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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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Art kann der Unterkiefer verrutschen, bevor der Druck stark genug ist, um den Halswirbel auszurenken. Es ist viel besser, den Kopf so zu packen.« Er ließ seine linke Hand, wo sie war, verschob seine rechte jedoch so, daß der Handballen quer auf dem Oberkiefer lag, während sein Daumen sich um meinen Wangenknochen legte. Als er diesmal zu drehen begann, bewegte sich mein Unterkiefer kaum, und ich spürte rasch den Druck auf meinen Hals. Ich klopfte auf den Tisch, unter Ringern das Zeichen der Aufgabe, und er ließ mich los.
    »Siehst du?«
    »Ganz deutlich«, sagte ich. »Glaubst du, daß es so gemacht wurde?« »Wenn ich Gelegenheit gehabt hätte, die Leichen persönlich zu untersuchen, hätte ich es mit Sicherheit feststellen können, doch die Beschreibung der Gehilfen des Bestatters verleiten mich zu dieser Vermutung. Mit der Einschränkung, daß ich nur Berichte aus zweiter Hand kenne, die allerdings aus berufenem Munde stammen, komme ich zu folgendem Schluß: Folius und seine Frau wurden in ihren Betten im Schlaf ermordet von einer Person, die ganz offensichtlich die Technik beherrscht, einen Hals schnell und lautlos zu brechen. Sie haben sich nicht länger als vier Stunden tot in dieser Lage befunden, bevor das Haus einstürzte und sie in den Keller fielen.«
    »Wunderbar!« lobte ich ihn. »Das ist genau die Information, die ich mir erhofft hatte. Würdest du das vor Gericht beeiden?«
    »Mit den schon erwähnten Einschränkungen, natürlich. Aber dir ist doch sicherlich klar, daß du jetzt keine Beweise mehr in der Hand hast. Die Leichen und sogar das Haus selbst, alles ist verschwunden.« »Vor Gericht zählen Beweise nicht allzu viel«, versicherte ich ihm. »Eine laute Stimme etwa ist auch sehr hilfreich. Und eine mit Nachdruck vorgetragene Behauptung wiegt mehr als stille Beweise.« Dann erzählte ich ihm, daß man die von mir sichergestellten Bauhölzer ausgetauscht und den großen Sklaven ermordet hatte.
    »Hört sich so an, als ob jemand hinter sich aufräumt«, meinte er fröhlich.
    »Obwohl dieser Sklave geradezu als Prachtkandidat für die Rolle desHauptverdächtigen für den Mord an seinem Herren und seiner Herrin erscheint.«
    Ich nickte, obwohl ich daran große Zweifel hegte. »Der Gedanke ist mir auch schon gekommen, aber vieles an diesem Haushalt läßt mich stutzen. Ich muß dir etwas berichten, was der junge Antonius mir erzählt hat.« Ich schilderte ihm den Vorfall mit dem unglücklichen Koch und erwähnte auch die Halsringe und Striemen der Sklaven am Unglücksort. Asklepiodes schüttelte den Kopf und schnalzte mißbilligend mit der Zunge. »Wie geschmacklos. Natürlich bin ich als Grieche jederzeit bereit, Römern praktisch jede Untat zu zu trauen, aber das ist nun wirklich der Inbegriff der Geschmacklosigkeit.«
    »Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren«, sinnierte ich, »daß ich nie zum Grund dieser Sache vordringen werde, solange ich nicht eine Ahnung davon bekomme, warum wer in diesem Haus was getan hat. Und irgend jemand hat es sich ganz offensichtlich zur Aufgabe gemacht zu verhindern, daß ich etwas erfahre. Doch wie dem auch sei, deine Hilfe war wie immer von unschätzbarem Wert.«

    »Dann«, sagte er, stand auf, strich sich über den Bauch uni rülpste zufrieden, »werde ich mich jetzt verabschieden. Meine Empfehlung an die Frau Gemahlin und richte ihr bitte aus, daß es mir leid tut, daß ich ihr bei ihrem Problem nicht weiter behilflich sein konnte.« Mit dieser kryptischen Äußerung verließ er mein Arbeitszimmer. Ich brachte ihn noch bis ans Tor, wo seine Sklaven geduldig neben seiner Sänfte warteten. Ich wollte unbedingt noch die Unterlagen einsehen, die aus dem Archiv geschickt worden waren, doch meine schmerzenden Augen hätten das düstere Lampenlicht nicht mehr vertragen, und eine schreckliche Müdigkeit lag bleischwer auf allen meinen Gliedern. Als ich ins Schlafzimmer kam, wartete Julia auf mich.
    Ich zog mich aus und legte mich neben sie.
    »Was ist los?« wollte sie wissen.
    Also erzählte ich ihr die Ereignisse meines langen, langen Tages. Sie lachte, als ich ihr meine Bootspartie durch die Kloaken schilderte, verzog angewidert das Gesicht, als ich die Stinkenden Gruben beschrieb, und spitzte aufmerksam die Ohren, als ich von der Besprechung mit den Familienältesten und Messala berichtete.
    »Dann stimmt es also?« sagte sie. »Deine Familie wechselt in Pompeius' Lager über?«
    »Sie haben einen vernünftigen Kompromiß ausgetüftelt«, erwiderte ich.

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