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Die Rache der Engel

Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra
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Apokryphen und solche Sachen. Der letzte verzeichnete Kauf war Monas Hieroglyphica. Das ist eine Abhandlung, die 1564 in den Niederlanden auf Lateinisch veröffentlicht wurde, und zwar von einem gewissen Ioannis Dee, Londinensis.«
    » Weißt du, worum es darin geht?«
    » Das ist absolut spannend! Es ist eine Abhandlung über ein Symbol, mit dem man sich, so der Verfasser, wenn man es richtig einsetzt, die Kontrolle über das Universum sichern kann. Dieser Dee behauptet, dass dieses Zeichen die elementaren Prinzipien der gesamten Schöpfung enthält. Es ist eine Art Hauptschlüssel, mit dem man die Natur nach Belieben kontrollieren kann. Auf den Punkt gebracht: Man kann mit diesem Zeichen wie Gott sein.«
    » Ein Symbol?« Muñiz war nun schon der Zweite, der ihm am frühen Morgen etwas von Symbolen erzählte.
    » Genau. Möchtest du es sehen? Das ist es.«
    Figueiras zog einen kleinen Notizblock aus der Tasche und sein Freund kritzelte mehr oder weniger präzis das Symbol hin. Der Inspektor konnte nichts Besonderes daran finden.

    » Sagt dir das etwas?«
    » Nein.«
    » Ich habe noch eine Information, die dich begeistern wird, Antonio«, sprach der Juwelier weiter. » Dieser John Dee ist berühmt, weil er zu Zeiten von Königin Elisabeth I. magische Steine verwendete, also genau in der Epoche, aus der die von den Faber-Álvarez inventarisierten Steine stammen. Dees Steine waren äußerst seltene Orakelsteine. Mit ihnen konnte man in die Zukunft sehen, mit den Geistern sprechen und lauter solche Sachen machen… Die meisten dieser Steine stammen von Meteoriten. Deshalb sage ich ja, dass sie extraterrestrisch sind. Ich glaube nämlich«, ergänzte Muñiz aufgeregt, » dass das genau die Steine sind, die die beiden eingeführt haben, als sie nach Spanien gezogen sind.«
    Muñiz schob Tassen und Gebäck zur Seite und breitete vor Figueiras mehrere Fotokopien aus, die aus einem alten Buch zu stammen schienen. Der Text war lateinisch, und allein bei seinem Anblick wurde Figueiras schwindelig.
    » Schau dir das mal an. Das sind ein paar Seiten aus Monas Hieroglyphica«, verkündete Muñiz aufgeregt. » Ein Freund in Los Angeles hat sie mir vorhin eingescannt und per Mail geschickt. Sieh mal, hier. Das Vorwort ist an Kaiser Maximilian II . gerichtet, der sich leidenschaftlich für Wissenschaften, aber auch für Magie interessierte. Hier erklärt Dee, dass sein Symbol eine Art mathematischer Schlüssel ist, um mit den Himmeln in Kontakt zu treten. In einer etwas verschrobenen Sprache behauptet er, dass derjenige, der die Zeichen einer uralten und vergessenen Schrift wiedererlangt und über ›Adams Steine‹ verfügt, Gott anrufen und mit ihm sprechen kann.«
    » Adams Steine? Was zum Teufel soll das denn sein?«
    » Adams Steine. Adamanten. Es gibt viele Namen dafür, Antonio, aber diese Steine werden immer als Mineralien beschrieben, die aus dem Paradies kommen. Denn das sind sie: auf die Erde gefallene Felsstücke, die als heilige Gegenstände verehrt wurden und durch die man weit entfernte Dinge sehen konnte, als wären sie Fernseher… Anscheinend waren das Teile irgendwelcher Meteoriten, die man mit einem entsprechenden magischen Ritual aktivieren musste. Sieh mal«, forderte er seinen Freund erneut auf, während er ihm eine der Seiten reichte, » hier steht es ganz eindeutig. Wer sie besitzt, ›aeream omnem et igneam regionem explorabit‹, also: der wird jede Region in der Luft und im Feuer erkunden.«
    Figueiras suchte den Satz mit dem Zeigefinger.
    » Und sieh mal, was genau vor diesem Satz steht! Genau vor ›lapide‹, also ›Stein‹, stehen etwas verschwommen drei hebräische Buchstaben.«
    » Mann, ich kann doch kein Hebräisch«, wandte Figueiras ein.
    » Das sind Aleph, Daleth und Mem:. Die Konsonanten, die den Namen Adam bilden. ›Adam lapide‹ steht für Adamssteine, Adamanten, Steine aus dem Paradies.«

    » Und du denkst, die Steine des Paares sind genau solche Steine?«, flüsterte Figueiras, als er die Zeile, in denen davon die Rede war, entdeckt hatte.
    » Es sind nicht solche Steine, es sind genau diese«, schlussfolgerte der Juwelier. » Übrigens, weißt du, was ›betilum‹ bedeutet?«
    Figueiras schüttelte den Kopf, während er zugleich ein beunruhigendes Vibrieren in der Tasche spürte. Er bekam gerade eine SMS .
    » Das habe ich mir gedacht«, stellte Muñiz lächelnd fest. » Das Wort stammt aus der Bibel, Antonio. Beth-El war der Ort, an dem Jakob die Vision der Himmelsleiter hatte.

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