Die Rache-Agentur
beiden zu fotografieren. Doch noch bevor sie die Chance hatte abzudrücken, hatten sich die beiden bereits aus ihrer Umarmung gelöst. «Verdammt.»
«Komm schon, Flick. Die werden wohl kaum am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit herumknutschen, oder?» Georgie hatte kaum den Blick von ihrem Magazin gehoben.
«Aber ich brauche einen Beweis, oder nicht? Mist, sie gehen ins Restaurant. Komm, wie es aussieht, müssen wir den beiden hinterher.»
Nach einem kurzen, besorgniserregenden Moment, in dem der Oberkellner herumzickte, weil sie nicht reserviert hatten – eine in dem riesigen, leeren Restaurant vollkommen unnötige Aktion –, hatte er sie schließlich beleidigt zu einem Tisch geführt, der zum Glück nicht in der Nähe von Ben und seiner Begleiterin stand. Es waren nur sechs oder sieben weitere Tische besetzt, hauptsächlich von Geschäftsleuten, doch der Geräuschpegel und die obligatorische Kaufhausmusik taten ein Übriges, Flick und Georgie nicht verdächtig erscheinen zu lassen.
«Hast du die Preise gesehen?», fragte Georgie, nach Luft schnappend. «Das zahle ich nicht, nur um zuzusehen, wie sie ein Salatblatt auf ihrem Teller von links nach rechts schiebt und darauf wartet, dass er ihr die Hand auf den Schenkel legt.»
Flick überflog die Speisekarte. Was, wenn Ben das komplette Drei-Gänge-Menü bestellte? Wie sollten sie es schaffen, den Nizza-Salat, die weitaus preiswerteste Alternative, so langezu strecken? Gab es wirklich Leute, die zu solchen Preisen zu Mittag aßen?
«Mesdames?»
Der Kellner war neben ihrem Tisch aufgetaucht und hantierte mit ihren Servietten herum, während er die Bestellung aufnahm. Flick warf einen kurzen Blick zu Ben und seiner Begleiterin hinüber, die ihre Speisekarten geschlossen hatten und sich unterhielten. Sie sah nicht so aus, als würde sie ihren Teller leer essen. Wenn man sich ihre Figur genauer ansah, war es wahrscheinlicher, dass sie ausschließlich Flüssignahrung zu sich nahm. Und Ben, der stattlich gebaut war, wirkte eher wie die Sorte Typ, die das Motto vertraten: «Mittagessen ist was für Schlappschwänze». Flick hoffte also, dass sie richtiglag, und bestellte für sich und Georgie jeweils einen Salat.
Nachdem der Kellner davonscharwenzelt war, saßen sie schweigend da. Da sie nichts anderes zu tun hatte, tat Flick so, als spielte sie mit ihrem Handy herum, und hielt es nach oben, um ein paar Aufnahmen von ihrem Opfer zu machen. Völlig unschuldige Schnappschüsse. Tatsächlich hatte Ben eine Akte aus der Tasche gezogen und diskutierte die Unterlagen mit seiner Begleitung.
«Ach, komm schon, Kumpel. Tätschle wenigstens ein bisschen ihre Hand», murmelte Flick.
«Das macht er schon noch. Lass ihm Zeit», sagte Georgie und sah in die andere Richtung.
Flick tat ebenfalls so, als ließe sie den Blick gelassen durch den Raum schweifen, um die griechischen Säulen und die absurden Stoffmassen der Vorhänge an den Fenstern zu betrachten, doch ihr Blick kehrte immer wieder zu Ben Houghton zurück. Aus der Dunkelheit ihres Wagens heraus hatte sie ihn nicht genau betrachten können, doch jetzt stellte sie fest, dass er unfassbar gut aussah. Er hatte volles Haar, ein markantes und interessantes Gesicht, ein eckiges Kinn und einen offensichtlich durchtrainierten Körper. Im Vergleich zuden gelackten Geschäftsmännern im Restaurant wirkte er in seinen Jeans und dem Hemd apart und lässig, fast wie ein Großstadt-Cowboy.
Nur seine Augen konnte Flick nicht sehen. Die Augen verrieten immer die Wahrheit.
«Du starrst ihn an wie ein Stück Kuchen», zischte Georgie.
«Echt? Tut mir leid. Ich wollte nur sicher sein, dass ich eine vollständige Aussage über den Stand der Dinge treffen kann.»
Ihre Salate waren unzweifelhaft das Geld wert, das sie kosteten, und Flick war hungrig. Selbst mit dem Brot machte sie kurzen Prozess und nutzte Georgies Anteil, um die Salatsoße am Boden der Schüssel aufzutunken. Georgie rührte weder das Brot noch ihren Salat an, in dem sie bloß herumstocherte.
«Was ist denn los?», wollte Flick wissen.
«Ich habe einfach keinen Hunger. Irgendwie fühlt sich mein Magen flau an. Ich muss gestern etwas Schlechtes gegessen haben.» Georgie schob ihre Schüssel von sich, und Flick begann sofort, mit der Gabel darin herumzupicken. «Ich glaube nicht, dass das in einem Fünfsternehotel so gern gesehen wird», murmelte Georgie, und zum ersten Mal hatte sie ein leichtes Lächeln auf den Lippen.
«Na ja, auf diese Weise müssen sie
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