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Die Quellen Des Bösen

Die Quellen Des Bösen

Titel: Die Quellen Des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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noch schwerer als das, was Stoiko widerfuhr. Dafür möchte ich keine Vergebung.« Schon wandte er sich zum Gehen.
    »Jetzt sehe ich es. Es gefällt dir«, verstand Norina, packte ihn am Arm und hielt ihn fest. »Du magst es, auf eine makabre Art zu leiden und deiner Seele mit der Schuld Schmerzen zu bereiten.«
    »Lass mich«, versuchte er sie abzuwehren.
    Ihre Entschlossenheit, die er von früher so gut kannte, machte ihm einen Strich durch die Rechnung. »Oh, nein, mein Lieber. Du magst dich verändert haben. Jeder, der dir näher kommt, spürt das.« Demonstrativ trat sie auf ihn zu, schlug seine Kapuze nach hinten. »Doch man kann es überwinden.« Das Harte in ihren Augen wich, ihr Blick ruhte gütig auf seinem Gesicht. »So wie du das Böse in dir überwunden und dich von den falschen Freunden losgesagt hast.« Sie küsste sanft seine Stirn. »Ob du es hören möchtest oder nicht: Ich verzeihe dir.«
    Lodrik schloss die Augen, schluckte.
    Langsam hoben sich seine Arme, er legte sie auf den Rücken der Brojakin und zog sie an sich. Der ehemalige Kabcar fühlte keinen Widerstand. Tatsächlich erwiderte sie die Liebkosung. Er roch an ihrem Haar, schöne, unvergessliche Erinnerungen stiegen auf. Umschlungen standen sie auf der Straße.
    »Ich sorge dafür, dass Ulldart nicht länger leiden wird«, sagte er gedämpft, die Rührung brach seine Stimme. »Wenn man mich nicht wegen meiner Taten zum Tode verurteilt, gehe ich an einen Ort, fernab von allen Menschen.«
    »Ach, du begleitest mich nach Granburg?«, gab sie die Überraschte. »Darauf freue ich mich sehr.«
    »Nein, du verstehst mich falsch, Norina.« Er lächelte sie an.
    Sie grinste. »Absichtlich.«
    Lodrik blieb ernst, das Traurige in seinem Blick verschwand nicht. »Ich gehe irgendwo hin, in die Verbannung. In die menschenleeren Weiten Borasgotans vielleicht.«
    »Auch gut. Dort war ich noch nie. Fatja könnte uns sicherlich ein schönes Ziel nennen.«
    »Begreife es doch! Ich will nicht, dass du mitgehst.«
    »Und ich will nicht, dass du überhaupt gehst«, fuhr ihn die Frau beinahe schon wütend an. »Meine Gefühle zu dir haben sich in all den Jahren nicht verändert, das wusste ich, seitdem ich dir in jener Nacht in die Augen blickte und du mir mein Gedächtnis zurückgabst. Kann es ein stärkeres Zeichen geben, Lodrik, dass wir zusammen gehören?« Sie fuhr ihm durchs Haar. »Einmal musste ich dich verlassen. Das wird nie wieder geschehen.« Sie hakte sich ein. »Und nun komm. Waljakov wartet. Und unser Sohn.«
    Das Paar spazierte zurück zum Tempel. Unterwegs ergriff Lodrik ihre Hand. Bei allen Göttern, ich habe sie wieder!
    Die Schwere, die Trostlosigkeit, die sich seit seinem Besuch in der Unterwelt seines Gemüts bemächtigt hatten, wichen wie dunkle Wolken zurück und gewährten dem Lichtstrahl, der durch Norina in sein Dasein fiel, ein Durchkommen.
    Ein anderes, sehr menschliches Empfinden, das er ewig nicht mehr verspürt hatte, meldete sich. Er bekam Hunger.
    In dem aus Weide gefertigten Korb glitt Tokaro in rasender Geschwindigkeit über das Land. Die Welt breitete sich wie ein bunter Flickenteppich unter ihm aus. Felder, Wiesen, Wälder bildeten dort, wo der Schnee dünner war oder taute, eine farbliche Abwechslung. Die erwachende Natur lieferte ein erstes schwaches Grün und eine Ahnung des Frühlings, der sich gegen den Winter auflehnte und an manchen Stellen bereits durchsetzte.
    Wilde Tiere flüchteten vor dem seltsamen Objekt, das plötzlich über ihre unberührten Refugien flog, die wenigen Menschen, die es zu Gesicht bekamen, starrten mit offenen Mündern an den Himmel und baten um den Beistand der Götter.
    Sechs Modrak waren mit seidenen Seilen an der Gondel befestigt und trugen sie über alle Hindernisse hinweg.
    Kein See, kein reißender Fluss, nicht einmal unwegsames Hügelland und Gebirgsausläufer vermochten die geflügelten Wesen aufzuhalten. Alle drei Tage wechselten sie sich mit ausgeruhten Artgenossen ab, die sie in dem jeweiligen Gebiet, das man gerade durchquerte, ausfindig machten. Auch wenn Treskor ein schneller Hengst war, gegen die Geschwindigkeit der Modraks, das musste der Passagier einräumen, würde er es nicht aufnehmen können.
    Lodrik hatte ihm erklärt, wie das Amulett funktionierte und dass die Modrak sehr widerspenstig waren. Notfalls sollte er einen von ihnen mit seinen Feuerwaffen erlegen, um die anderen zum Gehorsam zu bringen.
    Die Unterhaltung mit dem einstigen Kabcar fiel kurz aus, sie wechselten

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