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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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habe gehört, Pompeius hätte sich sogar seine eigenen Steinbrüche inklusive Arbeiter gekauft, um sich den Ärger mit Mittelsmännern zu ersparen. Er hat auch die hiesigen Werften und Kais übergangen und sich auf der anderen Seite der Insel eigene gebaut, um die Ladung möglichst nahe an seiner Baustelle löschen zu können. Nein, Adile, solche Leute würden keine Geschäfte mit einem Mann vom Schlage des Lucius Folius machen, es sei denn, sie wollten Wohnhäuser für ihre Arbeiter bauen. Und selbst dann würden sie sich direkt an die Bauunternehmer wenden, nicht an einen Mann, der Backsteine und Mörtel befördert.«
    Ich lauschte seinen Ausführungen mit nachdenklich gerunzelter Stirn. »Du warst mir eine große Hilfe, Marcus Ogulnius«, lobte ich ihn, als er geendet hatte.
    »Es ist mir stets ein Vergnügen, dem Senat und dem Volk zu Diensten zu sein«, erwiderte er strahlend. Offensichtlich waren sie ihm ein verläßlicher Quell des Reichtums gewesen.
    Wir betraten die Stadt wieder unweit der Pons Sublicius, in der Nähe des Viehmarkts, von dem Ogulnius gesprochen hatte. Zusammen mit dem Circus Maximus lag er in dem am niedrigsten gelegenen Viertel innerhalb der Stadtmauern und war deswegen bei einer Flut am stärksten gefährdet.
    Doch hier, nur hundert Schritte vom Tiber entfernt, schien niemand irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen. Aller Tratsch, den ich hörte, drehte sich um die Schlägerei auf dem Forum.
    Einer Laune folgend trat ich auf einen der Händler zu, einen alten Mann von der anderen Seite des Flusses, der Zicklein verkaufte und genauso roch wie seine Ware. Als ich ihn fragte, ob die Marktleute Vorkehrungen für eine Flut träfen, sah er mich bloß belustigt an.
    »Der Fluß steigt stetig, Herr. Manchmal gibt es eine Flut und manchmal nicht. Wir können so oder so nicht viel dagegen machen.« Das war offenbar die allgemein verbreitete Einstellung. Diverse Leute wiesen mich darauf hin, daß es in letzter Zeit nicht geregnet hätte. Und der Schnee in den Bergen war für sie von keinerlei Interesse.
    »Ich hoffe, sie schaffen wenigstens die Pferde aus der Stadt«, sagte Hermes und wies auf die riesigen Stallungen der diversen Rennfraktionen neben dem Circus. Wie die meisten Römer scherte es ihn wenig, wenn der Rest der Stadt weggespült wurde oder niederbrannte, solange nur der Rennbetrieb aufrechterhalten wurde. Ein paar hundert ertrunkene Mitbürger war eine Vorstellung, die er mit großer Gelassenheit ertragen konnte. Doch der Verlust etlicher Hundert prächtiger Vierbeiner war eine unvorstellbare Tragödie.
    »Zu dieser Jahreszeit sind sie draußen auf der Weide«, versicherte ich ihm. »Die Saison beginnt erst mit den Megalesianischen Spielen im nächsten Monat.« Als ob ich ihn daran erinnern müßte, wann die Rennsaison anfing. Auch ich brauchte diesbezüglich keinerlei Auffrischung meines Gedächtnisses, da ich in diesem Jahr für den Großteil der Spiele verantwortlich war. Es gab Tage, an denen ich an kaum etwas anderes dachte.
    »Da bin ich aber erleichtert«, sagte Hermes. »Und was nun?« Ich vergegenwärtigte mir die Topographie der Stadt. Auch wenn mein eigenes Haus nicht so hoch auf einem der Hügel lag wie die vornehmeren Villen, befand es sich doch hoch genug, um die letzten Fluten unbeschadet überstanden zu haben. »Gibt es Bäder, die auf einer Anhöhe liegen?« überlegte ich.
    »Nicht, daß ich wüßte«, erwiderte Hermes. »Dann sollte ich jetzt besser ein Bad nehmen. Vielleicht sind sie morgen schon außer Betrieb.« »Gute Idee«, meinte er. »Ich hole deine Badesachen.«
    »Vorher lauf noch dort hinauf«, sagte ich und wies auf den keine hundert Schritte entfernten Tempel der Ceres auf dem Aventin. »Treib einen Boten auf und sage ihm, er soll sich ein Pferd besorgen, und was er sonst für einen Eilritt nach Ostia braucht, und sich dann in meinem angestammten Badehaus melden. Anschließend läufst du nach Hause. Richte Julia aus, daß es heute wieder spät werden wird, und finde heraus, ob die Unterlagen aus dem Archiv gebracht worden sind. Bring einen Schlauch anständigen Falerner mit, aber trink unterwegs nichts davon. Ich merke es sowieso, wenn du ihn verwässerst.« Er sah mich gekränkt an und trottete los. Julias Mitgift erlaubte mir die Unterhaltung eines besseren Weinvorrats, als ich ihn mir als Junggeselle hatte leisten können, doch dafür war ich jetzt rund um die Uhr damit beschäftigt, den Burschen davon fernzuhalten. Ich selbst machte mich langsam auf den

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