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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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für meine bevorstehenden Spiele zu organisieren. Die ältesten im Festtagskalender verzeichneten Spiele waren die Ludi Megalenses, die im nächsten Monat zelebriert werden sollten.
    Was Ausstattung und Rahmen anging, waren sie nicht mit den großen Festen im Herbst zu vergleichen, den Ludi Romani und den Ludi Plebeii, doch ich war entschlossen, die ersten öffentlichen Darbietungen unter meiner Verantwortung zu einem möglichst prachtvollen Spektakel zu machen, um einen bestimmten Grundtenor für meine Amtszeit zu schaffen.
    »Wo liegt das Problem?« fragte ich. »Ich habe viele Pflichten zu er -«
    »Es duldet keinen Aufschub!« unterbrach er mich kreischend.
    »Du mußt auf der Stelle kommen!«
    »So spricht man nicht mit einem Adilen, du Emporkömmling von einem ausländischen Lustknaben!« brüllte Hermes ihn an.
    »Laß gut sein, Hermes«, besänftigte ich ihn, »wir sollten uns die Sache besser ansehen. Ich kann nicht riskieren, daß mir irgendwas meine Inszenierung verdirbt.«
    Also folgten wir dem Mann zur Pons Sublicius. Unweit der Brücke erhob sich das gigantische Theater, das Aemilius Scaurus vor einigen Jahren als Adile errichtet hatte. Damals gab es in Rom zwei Theater, die diese Bezeichnung verdienten: Das Aemilius-Theater und das Pompeius-Theater.
    Das von Pompeius war auf dem Campus Martius errichtet worden und aus Stein, das des Aemilius war aus Holz. Ich hatte mich aus mehreren Gründen für letzteren Veranstaltungsort entschieden. Pompeius' Theater war während seiner eigenen Triumphspiele beschädigt worden, als eine Herde Elefanten ausgebrochen war und das Proszenium Feuer gefangen hatte, als auf der Bühne die Brandschatzung einer Stadt nachgestellt wurde. Der Schaden war noch nicht wieder behoben. Außerdem lag das Theater weit außerhalb der Stadt und bot lediglich 40.000 Zuschauern Platz. Das Aemilius-Theater war für die meisten Bürger zu Fuß sehr viel besser erreichbar, faßte 80.000 Menschen undwar vor allem nicht von Pompeius erbaut worden. Ich wollte nicht, daß die Leute sich
    meine Spiele ansahen und an Pompeius dachten.
    Und bloß weil es aus Holz statt aus Marmor war, bedeutete das nicht, daß es weniger prachtvoll war. Das gewaltige, halbkreisförmige Bauwerk glänzte von oben bis unten mit Farbe und Vergoldungen, die ich hatte erneuern lassen. Mosaike aus Bernstein und Schildpatt zierten das Gebäude, in jedem Rundbogen der oberen Ränge stand eine Statue. Riesige Planen schützten die Zuschauer vor der Sonne, und ein Brunnensystem konnte das Publikum bei heißem Wetter mit einem feinen, mit Duftölen versetzten Dunst benetzen. Beides würde ich für die Ludi Megalenses nicht brauchen, ganz bestimmt jedoch für die Ludi Apollinares, dje an den heißesten Tagen des Sommers begangen werden.
    Als wir das labyrinthartige Gebäude betraten, schlug uns der stechende Geruch von frischer Farbe, Terpentin, Pech und frisch geschlagenem Holz entgegen. Wie alle großen Holzbauten unter freiem Himmel mußte das Theater permanent instand gehalten werden. Und wie alle anderen seiner Art gab es ständig Geräusche von sich, ein beinahe musikalischer Chor aus Stöhnen, Ächzen und Quietschen, wenn ein Temperaturumschwung oder eine Windböe das gesamte Gebäude erzittern ließ, Holz an Holz drückte, bis Planken sich dehnten und an den Nägeln zerrten und die riesigen Masten, die die Plane stützten, hin und her schwankten, als wollten sie wie andere Masten auch aufs offene Meer hinaus.
    Publius Syrus übte auf der Bühne mit seinen Schauspielern und dem Chor, seinen Assistenten und all den anderen Völkerscharen, die er benötigte, um eine ganze Serie von Theateraufführungen zu inszenieren. Wer wie die meisten von uns nur die Vorstellung mit einer Handvoll Darsteller auf der Bühne sieht, ahnt nicht, welche Menschenmassen eine einzige Theateraufführung in Wahrheit erfordert.
    »Äh, Ädile!« rief Syrus, als er mich erblickte. »Du bist gekommen!«
    Als ob mir das einer zu sagen brauchte. Aber Künstler wie Syrus musste man behutsam behandeln.
    »Ich habe wie stets alles stehen und liegen lassen, um mich mit meinem obersten Intendanten zu treffen«, flötete ich. »Gibt es irgendein Problem mit den Stücken?«
    »Mit den Stücken?« fragte er entgeistert. »Natürlich nicht! Sie werden exzellent sein!« Diese Ansicht trug er mit ausladender Geste vor, bevor er leiser hinzufügte: »Das heißt, wenn es dann noch ein Theater gibt, um sie auf zu führen.«
    »Ha? Wovon redest du?«
    »Folge mir,

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