Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra

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Estivadas. Sadavitsed Naoi. Sehen Sie das denn nicht?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    » Das ist ein Anagramm«, rief Dujok. » Das ist doch sonnenklar!«
    » Sind Sie sich sicher?«
    » Absolut. Der Satz, den Martin für Sie übermittelt hat, ist ein Anagramm des Namens, der auf diesem Grab steht. Haben Sie es immer noch nicht begriffen? Er hat die gleichen Buchstaben genannt, aber in einer anderen Reihenfolge. Martin konnte Ihnen nicht einfach so mitteilen, wo Sie nachsehen sollten, um den Stein zu finden, aber in seiner verschlüsselten Botschaft fordert er Sie auf, in diese Kirche zu kommen und in diesem Grab nachzusehen. Ihr Adamant befindet sich hier.«
    » Ihre Sicherheit verblüfft mich.«
    » Mrs Faber, ich weiß, wie Martin denkt. Er hat eine der ältesten Verschlüsselungstechniken der Menschheit eingesetzt. Wenn Sie die Reihenfolge der Buchstaben des Namens verändern, können Sie den Satz bilden, den Ihnen Ihr Ehemann übermitteln wollte. Können Sie sich an die letzten Worte Ihres Mannes auf dem Clip erinnern?«
    » Ja, natürlich«, stammelte ich. » ›La senda para el reencuentro siempre se te da visionada.‹«
    » Also, in meiner Übersetzung ist der Sinn mehr als offensichtlich: ›La senda para el reencuentro‹, also ›der Pfad für die Wiederbegegnung‹, ist nur der Hinweis auf die Suche, und ›se te da visionada‹ steht für Juan de Estivadas. Haben Sie es jetzt verstanden? Der Name ›Ioan de Estivadas‹ und die Wendung ›se te da visionada‹ enthalten die gleichen Buchstaben, keinen mehr und keinen weniger.«
    » Aber, Mr Dujok, eins verstehe ich trotzdem nicht. Was hat Estivadas mit Noah zu tun?«
    » Das müsste ich Sie fragen. Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie alles über Juan de Estivadas wissen.«
    » Fast alles«, stellte ich klar. » Es gibt in Noia eine Straße, die nach ihm benannt ist. Er war der alte Kellermeister des Ortes. Er kam in der Zeit der Katholischen Könige auf die Welt, kurz vor der Entdeckung Amerikas, und er war mit einer Frau aus gutem Hause verheiratet, mit María Oanes. Das ist das Bemerkenswerteste an seiner Biografie. Sie werden sicher verstehen, dass eine Persönlichkeit aus dem 15 . Jahrhundert nicht gerade dazu prädestiniert ist, Noahs Stelle einzunehmen…«
    » Finden Sie?«, fragte Dujok lächelnd. » Überlegen Sie doch mal. Wenn Sie es noch einmal genauer betrachten, verraten die Anhaltspunkte, die Sie mir gerade gegeben haben, alles.«
    » Ich kann Ihnen nicht folgen…«
    » Es ist ganz einfach, Mrs Faber. Es ist doch mehr als wahrscheinlich, dass es diesen Estivadas niemals gegeben hat, dass er nur ein Symbol gewesen ist. Mit dem Beruf Kellermeister ähnelt er Noah sehr, der schließlich Wein angebaut hat. Selbst der Familienname von Estivadas’ Ehefrau hat klare Anklänge an die Zeiten vor der Sintflut. Für die Babylonier war Oannes der Gott Enki. Erinnern Sie sich noch an das Gilgamesch-Epos?«
    Ich schrak auf.
    » Selbstverständlich«, antwortete ich.
    » Dann muss ich Ihnen nicht erklären, dass Enki den mesopotamischen Noah, also Utnapischtim, warnte, damit er nicht in den Fluten unterging. Außerdem«, sagte Dujok, während er auf die Grabplatte pochte, » hier steht der Vorname von Estivadas, Ioan, umgekehrt, also Naoi. Das heißt Noah. Das ist definitiv das Grab, das wir suchen.«
    Ich sah Dujok sprachlos an, ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    » Los, Mrs Faber«, feuerte er mich an. » Sagen Sie mir, was ist in diesem Grab?«
    » Nichts… soviel ich weiß. Als es von seinem ursprünglichen Platz in der Iglesia de San Martiño überführt wurde, war es bereits leer.«
    » Aber jetzt befindet sich höchstwahrscheinlich etwas darin. Helfen Sie mir, den Deckel anzuheben?«

48
    Zum ersten Mal– und als erster Marxist überhaupt– wünschte sich Antonio Figueiras, wie der heilige Martín de Porres die Gabe der Bilokation zu besitzen. Hätte er sich an zwei Orten gleichzeitig aufhalten können, wäre ihm die schwere Entscheidung abgenommen gewesen, entweder nach dem Helikopter zu suchen, der auf der Plaza del Obradoiro mit dem Mörder der beiden Polizisten vor seiner Nase geflüchtet war, oder zu seinem Freund Marcelo Muñiz zu gehen, damit der ihm genauer erklärte, was er über die Steine der Eheleute Faber-Álvarez herausgefunden hatte.
    Das Kommissariat hatte jedoch bereits mit dem Tower der Airbase in der Sierra de Barbanza an der Costa da Morte Kontakt aufgenommen, um etwas über den Flugplan des Hubschraubers