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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Handgelenks in eine eigens zu diesem Zweck aufgestellte Kiste abtropfen ließ. Antonius' Sklave tat bei seinem Herrn dasselbe. Nach diesen heftigen Aktivitäten war das kalte Wasser fast eine Wohltat. Das lauwarme Wasser war noch besser und das heiße Bad - wie ein Aufstieg zum Olymp! Der Falerner tat ein übriges. Der Konsum von Wein in Badeanstalten galt als schlechtes Benehmen, aber ich war noch nie besonders traditionell eingestellt gewesen, verglichen mit Antonius jedoch noch immer ein Ausbund an Wohlanständigkeit. Der junge Mann gab sich alle Mühe, dem Ruf seiner Familie als einem Haufen gewalttätiger Verbrecher zu entsprechen. Aber er war sehr amüsant und dementsprechend äußerst beliebt.
    »Wann brichst du nach Gallien auf?« fragte ich ihn.
    »Erst in neun Monaten«, erwiderte er niedergeschlagen. »Alle bestehen darauf, daß ich bis nach den Wahlen warte. Ich sehe nicht ein, warum. Es steht schließlich außer Frage, daß ich zum Quaestor gewählt werde.« »Das liegt daran, daß die Bestimmungen in letzter Zeit schon so häufig gebeugt worden sind, daß es den Leuten unbehaglich ist. Erst bekommt Pompeius all seine Kommandos, ohne sich vorher den cursus honorum hochgearbeitet zu haben, dann gewährt man Caesar einen beispiellosenfünfjährigen Oberbefehl, der allem Anschein nach noch einmal verlängert werden muß. Das macht einen schlechten Eindruck. Wenn schon ein einfacher Quaestor am Anfang seiner Karriere die Regeln ignorieren kann, werden die Leute glauben, wir stünden vor einer Wiederkehr der schlechten alten Zeit, als Römer um Rang und Macht gegen Römer gekämpft haben. «
    »Vermutlich hast du recht«, meinte Antonius. »Wir müssen den Schein um des Pöbels willen wahren, als ob der Senat mit seinen altmodischen Regeln in der wirklichen Welt noch von irgendeinem Nutzen wäre.« Er kippte einen weiteren Schluck ungewässerten Weins hinunter. Ich seufzte. Wie typisch für einen wie Antonius. Sie waren genauso schlimm wie die Claudier oder sogar noch schlimmer. Das Getrappel von Sandalen verkündete die Ankunft meines Boten. In einem
    balneum sind nackte Füße Vorschrift, aber Boten sind von den meisten protokollarischen Vorschriften ausgenommen. Der Bote trug die Kluft seiner Zunft: eine kurze weiße Tunika, die eine Schulter frei ließ, einen runden, breitkrempigen, mit silbernen Flügeln verzierten Hut, einen weißen Stab sowie hochgeschnürte Sandalen, ebenfalls mit silbernen Flügeln an den Fersen. Damals waren die Boten wie auch die Liktoren noch eine unabhängige Gesellschaft, die als Staatspächter arbeiteten.
    Er wartete, während ich einen Brief an den Quaestor von Ostia diktierte, in dem ich ihn bat, den dortigen Agenten von Lucius Folius aufzuspüren und ihm die Vorladung zu einer Befragung in Rom zuzustellen. Hermes kopierte die Botschaft auf ein Wachstäfelchen und hielt sie mir dann hin, damit ich sie mit meinem Ring besiegelte. Dann klappte er die Holztafeln zu und verschnürte sie.
    »Wenn du schnell reitest, schaffst du es noch vor Sonnenuntergang nach Ostia«, sagte ich, als der Mann das Wachstäfelchen in seinem wasserdichten Beutel aus Seehundfell verstaute. Er wußte natürlich ganz genau, wie lange man für die vierzehn Meilen von Rom nach Ostia brauchte, aber er war; offenbar daran gewöhnt, daß die Leute ihm ungebetene Ratschläge erteilten. Er salutierte und lief los, daß das Silber an seinen geflügelten Fersen blitzte.
    »Worum geht's?« fragte Antonius, und ich erzählte ihm von dem verstorbenen Lucius Folius und den Problemen, die mir seine Beinahe- Anonymität bereitete.
    »Folius? Ich glaube, ich habe den Mistkerl schon mal getroffen. Ich glaube, er stammt aus Bovillae. Oder stammte, sollte ich wohl besser sagen. Wenn es derjenige ist, den ich meine, war er ein Klient meines Onkels. Doch der Bursche war mehr, als mein Onkel ertragen konnte, er hat ihn wissen lassen, daß er nicht mehr willkommen war.«
    »Jemand, der selbst für Antonius Hybridas Geschmack zu bösartigwar?« sagte ich fassungslos.
    Der junge Antonius lachte herzlich. »Man kann es sich kaum vorstellen, was?« Sein Onkel Antonius Hybrida war einer der verkommensten Banditen und Gauner, die je ein hohes Amt bekleidet hatten, um anschließend in den Provinzen noch Schlimmeres anzurichten. Er war brutal und korrupt, der Inbegriff aller familieneigenen Charakterzüge.
    »Genau genommen war es weniger Folius selbst als die Hexe von seiner Frau. Nach ihrem Ableben ist Rom wieder ein besserer Ort.

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