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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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niemand mehr darüber gesprochen. Aber jetzt, wo Sie es sagen, der Vorfall in Santiago de Compostela und der Stromausfall in Bazargan könnten einen ähnlichen Ursprung haben.«
    » ›Könnten‹…«, wiederholte Watson. » Schade, dass Sie uns so wenig weiterhelfen können, Mr Hale. So bleibt uns nichts anderes übrig, als die Sache mit unseren eigenen Mitteln zu untersuchen. Sie können mit Sicherheit davon ausgehen, dass der Präsident sich nicht von der Geheimniskrämerei der NSA abhalten lässt.«
    » Und auch nicht durch das Elias-Projekt«, unterstrich Jenkins.

41
    Das erste Tageslicht beschien den nahezu endlosen grünen Teppich, der sich bis zur Mündung des Tambre ausdehnte, und tauchte alles in einen herrlichen goldenen Schimmer. Aus Artemi Dujoks Helikopter konnte ich die Gebäude der zwei Wasserkraftwerke der Unión Fenosa entdecken und auch die Umrisse der Wälder aus Pinien und galicischen Eichen. Ich erkannte die Brücken über die Ría, in deren Wasser die Plattformen der Miesmuschelzüchter lagen, die mit Steinhäusern gesprenkelten Hügel und sogar die Glockentürme der Kirchen meiner Kindheit: San Martiño, Santa María, San Juan. » Geht es Ihnen gut?«
    Die Stimme des Armeniers riss mich aus meinen Gedanken.
    » Ja, natürlich. Ich habe nur meinen Heimatort noch nie aus der Luft gesehen.«
    » Können Sie sich jetzt denken, zu welcher Stelle in Noia wir fliegen?«
    » Nun«, begann ich zögerlich. » Sie sind der Rätselexperte. Colonel Allen glaubt, dass Martins Botschaft eine Art verschlüsselter Nachricht enthält. Einen Hinweis auf den Ort, an dem Martin meinen Adamanten versteckt hat, bevor er abgereist ist.«
    » Nicholas Allen?«
    Dujok sprach den Namen des Amerikaners missmutig aus.
    » Anscheinend kennt auch er Martin gut«, sagte ich, wohl wissend, dass ich Dujok damit provozierte.
    » Ich weiß.«
    » Haben Sie diese Botschaft entschlüsselt? Wissen Sie, was Martin wirklich damit sagen wollte?«
    Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
    » Sie werden es gleich sehen.«
    Dujoks Abgeklärtheit schwand, sobald der Pilot auf der Suche nach einer geeigneten Landesetelle die Geschwindigkeit drosselte.
    » Ich werde Ihnen sagen, was wir jetzt tun, Mrs Faber«, verkündete Dujok. » Wir werden in Noia aussteigen und nach dem Adamanten suchen, den Martin hier versteckt hat. Sobald wir ihn haben, werden wir ihn aktivieren. Haben Sie mich verstanden?«
    Ein Schauder lief über meinen Rücken. Die Vorstellung, den Stein zu wecken, ohne Martin oder Sheila in der Nähe zu haben, behagte mir kein bisschen. Ich wusste, seine Wirkung war, sobald er erst einmal aktiv war, unvorhersehbar.
    Aber Artemi Dujok schien fest entschlossen.
    » Mrs Faber, das ist keine Laune von mir. Der Stein wird uns sagen, wo sein Pendant ist. Sie wissen ja, der Adamant, den Martin im Video gezeigt hat. Die Steine reagieren auf Resonanzen und können dank ihrer Hochfrequenzstrahlungen über tausende Kilometer hinweg miteinander in Verbindung treten.«
    » Colonel Allen hat mir das Gleiche gesagt.«
    » Machen Sie sich keine Sorgen. Weder um ihn noch um den Stein.«
    Wieder zog sich mir der Magen zusammen.
    » Übrigens«, wechselte Dujok das Gesprächsthema, als hätte er meine Beunruhigung wahrgenommen und wollte mich ablenken, » kennen Sie die Geschichte von der Gründung von Noia?«
    » Sie meinen die Geschichte, derzufolge Noah nach der Sintflut hier an Land ging? Ach, kommen Sie!«, lachte ich nervös. Der Hubschrauber begann heftig zu vibrieren. » Ich hätte Sie für rationaler gehalten. Das glauben Sie doch wohl selbst nicht, oder?«
    Dujoks Schnauzbart erzitterte, als die Kufen des Hubschraubers den Boden berührten. Mir war entgangen, dass wir so viel Höhe verloren hatten. Der Pilot war dabei, mit der Maschine in der Nähe des Flusses zu landen, bei einer kleinen Werft für die Reparatur von Fischerbooten, die weit genug von Hochspannungsleitungen und Bäumen entfernt lag.
    » Vielleicht sind Sie ja enttäuscht, wenn ich Ihnen sage, dass das nur ein Kindermärchen ist…«, flüsterte ich, während ich aus dem Augenwinkel durch das kleine Fenster lugte. » Eine Legende, Sie wissen schon. Eine von diesen Geschichten, die im Mittelalter erfunden wurden, um einen Ort zu adeln. Um ihn interessanter zu machen.«
    » Da bin ich nicht Ihrer Meinung!« Dujok hatte gerade den Mechanismus der elektrischen Türöffnung betätigt. » Ich beschäftige mich schon seit mehr als dreißig Jahren mit solchen Geschichten.

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