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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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gemacht. Mit Hilfe dieser Bilder hatte Artemis eine digitale Rekonstruktion des Raumes angefertigt. Nach seinen Berechnungen gab ihm Butlers momentane Position einen Schutzbereich von zehn Kubikmetern. In diesem Bereich war alles, was er tat, hinter der Bauzeichnung verborgen. Im Moment konnten die Wachleute nur seine Turnschuhe sehen.
    Artemis lehnte sich mit dem Rücken gegen eine Schließfachwand, zwischen zwei Stahlbänke. Er stützte sich mit den Armen auf den Bänken ab, schlüpfte aus seinen Turnschuhen und glitt vorsichtig auf eine der Bänke.
    »Halten Sie den Kopf niedrig«, riet Butler.
    Artemis suchte in seinem Rucksack nach dem Gameboy. Obwohl das würfelförmige Gerät tatsächlich auch Videospiele abspielen konnte, war seine wichtigste Funktion ein Röntgenleser mit Direktwiedergabe. Die Röntgenleser waren in gehobenen Kriminellenkreisen gang und gäbe, und es war für Artemis nicht weiter schwierig gewesen, ein solches Gerät als Teenagerspielzeug zu tarnen.
    Artemis schaltete das Gerät ein und fuhr damit über die Tür des Schließfachs neben dem von Butler. Der Leibwächter hatte sein Fach zwei Tage nach Crane und Sparrow gemietet, und es war anzunehmen, dass die beiden Fächer nahe beieinander lagen, sofern Crane und Sparrow nicht eine spezielle Nummer verlangt hatten. In dem Fall hieße es: Zurück auf Los. Artemis schätzte, dass sein erster Versuch, den Elfendieb zu stehlen, eine vierzigprozentige Erfolgschance hatte. Das waren keine idealen Voraussetzungen, doch ihm blieb nichts anderes übrig, als es zu versuchen. Auch wenn er Pech hatte, würde er zumindest mehr über die Sicherheitsvorkehrungen der Bank erfahren.
    Der kleine Bildschirm des Würfels verriet ihm, dass das erste Schließfach mit Bargeld gefüllt war.
    »Negativ«, sagte Artemis. »Nur Geld.«
    Butler hob eine Augenbraue. »Sie wissen ja, das Sprichwort sagt, davon kann man nie genug haben.«
    Artemis war bereits zum nächsten Fach weitergerückt.
    »Nicht heute, alter Freund. Aber wir werden unser Schließfach behalten, für den Fall, dass wir noch mal herkommen müssen.«
    Im zweiten Fach lag ein zusammengebundener Stapel Dokumente. Das danach enthielt ein Tablett mit einem Haufen loser Diamanten. Beim vierten Schließfach landete Artemis einen Volltreffer: Darin befand sich eine lange Röhre mit einer zusammengerollten Leinwand.
    »Ich glaube, wir haben es, Butler. Das hier könnte es sein.«
    »Sie können sich noch lange genug darüber freuen, wenn das Bild in Fowl Manor an der Wand hängt. Beeilen Sie sich, Artemis, mir werden allmählich die Arme lahm.«
    Artemis riss sich zusammen. Natürlich hatte Butler Recht. Noch hatten sie den Elfendieb nicht in ihrem Besitz, falls dieses Bild überhaupt Hervés verschollenes Meisterwerk war. Es konnte ebenso gut ein mit Buntstift gemalter Hubschrauber sein, den ein stolzer Großvater hier deponiert hatte.
    Artemis schob den Röntgenleser zum Boden des Schließfachs. An der Tür stand kein Herstellername, aber oft konnten Handwerker der Versuchung nicht widerstehen, irgendwo eine Signatur zu hinterlassen. Selbst wenn niemand außer ihnen wusste, dass sie da war. Nach etwa zwanzig Sekunden fand Artemis, wonach er suchte. In der Rückwand der Tür war der Name Blokken eingraviert.
    »Blokken«, sagte der Junge triumphierend. »Wir hatten Recht.«
    Weltweit gab es nur sechs Firmen, die in der Lage waren, Schließfächer dieser Qualität herzustellen. Artemis hatte sich in ihre Computer eingeloggt und die Internationale Bank schließlich auf der Kundenliste von Blokken gefunden. Blokken war ein kleines Familienunternehmen in Wien, das auch Schließfächer für einige Banken in Genf und auf den Cayman-Inseln herstellte. Butler hatte ihrer Werkstatt einen kleinen Besuch abgestattet und zwei Universalschlüssel mitgehen lassen. Natürlich waren diese Schlüssel aus Metall und würden dem Detektor nicht entgehen, sofern nicht etwas Metallenes aus irgendeinem Grund durchgelassen wurde.
    Artemis schob Daumen und Zeigefinger in den Mund und löste die Zahnspange von seinem Oberkiefer. Unter der Gaumenplatte waren zwei Schlüssel befestigt. Die Universalschlüssel.
    Artemis ließ seinen Kiefer einen Moment kreisen. »Das tut gut«, sagte er. »Ich dachte, ich würde ersticken.«
    Das nächste Problem war die Distanz. Zwischen dem Schließfach und dem Zentralschloss neben der Tür lagen zweieinhalb Meter. Zum einen konnte ein einzelner Mensch nicht gleichzeitig beide Schlüssel bedienen, und

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