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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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sicher, weshalb sie Georgie nicht sagte, dass sie heute Abend erneut Ben Houghton ausspionieren ging. Wahrscheinlich dachte sie, dass Georgie ohnehin den Kopf voll hatte und sicher nicht damit belastet werden wollte. Also machte sich Flick allein auf den Weg durch die Wildnis Nordlondons in das grüne Hertfordshire und das idyllisch gelegene Anwesen von Stapely Park, dem neuesten und angesagtesten Hotel im Südosten Englands. Flick hatte in der Presse gelesen, es sei das Lieblingshotel von Spielerfrauen und Golfern, die zuhauf hierherkamen, um sich verwöhnen zu lassen. Allein der Parkplatz machte bereits beeindruckend deutlich, mit welcher Klientel man es hier zu tun hatte. Vor lauter Bentley Continentals und hübschen kleinen Sportwagen konnte man sich kaum bewegen, und das Geld der Neureichen schien aus jedem Auspuffrohr zu tropfen.
    Ihr verdreckter Jeep fiel natürlich auf – obwohl man vielleicht annehmen könnte, sie gehöre zum Personal   –, also versteckte Flick ihn unter einem Baum neben einer dichten Gruppe von Büschen und damit so weit wie möglich vom Hoteleingang entfernt. Dann betrat sie das Foyer. Ein beanstandungslos höflicher Empfangsportier, der offenbar geschult worden war, selbst niedere Kasten mit gleichmütiger Freundlichkeit zu behandeln, begrüßte sie. Nachdem Flick ein Glas Wein bestellt hatte, suchte sie sich eine diskrete Nische, von der aus sie mitbekam, was in der Lobby vor sich ging, und in der sie gleichzeitig im Verborgenen saß.
    Spätestens seit neun Uhr war ihr todlangweilig. Sie hatte so lange wie möglich an einem Glas Pinot Grigio herumgenippt, hatte jede Zeitung und jedes Magazin durchgeblättert, das herumlag, und war nun, nach wiederholten Nachfragen des Kellners, der langsam ein wenig skeptisch zu werden schien, auf Wasser umgestiegen. Im Hotel herrschte Hochbetrieb, und Flick war nicht nur hoffnungslos unangemessen gekleidet, ihr fehlte auch der ganzjährige Sonnenteint. VerschiedeneGrüppchen und Paare hatten bei einem Aperitif das Abendessen bestellt und waren weiter ins Restaurant gezogen, doch von Ben Houghton oder einer lasziven Schönheit fehlte jede Spur. Flick hatte sogar ein paar Mal so getan, als ginge sie zur Toilette. Sie wollte auf Nummer sicher gehen, dass sie Ben Houghton nicht verpasst hatte, doch sie konnte seine hochgewachsene Gestalt und seinen dichten Haarschopf nirgends erblicken.
    Alison hatte nicht geantwortet, als Flick bei ihr per SMS nachgehakt hatte, und gegen Viertel vor zehn warf sie das Handtuch. Sie war hungrig und wollte nach Hause.
    «Darf es noch etwas sein, Madam?», fragte der Kellner, als er ihr das Glas wegschnappte. «Ist Ihre Begleitung nicht gekommen?»
    «Nein», antwortete Flick schnell. «Nein, sie muss aufgehalten worden sein. Danke.» Sie nahm ihre Handtasche und ging durch die dicken Glastüren, die mit einem Monogramm versehen waren, hinaus auf den Parkplatz und in die Dunkelheit. Einige Autos fehlten bereits, zweifelsohne waren die Besitzer in ihre neo-georgianischen Landhäuser zurückgekehrt. Während Flick zu ihrem Jeep lief, durchwühlte sie ihre Handtasche auf der Suche nach dem Autoschlüssel. In dem Sammelsurium, das sie in der Tasche mit sich trug, war das keine leichte Aufgabe, und da Flick sich im Dunklen nicht wohlfühlte, begann sie hektischer danach zu wühlen. Da war ihr Lippenstift, ihr Handy, ein paar Münzen, nur nicht der dämliche Schlüssel.
    Als sie hinter sich eine Bewegung wahrnahm, wirbelte sie herum. Ihr Herz klopfte. Keine zwei Meter von ihr entfernt konnte sie im Dunklen die unverwechselbare Statur von Ben Houghton ausmachen. Flick schnappte nach Luft.
    «Sie haben es sich wohl zur Angewohnheit gemacht, in Hotellobbys herumzusitzen?», fragte er ruhig. «Ein merkwürdiges Hobby für eine Landschaftsgärtnerin.»
     
    Zu Hause angekommen, hatte Georgie ein paar Mal versucht, Flick auf dem Festnetz zu erreichen, und fast erleichtert festgestellt, dass sie nicht da war. Sie war sogar so erleichtert, dass sie sich nicht die Mühe machte, Flick auf dem Handy anzurufen. Georgie war sich ohnehin nicht sicher, wie oder sogar ob sie es ihr sagen sollte, und der Gedanke, ihre Neuigkeiten in den Hörer zu brüllen, um den Lärm in irgendeiner Bar zu übertönen, erschien ihr nicht besonders verlockend. Georgie sah sich in der Leere ihres Hauses um. Sie begann zu frösteln und zog ihre Strickjacke enger um sich.
    Wie es der Zufall wollte, übernachtete Libby bei einer Freundin, und Ed würde erst spät

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