Die Rache-Agentur
Problem – Debbies Verlobter war ein Hedgefonds-Manager mit einer Schwäche für Nachtclubs – kam Georgie, als sie Libby half, sich für die Valentinstagsdiscoin der Schule fertig zu machen. Der U V-Stift , den sie besorgt hatte, um Libby und ihren Freundinnen Blumen auf die Ärmchen zu malen, die im fluoreszierenden Discolicht sichtbar würden, kam bei einem Stapel fein säuberlich gebügelter Hemden im Haus von Debbie und ihrem Verlobten zum Einsatz. Die spärlich bekleideten jungen Dinger im Nachtclub dürften nicht so scharf darauf gewesen sein, sich mit einem Typen abzugeben, auf dessen Hemd in großen, leuchtenden Buchstaben zu lesen war: Ich habe Herpes. Und seine Kollegen fanden die Sache sicher zu amüsant, um ihn aufzuklären. Nach diesem Vorfall schien die Begeisterung des jungen Mannes für Nachtclubs ein wenig abgeschwächt zu sein, und Debbie war mehr als zufrieden. Als sie bei ihnen vorbeikam, um die zweite Rate des vereinbarten Honorars zu zahlen, tranken sie gemeinsam einen Kaffee und spekulierten, wie wohl die letzte Nacht im Club verlaufen sein mochte.
Nachdem Debbie gegangen war, fragte sich Georgie jedoch, auf was für eine Beziehung sich Debbie da einließ. Das war ein Thema, das sie lieber nicht mit Flick besprach, die für ihren Zynismus in Sachen Liebe geradezu berüchtigt war. Doch weshalb gab sich ein so hübsches und intelligentes Mädchen wie Debbie mit einer Ehe zufrieden, die auf Lüge und Manipulation basierte? Gedankenverloren spielte Georgie mit der wunderschönen Halskette, die Ed ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Sie trug die Kette, das dazu passende Armband und den Schal, der jetzt über der Lehne ihres Bürostuhls hing, fast jeden Tag, und sie wusste, dass Ed sich darüber freute, weil er ihr lange Blicke zuwarf, wenn er sie damit sah. Georgie zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder der Liste mit Klempnern aus der Umgebung, die sie gerade aktualisierte.
Der nächste Racheauftrag kam kurz vor Ostern in Gestalt einer Exfrau herein. Er war ebenso heikel wie lukrativ, und Georgie und Flick waren sich darüber einig, dass ihr Opfer alldas verdiente, was es bekommen sollte – und noch mehr. Sie fragten sich nur, ob es strafbare Beschädigung von Eigentum war, wenn sie die Worte «Ich bin ein geiziger Schweinehund» mit Unkrautvernichter auf den makellosen Rasen eines riesigen Anwesens im Ranchstil in der Nähe von Virginia Water sprühten. In letzter Minute kniffen sie und entschieden sich anstelle der Chemiekeule mit einer Langzeitwirkung von vier Monaten für eine mildere Formel. Es war etwas schwierig gewesen, Ed davon zu überzeugen, dass Georgie um Mitternacht von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet das Haus verlassen musste. Doch er war in letzter Zeit so erschöpft, weil er für die Sanierung eines Bahnhofs jede Menge Überstunden schob, dass er schließlich mit einem Achselzucken einwilligte. Er hatte ihr die Geschichte abgekauft, dass ein Kunde, der gerade von einer Reise zurückgekommen war, seine Schlüssel verloren habe, und war schlafen gegangen.
Die betrogene Exfrau hatte sich auf Georgies und Flicks Anraten um ein perfektes Alibi gekümmert. Doch wie sie beteuerte, käme für die Tat jede der geschiedenen Gattinnen in Frage, denn der Möbelimporteur verstand sich zwar auf charmante Konversation, doch wer sich von seinen Versprechen einwickeln ließ, durfte sich auf schleppende Unterhaltszahlungen gefasst machen. «Stellen Sie sich nur vor», freute sie sich diebisch, «wie seine Nachbarn langsam bemerken werden, dass der Rasen sich gelb färbt. Dann wird ihm sicher die Lust vergehen, die Nachbarschaft auf Drinks einzuladen, um seinen Garten zu präsentieren.»
Flick fasste es auf die ihr eigentümliche Weise zusammen: «Tja, er sollte besser aufhören, immer wieder zu heiraten, wenn er nicht willens oder in der Lage ist, sich eine weitere Exfrau zu leisten. Warum, in aller Welt, sollte man auf so einen Typen Rücksicht nehmen? Mein Dad war genauso ein Idiot, und ich hätte seinen Rasen liebend gern mit Unkrautvernichter besprüht, wenn er einen besessen hätte. Jetzt malehrlich: Sind Männer nicht einfach erbärmlich? Ich bin wirklich froh, dass ich nie geheiratet habe. Frauen, die sich darauf verlassen, dass der Mann an ihrer Seite das Richtige tut, sind echt arm dran!», sagte sie.
Georgie gähnte. «Ach, es sind nicht alle so schlecht. Wir hören ja nur von den Problemfällen, aber es gibt genügend Paare, die glücklich sind. Und es gibt eine
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