Die Rache der Engel

Titel: Die Rache der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Sierra

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den Präsidenten ernst an, stand vom Sessel auf und schleppte sich mit seiner Beinprothese zum Fenster.
    » Darf ich Sie daran erinnern, dass auch das Apollo-Programm ein Wahnsinn gewesen ist, Sir? Und dennoch ist es uns gelungen, zwölf Amerikaner auf den Mond zu bringen. Wenn Elias noch nicht abgewickelt worden ist, dann deshalb, weil seine Operationen immer wieder interessante Ergebnisse erbracht haben.«
    » Sie scherzen schon wieder.« Zum dritten Mal innerhalb weniger Minuten meinte der Präsident seinen Ohren nicht zu trauen.
    » Elias hat sich seit Chester Arthurs Zeiten enorm weiterentwickelt, Sir. Inzwischen gibt es Projekte, die nach intelligentem Leben im All suchen, die in ihrer Philosophie sehr dem Elias-Projekt gleichen.«
    » Natürlich«, gestand Castle zu. »1882 hatten wir ja noch keine Radioteleskope…«
    » Deshalb wurde eine Gruppe gegründet, die damit beschäftigt ist, all die Apparate zu sammeln, die in vergangenen Epochen dazu dienen sollten, die Verbindung mit Gott herzustellen. Man versucht, sie wieder zum Funktionieren zu bringen. An diesem Projekt arbeitet eine Gruppe Wissenschaftler, die immer wieder neu besetzt worden ist. Diese Leute betreiben reine Wissenschaft. Aber ihre Grundlagen sind so exotisch und ihre Ergebnisse so fortschrittlich, dass man sie für Hexerei hielte, wenn man sie veröffentlichen würde.«
    » Moment mal. Was für Apparate meinen Sie?«
    Roger Castle kam aus dem Staunen nicht heraus.
    » Können Sie sich noch an diese uralten Detektorempfänger erinnern, Sir?«
    » Hm, ja, meine Großmutter hatte so einen…«
    » Genau, das sind primitive Radios, die mit Bleiglanz als Kristall-Detektor funktionierten. Das Mineral darin konnte Variationen in dem umgebenden elektromagnetischen Feld aufspüren. Der Empfänger benötigte keine Batterien, er wurde von der Energie der empfangenen Wellen gespeist, und seine Funktionsweise war ziemlich simpel. Innerhalb seines Empfangsmechanismus und mit einer passenden Antenne konnte ein einziger Stein ganz leicht Mittelwellenstrahlen demodulieren.«
    » Und so etwas kannte man bereits zu Noahs Zeiten?«
    » Wir denken ja, Sir. Wir wissen jedenfalls, dass unsere Vorfahren Steine verwendeten, um mit Gott zu sprechen. Das waren elektromagnetisch modifizierte Mineralien, die in spezifischen Kommunikationsfrequenzen interferieren konnten. Ihre Existenz konnte auf die Dauer nicht geheim gehalten werden. In allen heiligen Kulten gibt es solche Steine: die Gesetzestafeln, die Kaaba, Jakobs Stein, der schottische Krönungsstein, der ›flüsternde‹ Stein beim Orakel von Delphi, der ›Stein von Fal‹ der Iren… Es gibt sie sogar bei den australischen Aborigenes. Sie nennen dieses Steine Tjurungas, ›heilige Steine‹.«
    ›Die Steine!‹
    Ein Geistesblitz funkte in einer Neuronensynapse des Präsidenten auf. Ihm fiel Ellen Watson wieder ein, die ihm versprochen hatte, einen der Steine zu beschaffen und so schnell wie möglich nach Washington zu bringen.
    » Sehr gut, Michael. Hören Sie mir bitte gut zu! Ich will alles über dieses Projekt wissen. Woraus besteht das Programm? Wer ist daran beteiligt? Welche Schritte beabsichtigen Sie im Hinblick auf Ihr Ziel zu unternehmen? Außerdem«, sagte er noch, während er Owens Blick suchte, » warum sind ausgerechnet zwei Personen verschwunden, die mit diesen Steinen zu tun haben?«
    » Ich sehe da überhaupt kein Problem, Sir. Aber ich muss Ihnen sagen, dass Ihre Fragen zu einem Zeitpunkt kommen, in dem das Elias-Projekt in einer überaus heiklen Phase steckt.«
    » Was wollen Sie damit sagen?«
    » Zum ersten Mal seit hundert Jahren haben wir es mit einem ernstzunehmenden Konkurrenten zu tun.«
    » Wie bitte?«
    » Jemand setzt sein Wissen über die Techniken der alten Völker ein, um diesen Kommunikationsweg vor uns zu benutzen. Und dieser Jemand hat dafür gesorgt, dass diese zwei Personen verschwunden sind. Aber wir sind ihnen auf der Spur, Sir.«
    » Wer zum Teufel steckt dahinter?«
    Owen hielt dem Blick seines Präsidenten stand.
    » Für die Antwort auf diese Frage müssten wir dieses Gebäude verlassen, Sir. Ich gehe davon aus, dass Ihr Dienstwagen draußen auf Sie wartet, oder?«
    » Selbstverständlich.«
    » Wenn Sie die Order geben, uns den Weg freizumachen, könnten wir um diese Nachtzeit in vierzig Minuten beim NRO sein.«
    » Beim National Reconnaissance Office? Jetzt?«
    Owen nickte.
    » Sie müssen sich unbedingt etwas ansehen.«

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    » ›Se te da visionada‹. Juan de