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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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Kaschmirpullover von der Farbe einer Gewitterwolke. Er trug das Etikett eines Designers, über den Georgie gelesen hatte, dessen Mode sie sich aber im Traum nicht hätte leisten können, ganz zu schweigen davon, seine heiligen Hallen in der Bond Street zu betreten. Sie schüttelte den Pullover aus und roch erstaunt daran. Georgie kannte das Parfüm nicht. Es war süß und schwer. Die Art von Parfüm, die sie niemals tragen würde.
    Ein Schreiben lag bei. Es war auf das Briefpapier eines kleinen, feinen Londoner Hotels gedruckt worden. Als Georgie die Notiz überflog, breitete sich ein Gefühl von Leere in ihrem Kopf aus. Satzfetzen drangen zu ihr durch. «Bei Ihrem letzten Aufenthalt   … wir hoffen, Sie haben es genossen   … dasZimmermädchen hat ihn gefunden   … wir freuen uns, Ihnen den Pullover zurückschicken zu dürfen.»
    Der Schalter des Wasserkochers sprang um. Georgie nahm den Pullover und ballte die Hände darin zu Fäusten. Es handelte sich sicher nur um ein dummes Missverständnis. Wieder nahm sie den Briefbogen zur Hand. Der Zeitraum, der dort erwähnt wurde. Letzte Woche. Georgie öffnete die Schublade und überprüfte den Terminkalender. Es war der wunderschöne graue Lederterminplaner, den sie Ed zu Weihnachten geschenkt hatte. Als sie zurückblätterte, merkte sie überrascht, dass ihre Hände zitterten.
    Erleichtert lachte sie auf. Aber sicher, der Termin lag in dem Zeitraum, in dem Ed in Cardiff zur Baustellenbegehung gewesen war. Dann war ja alles gut. Das Hotel hatte sich geirrt. Georgie goss den Tee auf, setzte sich hin und nahm einen Schluck aus ihrer Tasse, der so heiß war, dass sie sich die Lippen verbrannte. Aber was war, wenn nicht alles gut war? Was dann?
    Mittags rief sie schließlich in seinem Büro an. Seine Sekretärin erklärte Georgie so knapp, kühl und geschäftig wie immer, dass er zu Tisch sei. Georgie tat, als sei sie enttäuscht, doch sie hatte gewusst, dass sie ihn nicht erreichen würde. Genau deshalb hatte sie so lange mit ihrem Anruf gewartet. Sie wollte gar nicht zu ihm durchgestellt werden.
    «Vielleicht können Sie mir ja helfen, Abi. Ich versuche gerade, mich an etwas zu erinnern. Es geht um ein bestimmtes Datum. Es hat mit Libby zu tun. Ähm, wann war Ed das letzte Mal in Cardiff? Könnten Sie mir das sagen? Wann genau?»
    Schweigen. «Hmm, das ist schon eine Weile her. Wir haben das Projekt vor einigen Monaten abgeschlossen.»
    Georgie hörte sich atmen, flach und schnell. Am anderen Ende der Leitung bewegte Abi die Finger über die Tastatur.
    «Ja, da ist es. Im April. Er war vom 17. auf den 18. dort. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?»
    Irgendwie schaffte Georgie es, «Danke, auf Wiedersehen» zu stammeln. Dann stolperte sie zurück in die Küche. Der Terminplaner lag noch dort, wo sie ihn hatte liegen lassen. Georgie blätterte darin und sah seine Handschrift, groß, selbstbewusst und verlogen. Der Planer war voller Tage und Nächte, in denen er seine erfundenen Termine in Cardiff eingetragen hatte.
    Mit einer einzigen Handbewegung wischte Georgie alles vom Tisch. Der Planer fiel mit der aufgeschlagenen Seite nach unten. Seine cremefarbenen, verlogenen Seiten saugten den starken Tee auf, der aus dem zerbrochenen Becher lief.

Kapitel 10
    Alison Houghton war sich ziemlich sicher gewesen, dass das Meeting im Hotel um zwölf Uhr stattfand, doch auch um zehn nach zwölf war nichts von ihrem Mann zu sehen. Flick und Georgie hatten sich in eine Ecke der Lobby neben die riesige Fensterfront gesetzt, und Flick war ziemlich stolz darauf, von dieser strategisch günstigen Position aus überblicken zu können, wer im Hotel ankam und wer bereits im Foyer war. Georgie hätte sich zwar lieber hinter einer der großen Palmen versteckt, doch beide fanden, dass das ein bisschen zu sehr an Inspektor Clouseau erinnerte. Der Kellner war bereits auf sie aufmerksam geworden, weil sie im Gegensatz zu allen anderen Gästen, die Champagner und Cocktails bestellten, Wasser geordert hatten.
    «So sieht also das Leben aus, wenn man Geld hat», murmelte Georgie.
    «Mmm, wäre es nicht herrlich, an einem Dienstag durch Knightsbridge zu stöckeln, ein bisschen shoppen zu gehen und dann hierherzukommen, um ein Glas Champagner zu schlürfen, bevor man sich mit den besten Freundinnen zum Mittagessen trifft?»
    «Oder sich mit dem Mann einer anderen Frau vergnügt.»
    Georgies gehässiger Unterton erstaunte Flick, doch sie konnte ihren Gesichtsausdruck nicht lesen, da Georgie den

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