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Die Rache-Agentur

Die Rache-Agentur

Titel: Die Rache-Agentur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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hatte sich an diesem Abend ungeheuer aufgebrezelt und schwitzte leicht unter dem dicken Make-up. «Von dir hört man in letzter Zeit wenig von der Männerfront. Gibt’s was Neues?»
    «Nein», erwiderte Flick knapp und umklammerte ihr Glas. «Bin allein ganz zufrieden, vielen Dank. So haben es die Katzen und ich viel leichter.»
    «Du könntest doch jeden haben. Und das weißt du auch», kreischte Sharon, die sich zurzeit in einer leidenschaftlich-destruktiven Beziehung mit einem Polizisten aus Seven Sisters in Sussex befand, dessen Schichtarbeit und Anbetung der
Spurs
ihrer echten Liebe nicht im Weg stand. «Ich würde alles geben, um so auszusehen wie du. Mein Terry steht total auf dich.»
    Flick stöhnte innerlich auf. Woher Männer bloß diese Phantasien über großgewachsene Frauen hatten?
    Schließlich hielt sie es nicht länger aus. Flick entschuldigte sich mit dem Hinweis auf einen frühen Termin am nächsten Morgen, griff nach ihrer Handtasche und kämpfte sich durch den dichten Duftnebel aus Issey Miyake und «Angel» von Thierry Mugler in Richtung Tür. «Bist du sicher, dass du gut allein nach Hause kommst, Schätzchen?», fragte Sharon, die schwankend aufgestanden war.
    «Na klar, niemand legt sich mit einer Zwei-Meter-Frau an, die auch noch Stilettos trägt.»
    «Da hast du wohl recht. Pass trotzdem auf dich auf!», lallte Sharon und ließ sich zurück auf den Stuhl plumpsen.
    Flick genoss die Abendluft, die trotz der sommerlichenTemperaturen nach der abgestandenen Luft im Restaurant erfrischend wirkte.
    Sie hängte sich die Handtasche über die Schulter und schlenderte die Straße hinab. Gelegentlich blieb sie vor einem der hellerleuchteten Schaufenster stehen. Sie priesen allesamt Sonderangebote an, verzweifelt bemüht, die Sommersachen aus dem Lager zu bekommen und Raum für die Winterkollektionen zu schaffen. Hier und da sah man bereits erste Wollteile und Wintermäntel, die angesichts der heißen Tage seltsam deplatziert wirkten. Flick blieb vor eine Boutique namens
Cantaloupe
stehen, ihrem Lieblingsladen, der von ihrer Freundin Susie geführt wurde, die ein glückliches Händchen hatte, wenn es darum ging, eine verführerische Wunderwelt aus hübschen Kleidern, Accessoires, Schuhen und Taschen zu erschaffen. Im Schaufenster befand sich ein Paar lachsrosafarbener Slingback-Pumps, die auf siebzig Pfund heruntergesetzt waren. Dieses schlaue Biest, dachte Flick lächelnd. Ich wette, das ist meine Größe, und sie hat sie ausgestellt, um mich in Versuchung zu führen. Sie fischte ihr Handy aus ihrer Tasche und schickte Susie eine SMS, in der sie darauf bestand, dass sie ihr die Pumps morgen zurücklegte, bis Flick sie anprobieren kam.
    Sie ging weiter und lächelte den Leuten zu, die händchenhaltend an ihr vorbeikamen und einen Schaufensterbummel machten, so wie sie. Eine laute Gruppe junger Männer kam auf sie zu, von denen einer rückwärts vor der Gruppe herging. Sie trugen alle T-Shirts und Jeans, die ihnen fast in den Kniekehlen hingen.
    «He, wie ist das Wetter da oben?», fragte einer von ihnen, als sie an ihr vorbeikamen. Was für ein origineller Witz.
    «Ha, ha. Du bräuchtest eine Leiter, um das herauszufinden», rief sie über ihre Schulter hinweg und ging weiter.
    Sie bog in ihre Straße ein, die spärlicher beleuchtet war, und beschleunigte ihre Schritte, eine Angewohnheit, die vomAllein-nach-Hause-Gehen kam. Ihre Schlüssel lagen bereits in ihrer Hand, als sie sich ihrem Haus näherte, doch als sie die Einfahrt hochging, sah sie etwas vor der Tür liegen. Beim Näherkommen erkannte sie, dass es ein Einkaufsbeutel war, und glaubte, dass ihr oder dem Mann in dem Apartment unter ihr ein Paket hinterlegt worden war. Beschwingt griff sie danach und sprang einen Satz zurück. Mit geöffnetem Maul und blutverdreckt lag eine riesige tote Ratte darin.
    Hinter ihr wurde ein Motor angelassen, und ein Wagen fuhr mit quietschenden Reifen aus einer Parklücke. Mit klopfendem Herzen erkannte Flick deutlich, dass es sich wieder um diesen BMW handelte. Sie runzelte die Stirn, als sie Besorgnis in sich aufkeimen spürte. Hatte sie da etwas gründlich missverstanden? Hatte Ben sie doch angelogen?

Kapitel 20
    «Komm schon, Lib. Es reicht.
Top Cat
ist auch morgen noch da.»
    Libby starrte auf den Computerbildschirm, ohne sich zu rühren. «Ja, aber ich will das hier noch sehen. Es gibt nicht viele Folgen, und ich will sie alle heute noch angucken. Morgen ist keine Schule   …»
    Diese Sturheit war neu.

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