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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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müssen uns über den Zustand meines Theaters beraten , welches ich in diesem Moment auf Flutschäden inspiziere. Bitte komme sofort. Es wird dich nicht lange aufhalten, aber ich muß dringend mit dir sprechen.
    Darunter stand der Name: M.
    Aemilius Scaurus.
    »Was ist aus seiner Reise nach Bovillae geworden?« fragte Hermes. »Wollte er sich nicht um seine Feigenbäume kümmern?«
    »Es waren Weinstöcke«, verbesserte ich ihn und gab dem Boten ein Trinkgeld. Er salutierte und eilte davon. »Entweder war er wirklich dort und ist im Galopp zurück gekehrt, oder er ist nie weg gewesen.«
    »So oder so ist er ein Narr, wenn er glaubt, daß du ihm in eine derart durchsichtige Falle tappst«, meinte Hermes lachend, aber ich sagte nichts, und er sah mich mit wachsender Besorgnis an.
    »Er ist doch ein Narr, wenn er das denkt, oder nicht?«
    »Unter gewöhnlichen Umständen wäre er das, aber ich komme mir selbst im Moment ziemlich närrisch vor.«
    »Moment mal! Gerade eben noch hast du mir wie ein griechischer Philosoph Vorträge über die Tugenden der Klugheit und Vorsicht gehalten. Daran erinnerst du dich doch noch, oder?«
    »Das sind die wünschenswerten Wesenszüge für einen Menschen von bescheidenem Rang, der in der Welt aufsteigen und sich die Wertschätzung seiner Mitbürger verdienen will«, erklärte ich ihm. »Ich hingegen bin gebürtiger Aristokrat und muß mich keineswegs so benehmen. Sieh dir den jungen Marcus Antonius an, ein überaus tüchtiger Soldat aus einer adeligen Familie, dem es geradezu vorherbestimmt ist, ein bedeutender Mann zu werden, ungeachtet der Tatsache, daß er ein verantwortungsloser Idiot und leicht wahnsinnig ist.«
    »Aber willst du gar keine Rücksicht auf dein eigenes Leben nehmen?« »Vernünftigerweise schon. Aber wir leben in Zeiten, die Tollkühnheit belohnt. Ich glaube, ich werde mir anhören, was er will.«
    Hermes verzichtete weise auf weitere Einwände. »Dann laß uns vorher Verstärkung organisieren.« Er blickte zum Fluß.
    »Die Brücke ist noch passierbar. Ich kann in den Trans-Tiber-Distrikt zur Indus laufen. Statilius wird dir sicher gern für einen Tag fünf oder sechs seiner Leute ausleihen. Ich kann in einer Stunde oder schneller zurück sein.«»Das wäre nicht gut«, erklärte ich ihm. »Das würde nur in eine Sackgasse führen. Er würde mich nicht nur nicht angreifen, sondern auch nichts zugeben. Und ich brauche jeden Beweis, den ich kriegen kann, wenn ich einen Mann wie Aemilius Scaurus überführen will.« Ich blickte zur schrägstehenden Sonne hinauf. Der Morgen war angenehm warm. »Nun, wenigstens ist es ein schöner Tag für eine kleine Bootsfahrt in einer vollgelaufenen Kloake. Laß uns sehen, ob wir eine Fähre erwischen können.«

XIII
    Diesmal war unser Boot ein flacher Kahn, der am Fuß des Aventin anlegte. Bevor wir an Bord gingen, warteten wir, bis zwei oder drei Passagiere ausgestiegen waren. Wie der Zufall es wollte, war eine von ihnen die Hohe Priesterin der Ceres.
    »Verehrte Cornelia!« sagte ich und half ihr, trockenen Fußes an Land zu kommen. »Findet heute morgen ein Opfer statt?«
    »Nein, Adile, aber mein Haus ist voller Klienten aus den tiefer gelegenen Stadtteilen und deshalb schrecklich beengt.
    Ich habe beschlossen, fürs erste in die Gastgemächer des Tempels zu ziehen. Ich hoffe, du hattest eine erholsame Nacht.«
    Sie lächelte anmutig.
    »Ich kann die Unterkunft gar nicht genug preisen«, versicherte ich ihr. »Du scheinst für einen so schrecklichen Tag außergewöhnlich gut gelaunt «, stellte sie fest.
    »Es gibt Tage, an denen der Dienst für den Senat und das Volk noch befriedigender ist als an anderen. Und heute ist einer dieser Tage«, erklärte ich ihr.
    »Da hast du vermutlich recht. Und sei versichert, daß du jederzeit auf die Gastfreundschaft des Tempels zählen kannst.«
    »Das werde ich gewiß tun, verehrte Dame.«
    Hermes und ich gingen an Bord und begrüßten die anderen Passagiere, in der Hauptsache Leute, die eine Bootsfahrt langen umwegigen Fußmärschen zur Vermeidung nasser Füße vorzogen. Einige von ihnen waren Priester, die morgendliche Opfer zu zelebrieren hatten.
    »Wohin, Herr?« fragte einer der Schiffer. Zwei Fährleute standen am Heck und navigierten das schwerfällige Gefährt mit Pfählen, während ein dritter am Bug bereitstand, um es von Wänden abzustoßen und schwimmende Trümmer aus dem Weg zu schieben.
    »Zum Theater«, sagte ich und wies auf das massive Gebäude. »Der untere Teil steht

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