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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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zu einer runden Kammer, deren Wände mattgrün leuchteten. Auch das hatte Mulch erklärt. Die Wände waren mit Zwergenspeichel beschichtet, der sich durch Kontakt mit der Luft verhärtete und anfing zu phosphoreszieren. Unglaublich. Trinkende Poren, lebende Haare und jetzt leuchtender Speichel. Was noch? Explosiver Schleim? Würde ihn nicht überraschen. Wer wusste schon, welche Geheimnisse die Zwerge sonst noch im Ärmel hatten. Oder anderswo.
    Butler schob mit dem Fuß einen Haufen Kaninchenknochen beiseite, die Überreste früherer Zwergensnacks, und setzte sich, um zu warten.
    Er sah auf das beleuchtete Zifferblatt seiner Omega. Es waren fast dreißig Minuten vergangen, seit er Mulch in Tara abgesetzt hatte. Der kleine Mann sollte längst hier sein. Normalerweise wäre der Leibwächter auf und ab gegangen, aber in der Kammer war kaum genug Platz, um aufrecht zu stehen, geschweige denn hin und her zu wandern. Also kreuzte er die Beine zum Schneidersitz, um sich eine Mütze voll Aktiv-Schlaf zu gönnen. Er hatte seit dem Bombenangriff in Deutschland nicht mehr geschlafen, und er war nicht mehr der Jüngste. Sein Puls und Atemrhythmus verlangsamten sich nach und nach, bis seine Brust sich kaum noch bewegte.
    Acht Minuten später begann die Kammer heftig zu beben. Stücke von gehärtetem Speichel brachen aus der Wand und zerschellten. Der Boden unter seinen Füßen glühte rot, und Schwärme von Insekten und Würmern flohen vor der Hitze. Butler stellte sich an die Seite und klopfte sich gelassen den Staub vom Anzug. Kurz darauf fiel ein zylindrisches Stück aus dem Boden und hinterließ ein dampfendes Loch.
    Von unten klang Mulchs Stimme herauf, verstärkt durch das Lautsprechersystem des gestohlenen Shuttles.
    »Los, Menschenmann, beeilen Sie sich. Wir müssen Holly und Artemis retten, und die ZUP klebt mir am Hintern.«
    An Mulch Diggums Hintern , dachte Butler schaudernd. Ich kann mir angenehmere Orte vorstellen. Der Leibwächter kletterte in das Loch und ließ sich in die offene Deckenklappe des schwebenden ZUP-Shuttles gleiten. Polizeishuttles waren selbst für Unterirdische eng, aber Butler hätte nicht mal aufrecht auf einem Stuhl sitzen können, selbst wenn es einen gegeben hätte, der groß genug für ihn war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als sich hinter den Pilotensitz zu knien.
    »Alles bereit?«, fragte er.
    Mulch pflückte einen Käfer von Butlers Schulter und schob ihn in seinen Bart, wo das bedauernswerte Insekt sofort von den Haaren umschlossen wurde. »Für später«, erklärte er. »Oder möchten Sie ihn?«
    Butler lächelte bemüht. »Danke, ich habe schon gegessen.«
    »Tatsächlich? Nun, dann sollten Sie zusehen, dass alles drinbleibt, denn wir haben es eilig, und ich werde wohl ein paar Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten müssen.«
    Der Zwerg ließ die Gelenke in seinen Fingern und Zehen krachen und tauchte in steilem Spiralflug ab. Butler segelte an die Rückwand des Shuttles und musste drei Sicherheitsgurte aneinander haken, um sich weitere Schleudergänge zu ersparen.
    »Ist das wirklich nötig?«, knurrte er.
    »Sehen Sie sich mal um«, erwiderte Mulch.
    Butler kämpfte sich auf alle viere und blickte durch die Rückscheibe. Sie wurden von drei Punkten verfolgt, die wie Glühwürmchen aussahen, in Wirklichkeit aber kleinere Shuttles waren. Ihre Verfolger ahmten jede Drehung und jedes Ausweichmanöver exakt nach. Einer der Flieger schoss ein kleines, funkenstiebendes Torpedo ab, das den Rumpf ihres Shuttles erbeben ließ. Butler spürte, wie die Poren seines kahl geschorenen Kopfes sich zusammenzogen.
    »Eine ZUP-Andockkapsel«, erklärte Mulch. »Sie hat unsere Kommunikationsantenne gekappt, für den Fall, dass wir irgendwo in den Schächten Komplizen haben. Außerdem klinkt die Kapsel sich in unser Navigationssystem ein. Dadurch können sie uns ewig verfolgen - es sei denn...«
    »Es sei denn was?«
    »Es sei denn, wir sind zu schnell für sie. Verlassen ihren Empfangsbereich.«
    Butler zog die Sicherheitsgurte fester um sich. »Und, schaffen wir das?«
    Mulch dehnte erneut Finger und Zehen. »Probieren wir's aus«, sagte er und gab Vollgas.
     
     
    Die elf Weltwunder,
    Artemis-Tempel, Erdland.
     
    Holly und Artemis hockten nebeneinander auf der kleinen Müllinsel und sahen zu, wie die Trolle ihre Brücke bauten. Die Ungeheuer schleuderten wie die Wahnsinnigen Stein um Stein in das flache Wasser. Einige tauchten sogar mutig einen Zeh in den Fluss, zogen ihn jedoch unter

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