Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Handschuh.«
    »Mit Handschuhen kriege ich kein richtiges Gefühl für den Knauf«, erwiderte der Mann mit breitem bruttischen Akzent.
    »Wenn du mit einem echten Schwert in der Arena kämpfst, kommt es wirklich auf das Gefühl für den Knauf an«, erinnerte Asklepiodes ihn. »Und dann wirst du auch keinen Handschuh tragen. Wunden, die du dir beim Üben zuziehst, bringen dir gar nichts, weder Ehre noch Geld.«
    Der Bursche zog grummelnd von dannen, wobei ihm die Aussicht, unmännliche Schutzkleidung zu tragen, offenbar größere Sorgen bereitete als eine beliebige Anzahl von Wunden, die in seiner Zunft als selbstverständliches und zu erwartendes Berufsrisiko galten.
    »Und«, fragte Asklepiodes, »wer ist gestorben?«
    Ich erzählte im von der eingestürzten Insula und ihren Bewohnern. »Der Gedanke, daß ich deinen fachmännischen Rat brauchen könnte, ist mir zunächst gar nicht gekommen«, erklärte ich ihm. »Aber seit gestern morgen geht mir etwas im Kopf herum. Lucius Folius und seine Frau haben sich das Genick gebrochen. Ich habe eben ein wenig mit dem jungen Antonius gerungen, und er hat diverse Male versucht, meinen Kopf abzureißen, was ich zu verhindern wußte. Dabei kam mir der Gedanke, daß es gar nicht so leicht ist, jemandem den Hals zu brechen, trotzdem ist das Ehepaar so gestorben, Seite an Seite. Einige der Toten waren grausam zerquetscht, aber die meisten sahen aus, als ob sie erstickt wären.«
    »Hatten sie Kopfverletzungen?« fragte Asklepiodes. »Wenn die beiden in den Keller gefallen und auf dem Kopf gelandet sind, hätte das Gewicht ihrer Körper ihnen problemlos das Genick brechen können. Du mußt bedenken, daß du beim Ringen deine Nackenmuskeln angespannt hattest.
    Ein Hals bricht sehr viel leichter, wenn das Opfer nicht darauf vorbereitet oder sogar bewußtlos ist.«
    »Ich habe die Leichen natürlich nicht selbst berührt, aber ihre Köpfe sahen nicht deformiert aus, und ihr Haar war nicht blutverklebt.«

    »Es muß sich nicht notwendigerweise um eine sichtbare Verletzung handeln. Um Gewißheit zu haben, müßte ich die Schädel palpieren. Wo sind die Leichen?«
    »Da bisher niemand einen Anspruch angemeldet hat, habe ich sie zu den Quartieren des Bestatters neben dem Tempel der Venus Libitina bringen lassen. Ich wäre dir überaus dankbar, wenn du sie untersuchen und mir einen Bericht schicken könntest.«
    »Mit dem größten Vergnügen stets zu Diensten. Du machst dir ja keine Vorstellung, wie langweilig es hier werden kann, wenn man nichts anderes zu tun hat, als Idioten zusammen zuflicken, die sich weigern, auf sich selbst achtzugeben. Ich werde mich unverzüglich auf den Weg machen,bevor irgend jemand vorbei kommt und sie zu Asche reduziert.«
    »Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll.«
    »Dir wird schon was einfallen.« Er rief nach seinen Sklaven und seiner Sänfte, und ich ging wieder nach draußen, wo ich Hermes fand, der sich das Training ansah.
    »Du verbringst doch ohnehin schon dein halbes Leben hier«, sagte ich.
    »Man sollte annehmen, du würdest langsam genug davon haben.«
    »Seit deinem Amtsantritt bin ich kaum noch hier«, protestierte er. »Jedenfalls trainiere ich hier nur morgens. Die Männer, die nachmittags da sind, bekomme ich nie zu sehen. Und seit meinem letzten Besuch sind bestimmt zweihundert neue Kämpfer eingetroffen.«

    Er hatte recht. Die Schwertkämpfer kamen aus ganz Italien und sogar aus Sizilien, wo einige der besten Schulen jener Tage ihren Sitz hatten. Aber das lag nicht nur an der bevorstehenden Festtags-Saison. Zwischen ihren Kämpfen in der Arena verdingten sich die meisten Gladiatoren als Leibwächter für Politiker, wobei ihre Pflichten häufig auch die Zerstreuung von Kundgebungen politischer Gegner, die Einschüchterung von Wählern, die Störung von Reden und dergleichen umfaßte. So kam es zu Tumulten von der Art, wie wir ihn am Morgen beobachtet hatten. Und was noch schlimmer war, es wirkte sich negativ auf die Qualität der Kämpfe in der Arena aus, weil die meisten Männer als angeheuerte Schläger viel zu beschäftigt waren, um noch vernünftig zu trainieren.
    »Ach, übrigens«, sagte Hermes, »Titus Milo ist hier. Er sagt, er würde dich gern sprechen.«
    »Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?« fuhr ich ihn verzweifelt an.
    »Das hab' ich doch gerade.« Es war zwecklos. »Er hat gesagt, er würde warten, bis du hier fertig bist. Es eilt nicht.« Er führte mich zu einer Ecke des Hofes, wo eine Reihe von Männern um

Weitere Kostenlose Bücher