Die Rache der Engel
Ahnung flackerte in meinem Kopf auf. Es war absurd, aber es gab nur eine Möglichkeit, mich zu vergewissern.
›Mein Gott.‹
Als ich mich umdrehte, verschlug es mir fast die Sprache. » Daniel …? Daniel Knight?«
Nur wenige Schritte von mir entfernt stand ein rotblonder Mann, der in einem dicken Anorak und Bergstiefeln steckte; sein Gesicht verschwand hinter einem ebenfalls rotblonden Vollbart, der ihn wilder aussehen ließ, als er eigentlich war. Er betrachtete mich mit einem merkwürdigen Wohlgefallen.
» Freut mich, dass du dich noch an unsere Freundschaft erinnerst. Seit unserer letzten Begegnung sind fünf Jahre vergangen, Darling. Fünf Jahre, in denen du nicht einmal die Güte hattest, mich anzurufen.«
» Sie… Sie kennen sich?«, fragte Ellen Watson zurückhaltend.
Ich nickte.
» Dieser Mann war einer der Gäste auf meiner Hochzeit«, sagte ich sehr ernst. » Er ist ein alter Freund meines Mannes.«
» Und noch ein wenig mehr, Darling.«
» Ja… Das stimmt.« Ich lächelte ihn gequält an. » Daniel hat mir den Umgang mit den Adamanten gezeigt.«
Daniel Knight war zwar unbewaffnet, doch er vermittelte unmissverständlich den Eindruck, die Person zu sein, die die Situation im Griff hatte. Ich hingegen hatte immer noch nicht die geringste Idee, was zum Teufel dieser Bücherwurm dort verloren hatte, und auch nicht, warum er Dujok nicht schon längst aufgefordert hatte, uns nicht mehr mit den Waffen zu bedrohen.
» Was ist mit Martin?«, fragte ich ihn besorgt. » Weißt du, wo er ist?«
» Darling«, begann er, während er zu mir kam und mir seinen Zeigefinger auf die Lippen legte, » du solltest ein wenig mehr Freude über unser Wiedersehen zeigen. Schließlich werde ich dir helfen, den Kreis zu schließen. Der Zeitpunkt ist gekommen, an dem du die Antworten auf all deine Fragen erfahren wirst.«
» Aber was ist mit Martin? Wo ist er?«, wollte ich unbedingt wissen.
» Deinem Ehemann geht es hervorragend. Ja, auch er erwartet dich bereits seit geraumer Zeit. Möchtest du einen Tee?«
» Tee?«
» Es täte dir gut, wenn du ein wenig trinkst, Darling. Und deiner Freundin auch«, fügte er noch mit Blick auf Ellen an. » Die Arbeit, die vor dir liegt, wird dir nicht viel Zeit zum Trinken lassen.«
» Arbeit? Was denn für eine Arbeit?«
» Ach, komm schon, Julia.« Daniel schüttelte bedächtig den Kopf, als wollte er mich für mein unverständliches Nichtwissen tadeln.
» Eine Arbeit, die dich befreien wird, weil sie Teil deines Schicksals ist, ob du willst oder nicht.«
» Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
» Ach nein?«, erwiderte Daniel lächelnd. » Dann werde ich wohl deine Erinnerung ein wenig auffrischen müssen. Als Martin dich in Santiago zurückließ, um in die Türkei zu reisen, hast du ihm gesagt, dass du ihm bei seinen ›Hexereien‹ nicht mehr helfen würdest. Du hast ›Hexereien‹ gesagt, weißt du noch? Du hast auch gesagt, dass du niemals wieder etwas von seinen Steinen hören möchtest, und auch nicht von John Dee oder von der Apokalypse… ›Nie wieder‹, hast du gesagt. Du hast darauf bestanden, von deinem Weg abzuweichen. Dich von der Mission zu entfernen, die das Leben für dich vorbereitet hat. Zum Glück für dich werden diese alten Freunde und ich dich wieder dorthin zurückführen…«
» Ich habe ihm gesagt, dass er mit den Steinen tun und lassen kann, was er will!«, murrte ich. » Und dass er mich endlich mit seinen Obsessionen in Frieden lassen soll! Das war alles.« Ich wurde laut. » Steckt Martin vielleicht hinter der ganzen Sache? Jetzt sag schon!«
» Aber Darling, das sind doch keine Obsessionen.«
» Außerdem«– ich war so erregt, dass ich nicht mehr an mich halten konnte–, » ich begreife einfach nicht, was dies alles mit seiner Entführung zu tun hat… Ich verstehe einfach gar nichts mehr!«
» Was für eine Entführung denn?« Daniel strahlte über das ganze Gesicht. » Aber ich bitte dich! Du bist doch eine kluge Frau. Denke mal über alles nach, was dir in den letzten Wochen passiert ist. Zuerst hat Martin deinen Adamanten an einem sicheren Ort versteckt, weil du deine Zusammenarbeit verweigert hast. Dann hat er sich auf seine Forschung konzentriert und ist hierher gekommen. Aber du hast doch die ganze Zeit genauso gut wie er gewusst, dass deine Anwesenheit an seiner Seite hier in der Türkei früher oder später unabdingbar sein würde, oder etwa nicht, Darling?«
Jetzt geriet ich wirklich in Rage.
» Ich weiß wirklich
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