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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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es wenigstens nicht selbst entsorgen», antwortete Flick mit vollem Mund. «Ich wette, in Restaurants wie diesem landet eine Menge Essen im Müll. Außerdem ist der Salat viel zu teuer, um ihn nicht aufzuessen.»
    Ben und seine Begleiterin waren ebenfalls fertig mit ihrer Mahlzeit, die nach Fisch aussah. Die meiste Zeit sprach die Frau, wobei sie ab und zu den Kopf nach hinten warf und lachte. Wenn sie redete, gestikulierte sie mit ihren langen, dünnen Händen, und ihr Armband klimperte an ihremHandgelenk. Flick erblickte dicke Goldringe an ihrem Ringfinger. Merkwürdigerweise schien sie keine Handtasche bei sich zu haben, was bei einer Frau, die sich wahrscheinlich nie mehr als einen Zentimeter von ihrem Lippenstift entfernte, ziemlich seltsam war. Als der Kellner an ihren Tisch herantrat, winkte sie ihn nach kurzer Rücksprache mit Ben gebieterisch weg. Ganz offensichtlich war sie der Typ Domina. Vor Flicks innerem Auge tauchte sie in einem schwarzen Mieder und schwarzen Strapsen rittlings auf Ben sitzend auf, doch sie verdrängte den Gedanken sofort.
    Plötzlich erhoben sich beide und gingen auf die Tür zu. Flick stand hastig auf, um ihnen hinterherzueilen.
    «Zahl du.» Sie schnappte sich ihre Handtasche, zog ein paar Zehner daraus hervor, die sie Georgie in die Hand drückte, und machte sich so gelassen wie möglich auf den Weg zum Ausgang. Zurück in der Lobby, konnte sie die beiden zunächst nicht entdecken und wurde schon panisch, doch dann erblickte sie Ben bei den Aufzügen. Von seiner Begleitung war nichts zu sehen, dann sah Flick jedoch, wie sie von der Rezeption aus auf ihn zulief. Sie drückte den Knopf für den Fahrstuhl, und als sich die Türen öffneten, hatte Flick den Mut, ein weiteres Foto mit ihrem Handy zu machen. Dabei unterdrückte sie ein vages Gefühl von Enttäuschung.
    «Na, was habe ich dir gesagt?», fragte Georgie zynisch hinter ihr.
     
    «Lügen, Lügen, Lügen.» Während der Heimfahrt schlug Georgies Puls im Takt des einen Wortes, das ihr unaufhörlich im Kopf umherkreiste. Von der Fahrt selbst bekam sie kaum etwas mit. Sie war meilenweit entfernt. Weit weg in Cardiff. Sie stellte sich Ed vor, wie er im Hotel den Fahrstuhl bestieg – genauso wie Ben Houghton. Sie dachte an Begebenheiten und Dinge, die er gesagt hatte. Hatte er sie damals auch schon angelogen? Georgie fing an, alles in Frage zu stellen. Was konntesie noch glauben? Der Klang ihres Schlüssels im Schloss gab ihr nicht annähernd das Wohlgefühl, das sie bisher immer verspürt hatte. Ihr tat alles weh, und ihr war wieder übel.
    Zu Hause war alles so, wie sie es zurückgelassen hatte. Sie hatte das zerbrochene Porzellan aufgekehrt und Eds Terminkalender versteckt, als würde sein Verschwinden in der sanft zugleitenden Schublade das Chaos mit sich nehmen. Alles war hübsch und ordentlich, so wie Ed es mochte. Georgie ging im offenen Wohnbereich hin und her und quälte sich mit weiteren Bildern in ihrem Kopf.
    Hatte er ihr an jenem Morgen, an dem er sich mit dieser Frau getroffen hatte, zum Abschied einen Kuss gegeben? Hatte er Libby geküsst? Hatte er seinen besten Anzug getragen? Hatte sie den Anzug mit dem Flusenroller abgebürstet, weil sie dachte, er müsse bei einem Geschäftstermin einen guten Eindruck hinterlassen? Hatte er mit dieser Frau, die Kaschmir trug, über Dinge gelacht, die Georgie getan hatte, als die beiden sich kennengelernt hatten? Hatte er sie genauso geküsst, wie er Georgie küsste? Wie hatten sie sich geliebt? Hatte er aufgestöhnt, als er zum Höhepunkt kam? Hatte er ihr gesagt, dass er sie liebte?
    Übelkeit stieg ihr in der Kehle hoch, und sie rannte zur Toilette. Schwitzend umklammerte sie die Kloschüssel und übergab sich wieder und wieder, bis das Würgen schmerzte und ihr Rachen brannte. Sie betrachtete sich im Spiegel. Ihr Gesicht war rot, der Mund stand offen. Sie schnappte nach Luft. Vielleicht sah sie so aus, wenn sie Sex hatten. Sex und Kotzen – vielleicht lagen die beiden Dinge gar nicht so weit auseinander.
    Langsam richtete sie sich auf und betrachtete sich eine lange Zeit. Dann begann sie, ruhig und methodisch die Toilette zu putzen, und betätigte anschließend die Spülung. Sie wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser und tupfte es mit einem flauschigen, weißen Handtuch trocken, das sie auf dem vonEd ausgesuchten Designer-Handtuchhalter drapiert hatte. Ed. Georgie sah sich erneut im Spiegel an und strich sich das Haar glatt. Unfassbar. Sie sah immer noch aus wie sie

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