Die Rache-Agentur
Entspannungstiteln aus dem Urlaub.
«Wie fanden Sie das hier?»
Flick tat etwas Trockenfutter in die Näpfe von Dolce und Gabbana, woraufhin sich die beiden Katzen sofort darüber hermachten. Sie würde jemanden bitten müssen, sie zu füttern, bis sie, tja, bis sie es für sicher genug hielt zurückzukommen.«Ich habe es geliebt. Es war eines der ersten, die ich von ihm gelesen habe. Seitdem habe ich es noch zweimal gelesen und auch alle seine anderen Bücher.»
«Ich auch.»
Sie blieb stehen und sah ihn an. Eine tragische Liebesgeschichte – das passte gar nicht zu ihm. Kaum Lesefutter für einen Bauunternehmer.
«Sehen Sie mich nicht so ungläubig an», lachte er. «Auch ich habe Gefühle, ob Sie’s glauben oder nicht.»
Plötzlich genervt, dass die Stimmung ein wenig zu persönlich wurde, als ihr recht war, stopfte Flick noch ein paar Sachen in ihre Tasche und griff nach den Schlüsseln. «Sollen wir?»
Ben stellte das Buch ins Regal zurück. «Ja», erwiderte er zögernd. «Natürlich.»
Georgie stand auf und dehnte ihren Rücken. Der Minikühlschrank, den sie fürs Büro gekauft hatten, war mit Fruchtsäften und Mineralwasser gefüllt, und sie goss sich einen großzügigen Schluck Moosbeerensaft ein. «Du auch einen, Jo?»
Jo sah auf und streckte sich. «Kann ich bitte eine Granatapfelschorle haben?»
Draußen schien grell die Sonne, und durch die heruntergelassenen Jalousien herrschte eine schläfrige Atmosphäre im Büro. Es war ihr und Joanna auch ohne Flicks Hilfe gelungen, den Rest des Tags ohne große Mühe zu überstehen.
Kaum zu glauben, dass der Beginn des neuen Schuljahrs kurz bevorstand. Georgie wollte nicht zu sehr daran denken, was ihr das Jahresende wohl bescheren würde. Sie brauchte all ihre Kraft für das, was unmittelbar vor ihr lag, und für den Ärger, der damit einherging.
Wenigstens war Libby heute Morgen von Georgies jüngerem Bruder Tris, dessen Frau und ihrer Brut mit nach Devon genommen worden. Hoffentlich würde sie ein paarunbeschwerte Tage verbringen, Dämme am Bach bauen, der durch den Garten floss, mit ihren Cousins am Strand spielen und dort picknicken. Georgie und Ed hätten theoretisch Zeit gehabt, abends essen zu gehen und lauschige Nächte miteinander zu verbringen, aber das wäre lächerlich gewesen. Stattdessen blieb Ed distanziert, während Georgie ihm mit einer Frostigkeit begegnete, die zu kaschieren sie sich gar nicht erst die Mühe machte. Seltsamerweise schien er sich nicht zu wundern, und es brachte sie höchstens zum Lächeln, wenn sie sah, wie er zusammenzuckte, wenn er an Libbys Zimmer vorbeikam. Heute Nacht würde Georgie unter Libbys violettfarbener Überdecke schlafen, unter dem Vorwand, dass Eds Schnarchen sie störte und die Schwangerschaft sie wach hielt. Es war, als lebten sie getrennt zusammen.
Letzte Nacht hatte sie wach gelegen und war in Gedanken alles durchgegangen. Wohin führten ihre Entdeckungen sie nun? Ed hatte stets gescherzt, dass er sich eine weitere Scheidung nicht leisten könne – war das Grund, warum er so überzeugend log? Sie wusste, dass sie ihn eigentlich mit der Tatsache konfrontieren sollte, dass sie von der andauernden Beziehung zu Lynn wusste. Aber wie würde er reagieren? Weitere Versprechungen? Noch mehr Ausflüchte? Zum ersten Mal begriff sie den Rachedurst jener Frauen, die zu Flick und ihr gekommen waren. Bis jetzt hatte sie sie eher ein wenig amüsant gefunden. Außerdem hatte sie immer geglaubt, dass Untreue den Betrogenen das Herz brach und sie sich nichts sehnlicher wünschten, als dass alles wieder wäre wie früher. Und hatte nicht auch sie beim ersten Mal Ed nachgegeben, in dem verzweifelten Versuch, ihn zurückzugewinnen?
Aber jetzt war da irgendwo zwischen ihrem Herz und dem Baby ein harter Kern aus lodernder Wut, der sich nicht mehr auflösen wollte. Es war Ärger, gemischt mit etwas, das Hass sehr nahe kam. Indem sie jetzt nichts sagte, gewann sie Zeit, sich ihren nächsten Schritt genau zu überlegen.
Georgie stellte Joanna den Saft hin und kehrte zu ihrem Stuhl zurück. Auf dem Weg kam sie an Flicks Schreibtisch vorbei. Flick. Irgendetwas war mit ihr los gewesen, als sie gegangen war. Georgie hatte geglaubt, die üblen Kommentare auf YouTube hätten ihr zugesetzt – obwohl das gar nicht zu ihr passte. Wie sie Flick kannte, brauchte es mehr als das, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Aber vielleicht hätte Georgie ihr nichts davon erzählen sollen. Sie trank einen Schluck Saft und griff
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