Die Rache
Kleidungsstück gefunden, das zu irgendetwas am Tatort passen könnte.«
»Was ist mit dem Matsch?«, fragte Dante. »Der Commander ist auf den Feldern herumgelaufen. Dabei muss er doch Stiefelabdrücke hinterlassen haben.«
»Ja«, gab Vanessa zu. »Wir haben tatsächlich Stiefelabdrücke gefunden, die zur SchuhgröÃe des Commanders und zum Sohlenmuster von Doc-Martens-Stiefeln passen. Aber diese Stiefel tragen viele Biker,
und der Commander hat GröÃe 42, eine ganz gewöhnliche SchuhgröÃe für Männer.«
»Also sind die Abdrücke nutzlos?«
»Nicht nutzlos«, erklärte Vanessa. »Nur nicht ausreichend. Eine Jury muss über jeden Zweifel hinweg überzeugt sein, und das bedeutet, dass man weit mehr braucht als ein paar Stiefelabdrücke, um einen Mord zu beweisen. Im Augenblick ist das Einzige, was den Commander möglicherweise hinter Gitter bringen kann, die Aussage, die du in der Mordnacht bei der Polizei gemacht hast, und alles, was du vor Gericht aussagen wirst.«
Dante nickte. »Haben Sie den Commander schon angeklagt?«
»Nein«, erwiderte Vanessa. »Wir gehen erst alle Beweise durch und entscheiden dann innerhalb eines Tages, ob wir den Commander verhaften und anklagen oder nicht. Ich habe Ross gebeten, dich hierherzubringen, weil ich dich kennenlernen will und dir ein paar wichtige Fragen zu deiner Aussage stellen muss.«
»Nun, da bin ich! Fragen Sie ruhig«, erklärte Dante fröhlich.
Vanessa lächelte.
»Einige meiner Fragen werden dich wahrscheinlich ziemlich aufregen, Dante. Du musst wissen, dass der Motorradclub der Bandits einen Rechtsfonds hat, in den jedes Mitglied jährlich ein paar hundert Pfund einzahlt. Das heiÃt, dass sie sich gute Anwälte, die besten
forensischen Tests und die besten Gutachter leisten können. Die Anwälte des Commanders müssen nur bei dem einen oder anderen Jurymitglied den Hauch eines Zweifels aufkommen lassen, damit er nicht ins Gefängnis muss.«
Dante verstand sofort, was Vanessa meinte. Mit seinen neun Jahren hatte er schon oft genug miterlebt, wie die Mitglieder des South-Devon-Clubs Ãrger mit dem Gesetz bekamen, und die wildesten Clubhaus-Partys hatte es immer dann gegeben, wenn einer von ihnen ein »Nicht schuldig« vor Gericht erreicht hatte.
»Wir haben zwei Probleme«, fuhr Vanessa fort. »Das erste ist, dass du nicht der einzige Zeuge sein wirst. Ich garantiere dir, dass noch einige andere Leute in den Zeugenstand treten werden, die bereit sind zu schwören, dass der Commander zur Zeit des Mordes bei ihnen war.«
Dante nickte. »Mein Dad hat auch mal ein paar Londoner Bandits ein Alibi gegeben. Er hat gesagt, dass sie mit ihm in einer Bar in Salcombe gewesen waren, als sie tatsächlich in London einer Frau ihren Schmuck gestohlen haben.«
»Gegen Zeugen, die lügen, können wir nicht viel machen«, meinte Vanessa. »Aber das Entscheidende dabei ist, dass du ein guter, ehrlicher Zeuge bist. Und da liegt, glaube ich, unser zweites Problem.«
»Warum?«, fragte Dante.
Vanessa holte ein Foto des T-Shirts hervor, das er an dem Abend, als seine Eltern starben, im Clubhaus
getragen hatte. Das T-Shirt mit dem Blutfleck. Dann las sie einen Teil von Dantes Zeugenaussage vor.
»Ich habe mit meinem Freund Joe im Clubhaus gespielt und er hat Nasenbluten bekommen. Er hat ständig Nasenbluten, und ich habe das Blut aufs T-Shirt gekriegt. Die Sache ist die, Dante â die Forensiker haben sich das Blut angesehen. Siehst du, wie es über das ganze T-Shirt gespritzt ist?«
Dante nickte.
»Das war kein normales Nasenbluten, oder?«
»Nein«, gab Dante verlegen zu.
»Wir haben auÃerdem das Blut getestet und es passt nicht zu Joes Blutgruppe«, fuhr Vanessa fort. »Also, wessen Blut ist es dann?«
Dante sah Ross schuldbewusst an und zuckte mit den Achseln. »Es ist das Blut von Martin Donnington. Das ist der andere Sohn des Commanders.«
»Und was ist nun wirklich passiert?«, fragte Vanessa.
»Und â was viel wichtiger ist â warum hast du nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt?«, warf Ross ein.
Dante schrumpfte in sich zusammen.
»Ich wollte keinen Ãrger bekommen wegen der Prügelei. Deshalb habe ich gesagt, es sei Nasenbluten.«
Seufzend sah Vanessa Ross an.
»Aber alles andere, was ich gesagt habe, ist wahr«, fuhr Dante etwas
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