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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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bearbeitest, mich mit den Vollmachten auszustatten, sämtliche Arbeitskräfte, Materialien und Mittel einzuziehen, die ich brauche, um jeden Zentimeter unseres Abwassersystems gründlich zu reinigen. Und ich will, daß diese Arbeiten aus dem Staatsschatz bezahlt werden. Darüber hinaus verlange ich die Einset-zung einer Kommission zur unmittelbaren Katastrophenhilfe, welche die Mittel bereithält, Obdachlose vorübergehend unterzubringen und zu versorgen. «
    Mein Kopf summte auf einmal nur so vor Ideen. »Das könnte eines der priesterlichen Kollegien oder eine der Bruderschaften übernehmen. Politiker und Magistraten kommen und gehen im Jahresrhythmus, aber die Priesterschaften bleiben ewig.«
    »Das werde ich tun.« Er sah mich mit einem Ausdruck an, den ich auf seinem Gesicht nie erwartet hätte: Respekt. »Decius Caecilius, du wirst die ereignisreichste Amtszeit seit Menschengedenken erleben, wenn du sie überlebst.« Mit diesen Worten drehte er sich um und schritt davon, seinen Anhängern Befehle zurufend wie ein General, der in die Schlacht zieht. Und in gewisser Weise tat er genau das.
    Eine Weile drängten sich die anderen Ädilen um mich und wollten wissen, was los war. Plötzlich und unerwartet schienen sie von mir Führerschaft zu erwarten. Ich ließ die Gelegenheit nicht ungenutzt. Ich schnappte mir von einem Schreiber ein Stück Papyrus und skizzierte einen groben Plan unserer schönen, geliebten, schrecklichen alten Stadt, unterteilte sie in Sektoren und wies jedem Ädilen einen zu, auf daß er ihn unter seinen Gehilfen aufteilte. Ich sah Acilius mit seinen Helfern und befahl ihnen, bis zum Nachmittag einen detaillierten Bericht über den Zustand jeder cloaca sowie jedes Zu und Abflusses der Stadt zu erstellen.
    Der staatliche Freigelassene lächelte und machte einem seiner Sklaven ein Zeichen, woraufhin jener eine dicke Schriftrolle aus seinem Beutel zog, die Acilius mir übergab. »Was glaubst du, was ich in den letzten zwei Jahren gemacht habe?«
    »Seht ihr?« rief ich so laut wie Cato. »Es gibt doch noch Menschen, die ihre Pflicht tun! Ich fordere euch alle auf, los zu gehen und dasselbe zu tun! Wir treffen uns eine Stunde vor Sonnenuntergang auf der Terrasse des Jupitertempels wieder, und dann will ich eure Berichte hören!«
    »Sofort, Ädile!« riefen sie im Chor und stürzten los, um zur Abwechslung einmal etwas Nützliches zu tun, anstatt endlos über Schauspieler, Wagenrennen und öffentliche Bankette zu tratschen.
    Ich stand eine Weile da und genoß den Augenblick. Ich fühlte mich wie ein General mit sechs siegreichen Legionen, die für ihn auszogen, um die Barbaren zu töten.
    Ein paar Minuten später traf Hermes ein, nach Luft hechelnd und schwitzend wie ein olympischer Läufer.
    »Wir haben sie eingepackt«, keuchte er atemlos. »Der alte Burrus begleitet sie auf das Landgut und sagt, er würde dafür sorgen, daß sie so verstaut wird, daß niemand sie zu sehen bekommt.«
    Er setzte sich, und während er wieder zu Atem kam, erklärte ich ihm,was es mit der Statue auf sich hatte. »Es war Scaurus' Sicherheitsvorkehrung «, sagte ich. »Er wollte, daß ich dastehe wie ein Gauner, der einen anderen anklagt. Und das hätte auch funktioniert.«
    »Erkläre mir noch etwas«, sagte Hermes. »Warum haben sie Folius und seine Frau umgebracht? Sie steckten doch alle zusammen drin, oder nicht?
    Sie haben in der Schatztruhe des jeweils anderen gehaust, Handel mit minderwertigen Baustoffen getrieben und sich gegenseitig noch reicher gemacht, als sie ohnehin schon waren - aber wer hat sich gegen Folius gewendet und warum? Damit hat für uns doch alles erst angefangen, mit dem Einsturz dieser Insula und der Entdeckung der beiden unter den Trümmern.
    Es lief doch alles so gut. Warum haben sie sich zerstritten?«
    Die Tempelsklaven servierten unaufgefordert ein Frühstück aus Brot, Honig, Obst und gewässertem Wein. Ich setzte mich und machte Hermes ein Zeichen, neben mir Platz zu nehmen.
    »Das ist eine sehr scharfsinnige Frage.« Irgendwie wußte ich plötzlich, daß dies der passende Moment war, das heikelste Thema anzusprechen, das zwischen uns stand. »Hermes, irgendwann in näherer Zukunft werde ich dir deine Freiheit gewähren. Wir werden dann nicht mehr Herr und Sklave, sondern Patron und Klient sein. Dann hast du alle Bürgerrechte und Privilegien mit Ausnahme der Wählbarkeit in ein Amt.«
    Er verbarg sein Erstaunen, indem er einen Schluck Wein nahm und einen Kuchen mit Honig

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