Die Rache der Flußgoetter
bestrich.
»In den letzten paar Tagen hatte ich viel Freude an dir. Ich habe vor, dich auch in zukünftigen Jahren eng an mich zu binden, wenn ich im Amt aufsteige. Wenn du hältst, was du in jüngster Zeit versprochen hast, bin ich zuversichtlich, daß du einer der großen Männer dieser Republik werden kannst.«
Jetzt war er richtig verlegen. »Ich habe nie … ich meine, ich …«
»Du kennst doch Tiro, der einst Ciceros Sklave war und jetzt ein Freigelassener ist. Senatoren und ausländische Könige bemühen sich um ihn. Das könntest du sein. Wie dem auch sei, ich sage dir das als Warnung.
Mach weiter so, aber verhalte dich klug. Zu viele Menschen benutzen ihre sklavische Herkunft als Vorwand, wertlose Individuen zu bleiben. Halte die Augen offen, höre aufmerksam zu, denke und handle weise. Vielleicht hast du eine großartige Zukunft vor dir.«
Ich beobachtete ihn genau. Er schluckte, hantierte mit seinem Becher herum, sägte jedoch nichts. »Du schweigst. Ein weiteres gutes Zeichen. Also gut, wir werden die Sache eine Weile lang nicht mehr erwähnen, aber ich möchte, daß du sie gut in Erinnerung behältst.«
»Das würde ich wohl kaum vergessen«, sagte er.
»Du hast nach Folius und seiner Frau gefragt. Vielleicht werden wir es nie mit Gewißheit erfahren, aber ich habe selbst auch schon darüber nach-gedacht. Erinnerst du dich, wie ich dir beigebracht habe, die Aktionen eines Feindes voraus zu ahnen, indem man denkt wie er?« Hermes nickte.
»Das funktioniert auch bei einer solchen Ermittlung recht gut. Ich habe mich also folgendes gefragt: Mal angenommen, ich wäre ein krimineller Verschwörer und hätte ein nützliches Werkzeug gefunden, einen Mann aus Bovillae zum Beispiel, vielleicht einen Nachbarn mit großem Ehrgeiz und ohne Skrupel, dessen Karriere ich zu meinem eigenen großen Nutzen fördern könnte. Mal weiter angenommen, ich hätte diesen skrupellosen Mann nach Rom gebracht und ihn als Geschäftsführer einer meiner profitablen Unternehmen eingesetzt. Wenn sich dieser Mann nun trotz einer allseits gewinnträchtigen Partnerschaft auf einmal als Wahnsinniger heraus stellen würde, ein Mörder, der mich nicht nur öffentlich bloßstellen, sondern auch unser ganzes schönes Geschäft kaputt machen könnte?«
»Dann würdest du ihn loswerden wollen«, sagte Hermes. »Du meinst die Angewohnheit der Folii, Sklaven zu foltern und zu töten? Das mag selbst für Adelige ein wenig kraß sein, aber es ist legal.«
»Da hast du beschämender weise recht. Aber ich glaube, es fing an, darüber hinaus zu gehen. Andromeda hat uns einen Hinweis gegeben. Folius und seine Frau gerieten in ihrer Gier nach Blut und Schmerz vollkommen außer Kontrolle.«
Ich lehnte mich zurück und kratzte mein unrasiertes Kinn. Die alte Narbe juckte fürchterlich, wie sie es immer tat, wenn ich mich eine Weile nicht rasiert hatte. »Mit solchen Menschen stimmt irgendwas nicht. Die meisten von uns haben ein natürliches Bedürfnis, Kampf und Wettkampf mit an zusehen, dafür haben wir den Circus und die Arena vorgesehen, wo derlei Dinge geordnet und gesetzlich vorgeführt werden können und das vergossene Blut das von Übeltätern und Freiwilligen ist, die zur eigenen Befriedigung oder um Profit oder Ruhm kämpfen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Aber das reicht gewissen Leuten nicht. Sie müssen unschuldige, ohnmächtige Menschen quälen.
Und solche Leute sind nie zufrieden, sondern müssen ihre Grausamkeiten immer weiter steigern. Ich glaube, die Folii waren an einen Punkt gekommen, wo sie in Begriff standen, etwas unwiderruflich Unverzeihliches zu tun. Sie hatten ihre eigene Nützlichkeit überlebt. Entweder Scaurus oder Messala hat beschlossen, daß sie verschwinden mußten.«
»Aber gleich eine ganze Insula mit mehr als zweihundert Menschen mit nehmen?« sagte Hermes. »Warum? Es ist schließlich nicht so, als ob es schwierig wäre, zwei Menschen zu ermorden!«
»Das ist etwas, was ich zu erfahren gedenke, bevor der Tag zu Ende ist«, erklärte ich ihm. Anschließend sprachen wir eine Weile über meine Pläne für die abendliche Zusammenkunft. Ich wollte gerade zu einer Besichtigung der überfluteten Gebiete aufbrechen, als hinter dem Tempel einBote den Aventin hinunter gelaufen kam.
»Ädile Metellus?« fragte der Mann, als er vor unserem Tisch stehen blieb.
»Du hast ihn gefunden.« Ich nahm die Botschaft entgegen und las sie rasch durch. Nach der förmlichen Anrede war die eigentliche Nachricht sehr knapp:
Wir
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