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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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entsetztem Geheul sofort wieder zurück.
    Holly wischte sich das Spritzwasser aus den Augen.
    »Okay«, sagte sie. »Ich habe einen Plan. Ich bleibe hier und kämpfe gegen sie, und du gehst zurück ins Wasser.«
    Artemis schüttelte kurz, aber bestimmt den Kopf.
    »Danke für das Angebot, aber das wäre so gut wie Selbstmord für uns beide. Die Trolle würden Sie innerhalb von Sekunden verschlingen, und dann bräuchten sie nur noch zu warten, bis die Strömung mich wieder hierher schwemmt. Nein, es muss eine andere Möglichkeit geben.«
    Holly warf einem der Zottelwesen einen Trollschädel zu. Es fing ihn geschickt auf und zerdrückte ihn mit einer Klaue. »Ich bin ganz Ohr.«
    Artemis massierte sich die Stirn mit einem Fingerknöchel, um seine blockierten Erinnerungen zu befreien. »Wenn ich mich doch bloß erinnern könnte...«
    »Ist denn gar nichts mehr da?«
    »Einzelne Bilder, nichts Zusammenhängendes. Bilder wie aus einem Albtraum. Möglicherweise ist das alles nur eine Halluzination. Das wäre die logischste Erklärung. Vielleicht sollte ich mich einfach entspannen und darauf warten, dass ich aufwache.«
    »Betrachte es als Herausforderung. Wenn das Ganze ein Rollenspiel wäre, wie würde deine Figur entkommen?«
    »Dazu müsste ich die Schwächen der anderen Seite kennen. Angst vor dem Wasser ist eine...«
    »Und Licht«, stieß Holly hervor. »Trolle hassen Licht. Es verbrennt ihre Netzhaut.«
    Die ersten Ungeheuer wagten sich auf ihre improvisierte Brücke, vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend. Der Gestank ihres ungewaschenen Fells und ihres fauligen Atems wehte zu der kleinen Insel herüber.
    »Licht«, wiederholte Artemis. »Deshalb fühlen sie sich hier so wohl. Es ist ziemlich schummrig.«
    »Ja. Hier funktioniert nur noch die Notbeleuchtung, und die Sonne läuft auf kleinster Stufe.«
    Artemis sah nach oben. Holografische Wolken zogen über einen unechten Himmel, und in der Mitte, dramatisch über dem Dach des Tempels arrangiert, leuchtete schwach eine kristallene Sonne.
    Ihm schoss eine Idee durch den Kopf. »An der vorderen Ecke des Tempels ist ein Gerüst aufgebaut. Wenn wir es schaffen, da hochzuklettern und an die Sonne heranzukommen, könnten Sie sie mit den Akkus aus den Handschellen wieder zum Leuchten bringen?«
    Holly zog die Stirn kraus. »Ja, ich denke schon. Aber wie kommen wir an den Trollen vorbei?«
    Artemis griff nach der Videokapsel, auf der noch immer Opals Nachricht lief. »Wir lenken sie mit ein bisschen Fernsehen ab.«
    Holly drückte auf den Tasten der Kapsel herum, bis sie die für die Helligkeit fand. Sie schaltete sie auf höchste Stufe. Opals Gesicht verblasste, bis der Bildschirm gleißend hell war.
    »Beeilen Sie sich«, drängte Artemis und zupfte Holly am Ärmel. Der erste Troll war halb über die Brücke, gefolgt von seinen schwankend balancierenden Kumpanen. Die zotteligste Conga-Truppe der Welt.
    Holly drehte die Videokapsel mit dem Bild nach unten. »Ich glaube kaum, dass das funktioniert«, sagte sie.
    »Ich auch nicht«, erwiderte Artemis. »Aber es gibt keine andere Möglichkeit.«
    »Ich weiß. Ich wollte nur noch sagen, es tut mir Leid, dass du dich nicht erinnerst. In solchen Zeiten tut es gut, einen Freund bei sich zu haben.«
    Artemis legte ihr kurz den Arm um die Schulter. »Wenn wir das hier überstehen, werden wir Freunde sein. Durch ein gemeinsames Trauma verbunden.«
    Ihre kleine Insel begann zu beben. Schädel kollerten herunter und fielen ins Wasser. Die Trolle kamen immer näher. Sie ruderten mit den Armen und brüllten bei jedem Tropfen auf, der ihr Fell berührte. Die Tiere, die noch am Ufer waren, hämmerten wieder mit den Fäusten auf den Boden, und aus ihren Mäulern troffen lange, gierige Speichelfäden.
    Holly wartete bis zum letzten Augenblick, um die größtmögliche Wirkung zu erzielen. Der Bildschirm der Videokapsel war gegen den Müllhaufen gedrückt, damit die herannahenden Trolle nicht ahnten, was sie erwartete.
    »Holly!«, sagte Artemis drängend.
    »Warte«, flüsterte Holly. »Nur noch einen kleinen Moment.«
    Der erste Troll hatte ihre Insel erreicht. Er war offensichtlich der Anführer der Horde. Er richtete sich zu einer Höhe von fast drei Metern auf, schüttelte seinen zotteligen Kopf und brüllte zu dem künstlichen Himmel hinauf. Dann bemerkte er offenbar, dass Holly und Artemis gar keine brünstigen Trollweibchen waren, und rasende Wut überflutete sein winziges Hirn. Gift tropfte aus seinen Stoßzähnen, und er

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