverkennbar, findet Ihr nicht auch?« Er lächelte gewinnend.
    »Eine Fälschung«, retournierte sie harsch.
    »Sicherlich«, nickte der Berater belustigt. »Aber was glaubt Ihr, würde der Kabcar sagen, wenn er erführe, dass Ihr Schuld am Entkommen von Tokaro Balasy tragt, der mit der letzten der aldoreelischen Klingen auf und davon ist? Was könnte aus Eifersucht werden, wenn er erkennt, dass die Frau, die er begehrt, in Wahrheit einem anderen nachtrauert und diesem wohl noch immer verbunden ist?«
    Er würde mich in seinem Wahn töten, huschte es durch ihren Verstand. Sie wurde blass.
    Nesreca stand auf und reichte ihr den Zettel. »Nehmt ihn als Zeichen meines Vertrauens, Hohe Herrin. ­ Da mit ist unsere Zusammenarbeit also besiegelt?«, fragte er lauernd, als sie hastig die Finger danach ausstreckte.
    Zvatochna nickte.
    Der Zettel wechselte den Besitzer.
    »Ich empfehle mich. Wir sollten uns bei Gelegenheit treffen, um unsere Vorbereitungen zum Thronwechsel zu besprechen.« Tief verbeugte sich der Mann mit den silbernen Haaren. »Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit, Kabcara.« In aller Ruhe schritt er zur Tür hinaus, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
    Hochverrat oder von meinem Bruder gegen meinen Willen genommen werden?, wägte sie innerlich ab. Die Frage war schnell entschieden. Kabcara Zvatochna klingt sehr gut.
    Sie legte die Nachricht, die sie Tokaro einst geschrieben hatte, auf den Unterteller. Etwas Magie, und das Beweisstück verging in einem violetten Feuer.
    Anschließend nahm sie den obersten Keks, den Nesreca als Zeichen für die Herrschaft in die Mitte gelegt hatte, betrachtete ihn und biss die Spitze ab. Genüsslich kaute sie.
    Kontinent Ulldart, Kensustria,
Meddohâr, Spätherbst 459 n. S.
    K eine Spur von unserem Piratenpaar. Besorgt durchforstete der ilfaritische König die zusammengetragenen Botschaften aus Verbroog. Die Sonnen waren schon lange

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