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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Als Hybrida einmal bei ihnen zum Essen zu Gast war, meinte sie, die Ente wäre zu lange gebraten oder etwas in der Richtung und ließ den Koch holen. Der arme Tor war aus Griechenland, ausgebildet in Sybaris, ein Vermögen wert. Sie befahl einem kräftigen Sklaven, dem Mann die ganze Ente in den Schlund zu rammen, bevor sie ihn an eine Wand des
    tricliniums fesseln und vor den versammelten Gästen zu Tode peitschen ließ. Die festlichen Gewänder aller waren mit Blut bespritzt.«
    Mein Mund klappte auf. »Das ist hier in Rom passiert?« »In einem Haus, das sie auf dem Quirinal gemietet hatten. Selbst Hybrida war das zu großspurig, aber es ist typisch für die Aufsteiger, die nach Rom kommen und sich in der besseren Gesellschaft einschmeicheln wollen. Sie hat wohl geglaubt, es würde die vornehmen Römer beeindrucken, wenn sie einen teuren Sklaven töten läßt, nur weil der ein Essen verdorben hatte. Hybrida unterrichtete sie, daß wir hier in Rom unsere Sklaven schicklich bestrafen, das heißt privat. Ich glaube, er hat ihnen am nächsten Tag eine Wäschereirechnung zukommen lassen.« Es war wirklich eine schockierende Geschichte. Ein solches Gebaren schrieben wir für gewöhnlich Orientalen oder anderen Barbaren zu. Natürlich war die Bestrafung eines Sklaven seinem Besitzer überlassen, was auch das Recht beinhaltete, ihn zu töten, doch daß ein Herr das aus einer Laune heraus und wegen eines banalen Vergehens tat, war in sich schon verkommen.
    Diese Strafe aber auch noch in aller Öffentlichkeit vor Gästen zu vollziehen, war der Gipfel des schlechten Geschmacks.
    Ich verabschiedete mich von Antonius und trocknete mich ab, um mich auf eine der Massagebänke zu legen. Ich hatte immer noch viel zu erledigen, solange die Sonne am Himmel stand.
    Und mein Ringkampf mit Antonius hatte mich aus irgendeinem Grund darüber ins Grübeln gebracht, wie Lucius Folius und seine unangenehme Frau genau gestorben waren.

V
    »Wohin jetzt?« fragte Hermes und warf den Beutel mit Badeutensilien über seine Schulter.
    »Über den Fluß. Wir werden der Indus einen Besuch abstatten.« »Sind neue Kämpfer für deine Spiele eingetroffen?« fragte er strahlend und blutrünstig wie eh und je.
    »Nein, ich muß Asklepiodes konsultieren.«
    Wir überquerten die Pons Sublicius in den Trans-Tiber-Distrikt. Ich begann mich zu fragen, ob meine Sandalen den Tag überstehen würden. An einem typischen Tag als Ädile bewältigte ich eine längere Strecke als ein Legionär bei einem Gewaltmarsch. Ich versuchte zu schätzen, wie viele Meilen ich zurückgelegt hatte, seit ich das Haus am Morgen verlassen hatte, ließ es dann aber sein. Alles war besser als Gallien. Als wir ankamen, hallte die Indus Statilius vom Geklirr der Übungswaffen wider. Die Schule selbst, die aus einem Übungshof, Kasernen und Geschäftsbüros mit angrenzendem Kasino, Hospital, Bädern und Trainingsgelände bestand, war ungleich großzügiger und besser eingerichtet als die alte Schule auf dem Marsfeld, die wegen der Errichtung von Pompeius' Theater verlegt werden mußte. Der Besitzer und Betreiber Statilius Taurus war der Sohn eines Freigelassenen, der früher im Besitz der bedeutenden Familie gleichen Namens gewesen war.
    Ich traf meinen alten Freund Asklepiodes in der Krankenstation an, wo er den gebrochenen Finger eines bulligen Schlägers mit Stiernacken und den breiten Schultern eines samnitischen Gladiators versorgte, die bis auf den üblichen Helm, den Bronzegürtel, Armschoner und eine Beinschiene am linken Schienbein keinerlei Rüstung trugen. Dafür bedeckte sie jedoch ihr Schild vom Kinn bis zu den Knien und wölbte sich halb um den Körper.
    »Einen guten Tag, Ädile«, sagte Asklepiodes lächelnd. »Ich fürchte, die neuen Männer aus Capua sind noch nicht eingetroffen.«
    »Deswegen bin ich nicht hier«, sagte ich, während ich im stillen die Ruhe bewunderte, mit der der Samniter eine vermutlich scheußlich schmerzhafte Tortur über sich ergehen ließ. Diese Männer wurden ausgebildet, enorme Schmerzen zu ertragen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Ich muß mit dir über einige Todesfälle der jüngsten Zeit reden.«
    »Morde?« fragte er, und sein Lächeln wurde noch breiter. Er liebte so was.
    »Bisher war ich nicht davon ausgegangen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.«
    Er umwickelte den Finger des Gladiatoren ein letztes Mal und verknotete den Verband. »Und jetzt ab mit dir, und tu mir den Gefallen und trage beim Training einen gepolsterten

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