Die Rache-Agentur
unglaublich erotischen Akzent zu sprechen, der sich später als Brasilianisch herausstellen sollte. «Meine Freundin, ähm, Caroline, kam kurz vor Weihnachten zu Ihnen. Sie waren ihr bei einem kleinen privaten Problem behilflich, nicht wahr?»
Georgie hustete. «Joanna, könntest du vielleicht … könntest du vielleicht schnell mal zum Supermarkt laufen? Ich habe vergessen … Toilettenpapier zu kaufen. Genau. Wir haben keines mehr. Wäre das möglich?»
Etwas überrascht zog sich Joanna ihren Dufflecoat über und ging los. Es würde kompliziert werden, wenn «Caroline» ihren Freundinnen weiterhin die Dienste der Domestic Angels empfahl und ständig attraktive Brasilianerinnen in ihr Büro gestürmt kamen.
«Es geht um meinen Mann», fuhr die Frau fort. «Ich liebe ihn. Und er betet mich an, das weiß ich. Doch es gibt eineSache, die mich in den Wahnsinn treibt. Und ich halte es einfach nicht mehr aus!»
Sie machte eine theatralische Pause und legte das Gesicht in ihre perfekt manikürten Hände. Georgie blickte ängstlich zu Flick hinüber und fragte sich, ob dieser Fall vielleicht zu heikel war, um ihn anzunehmen.
«Es geht darum, wie ich einparke. Er macht sich immer über mich lustig. In São Paulo ist der Verkehr total chaotisch, aber da ich meistens einen Fahrer habe, muss ich mir darüber nicht den Kopf zerbrechen. Aber hier …!» Angewidert schüttelte sie den Kopf. «Ein, vielleicht zwei kleine Kratzer. Eine Beule vielleicht – sonst nichts! Ein paar Strafzettel wegen Falschparken. Es ist doch nur Geld. Und davon hat er wirklich mehr als genug. Warum erzählt er dann all unseren Freunden davon, als wäre es ein Riesenwitz? Ich bitte ihn immer wieder, nicht jedem davon zu erzählen, doch dann sagt er nur: ‹Ach, das ist britischer Humor. Ich mache das doch nur, weil ich dich liebe.› Ich-Halte-Es-Nicht-Mehr-Aus! Bitte helfen Sie mir, damit er aufhört. Er selbst ist leider total umsichtig. Er macht immer alles richtig. Wenn er vielleicht nur ein Mal einen Strafzettel bekommen würde, wären wir quitt. Und er würde nichts mehr sagen, das weiß ich!»
Georgie entspannte sich merklich. Das klang nicht besonders schwierig. Nachdem ihre neue Kundin, die sich mit dem absolut unbrasilianischen Namen Moira Kennedy vorgestellt hatte, gegangen war, setzten sich Flick und Georgie zusammen, um sich die passende Strafe für ihren Ehemann auszudenken.
Als sie einige Tage später mit dem Ersatzschlüssel für einen 7er BMW auf dem Armaturenbrett in Richtung Flughafen Heathrow fuhren, waren Georgie und Flick bester Dinge. Moiras Ehemann war geschäftlich nach Kuala Lumpur geflogen, und nach seiner Rückkehr würde er eine Überraschungerleben. Die Aktion war in kürzester Zeit erledigt, und da Moira bei Auftragserteilung eine Baranzahlung geleistet hatte, gönnten sich beide einen Latte macchiato. Eine ähnlich hohe Summe erwartete sie, sobald Moira den Blick ihres Ehemannes gesehen hatte, nachdem er gelandet war.
Am Ende bezahlte ihnen die Brasilianerin sogar fast das Doppelte des vereinbarten Honorars. Schadenfroh berichtete sie, mit welcher Befriedigung sie seinen Anruf entgegengenommen habe. Er bat sie, ihn abzuholen, weil er glaubte, dass sein Auto gestohlen worden wäre. Sie hatte ihm geholfen, die Decks des Parkhauses für Dauerparker abzusuchen, und ihm dann zuckersüß vorgeschlagen, vielleicht doch auch auf den anderen Parkplätzen nachzusehen, weil er schließlich so häufig auf Reisen ging. Sein entsetzter Unglaube über seine eigene Dummheit, als sie den Wagen schließlich auf dem Kurzparkerdeck fanden, wo er für die stolze Summe von fünfzig Pfund pro Tag bequem abgestellt worden war, und die Tatsache, dass er jetzt fünfhundert Pfund ärmer wurde, machten seinen Hänseleien ein für alle Mal ein Ende.
«Moira» versprach, sie weiterzuempfehlen, und sie mussten nicht lange auf den nächsten Auftrag warten. Eine gewisse «Debbie» meldete sich und vereinbarte einen Termin, um Flick und Georgie in der Agentur zu treffen. Im, wie sie es scherzhaft nannten, Vorstandszimmer konnten sie sich unterhalten. Es handelte sich dabei um die bessere Besenkammer, in der sie ihr Büromaterial und einen kaputten Stuhl aufbewahrten, den sie ohnehin wegwerfen wollten. Diesmal hatte Joanna eindeutig Verdacht geschöpft, und ein oder zwei Mal, während Debbie ihnen zögerlich ihr Ansinnen unterbreitete, hatte Georgie das Gefühl, sie vor der geschlossenen Tür rumoren zu hören.
Die Lösung zu diesem
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