Die Rache-Agentur
versuchte, so elegant wie möglich hinterherzuklettern, doch sie stolperte und musste sich an der Schulter eines Typen festhalten, der neben ihr stand.
«Hallo, Schätzchen», grölte er, während er zu seinem Freund blickte. «Schau, sie kann mir jetzt schon kaum widerstehen.»
Flick stürzte davon, bevor er ihr die Hand auf den Po legen konnte, und folgte Sharon, die sich bereits um ihre Stange wand. Aus dem Publikum waren jetzt Pfiffe und betrunkene Begeisterungsrufe zu hören, während Flick sich bemühte, Sharons Bewegungen nachzuahmen. Sie hoffte, dass das Ganze wie eine Choreographie aussah, in der sie Sharon absichtlich einen Takt hinterherhinkte. Während sie den Kopf keck nach hinten warf, versuchte sie, durch die Reihen der Männer zu spähen und den einen dicklichen Typen mittleren Alters, den sie suchten, in der Gruppe seiner Geschlechtsgenossen auszumachen. Diese Aufgabe wurde jedoch dadurch erschwert, dass sie kopfüber dastand. Doch im Augenwinkel konnte sie zumindest Georgie entdecken, die ihr wie verrückt zuwinkte und stumme Worte sprach, während sie auf den Kopf eines Kerls vor sich deutete.
«Total unauffällig, Georgie», murmelte Flick. Als sie wieder aufrecht stand und das Blut, das ihr in den Kopf gerauscht war, keine Sterne mehr vor ihren Augen tanzen ließ, nahm sie Jackson genauer unter die Lupe. Ihr Opfer. Er unterschied sich in rein gar nichts von den anderen Männern. Das dunkelblaue Hemd spannte über seinem Bauch. Er hielt ein Glas Bier in der Hand und war von Kollegen umgeben,darunter auch eine junge Frau in weißer Bluse und engem schwarzen Rock, die sich gerade über eine Bemerkung von ihm amüsierte.
Flick schob ein Bein um die Tanzstange, und als sie merkte, wie sehr sie Jackson angestarrt hatte, sah sie zu einem Burschen zu ihrer Linken hinüber, dessen Bierglas auf dem Weg zum Mund halb stehen geblieben war, da er seinen Blick nicht mehr von ihr lösen konnte. Bei dem Versuch, Sharons Bewegungen zu imitieren, wirbelte sie herum, doch dann sah sie, wie Sharon ihre Hüfte in unmissverständlichen Bewegungen gegen die Stange stieß, und entschied sich anders. Unbeholfen legte Flick das andere Bein um die Tanzstange, wobei sich die Spitze eines ihrer schrecklich unbequemen Pumps am unteren Ende verfing und sie schlagartig das Gleichgewicht verlor.
Sie schaffte es gerade noch, sich mit einer verschwitzten Hand an der Stange festzuhalten, und klammerte sich an das Ding, als hinge ihr Leben davon ab. Als sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden hatte, hielt sie Ausschau nach Georgie, die sie jetzt ein paar Personen weiter neben ihrem Opfer entdeckte. Sie hatte ihre Handtasche mit merkwürdigem Griff unter den Arm geklemmt und bewegte sie auffällig, während sie panisch auf ihre Armbanduhr zeigte, um Flicks Annäherung an Jackson etwas zu beschleunigen. Doch wie sollte Flick das anstellen? Sharon fabrizierte noch immer unaussprechliche Dinge an der Stange – die Phantasie dieser Frau war schier unerschöpflich –, und Flick war sich nicht sicher, ob sie einfach ihren Platz verlassen und weiter nach vorn tanzen durfte. Doch wie sollte sie sonst nahe genug an Jackson herankommen, damit Georgie sie gemeinsam vor die Linse bekam?
Der nächste Song schien eine Ewigkeit zu dauern, und Flick wurde immer gelangweilter und nervöser, während sie sich an der Stange bewegte. Plötzlich änderte sich die Musik und wurde langsamer und lasziver. Flick hätte vor Erleichterungfast aufgestöhnt, als Sharon von ihrer Stange abließ und sich an den Rand der Bühne bewegte. Dort beugte sie sich vor, um ihr Dekolleté einem Typen vor ihr und ihr Hinterteil den Kerlen neben ihr darzubieten.
Flick folgte ihr und stolzierte zum Bühnenrand, indem sie einen Fuß präzise vor den anderen setzte, als schreite sie über einen Laufsteg, wie sie es im Fernsehen gesehen hatte. So wackelte man also mit dem Po! Sie peilte ihr Opfer an, das zunächst alarmiert tat, als sie in seine Richtung marschierte, und dann zustimmend zu grölen begann, als sie ihm näher kam. Nachdem sie Sharon einen kurzen Blick zugeworfen hatte, die dicht vor dem Gesicht eines grinsenden Mannes mit ihren prallen Brüsten wackelte, biss Flick die Zähne zusammen und tat das Gleiche. Sie konnte nur hoffen, dass ihr Gesichtsausdruck halbwegs wirkte, als hätte sie Spaß dabei. O Gott, sie bekam einfach nicht genug Kohle für diesen Job!
Doch keine Verstellungskunst der Welt hätte die Ekstase in Jacksons Gesicht mimen können.
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