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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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solchen Wunde kann man noch tagelang weitersiechen, je nachdem wie viele innere Blutgefäße zerstört worden sind. Ich erkannte sofort, daß er heftig blutete. Seine Toga war durchweicht -«
    »Er hatte seine Toga noch an?« fragte ich überrascht.
    »Ja, er war vollkommen bekleidet.«
    Ich betrachtete erneut die Tür und ließ sie ein paarmal auf und zu schwingen. Sie befand sich fast in der Mitte der Wand, zu beiden Seiten waren etwa drei Fuß Platz. Einen Zugang zum Außenbalkon hatte das Zimmer nicht. Ich entschied, daß mir die Kammer alles gesagt hatte, was es zu offenbaren gab.
    »Laßt uns gehen«, sagte ich. Als wir wieder in den Hof hinabstiegen, fragte ich: »Erinnerst du dich, ob ihr an jenem Abend irgendwelche anderen vornehmen Gäste hattet?«
    Andromeda schüttelte den Kopf. »Der Mord hat so ziemlich alle anderen Erinnerungen an jenen Abend verblassen lassen.«
    »Und was ist mit dir?« fragte ich Asklepiodes.
    »Ich hatte einige Freunde aus dem Museion in Alexandria zu Gast. Sie weilten als Gäste der ägyptischen Botschaft in Rom. Wenn irgendwelche bedeutenden Römer zugegen gewesen wären, hätte ich meine Kollegen bestimmt darauf aufmerksam gemacht.«
    »Nun gut, das wäre das«, seufzte ich leicht entmutigt.
    »Kannst du mir Galatea genauer beschreiben, Andromeda.«
    »Sie war ein hübsches Mädchen, aber das sind meine Mädchen alle. Ungefähr sechzehn, dunkles Haar, braune Augen.
    Sie war erst seit ein paar Tagen bei mir. Sie stammte nicht aus Rom, ihrem Akzent nach zu urteilen kam sie jedoch aus der näheren Umgebung. Ein Kleinstadtmädchen. Von denen habe ich viele.«
    »Gab es um die Zeit noch andere Vermißte?«
    »Wie meinst du das?« fragte Andromeda.
    »War noch ein anderes Mitglied deines Personals an jenem Abend hier, das du danach nie mehr wiedergesehen hast?«
    Sie sah Asklepiodes an. »Worauf will dein Freund hinaus?«Er strahlte. »Folge ihm einfach. Oft ergibt es erst nach einer Weile Sinn.
    Wie Sokrates nähert er sich der Wahrheit durch Fragen, anstatt Feststellungen zu treffen.«
    »Wie du willst. Wenn ich es mir recht überlege, habe ich etwa zur selben Zeit, als ich Galatea aufnahm, einen Rausschmeißer angeheuert. Er behauptete, er hieße Antaeus, würde aus dem Süden stammen und wäre nach Rom gekommen, um bei den Großen Spielen zu kämpfen. Er war ein grobschlächtiger Riese wie die meisten von ihnen und trug einen dichten Vollbart, wie es Bürger fast nie tun.«
    »Und er ist nach dem Mord ebenfalls verschwunden?« fragte ich.
    »Genau. Für die Gladiatoren ist das hier immer eine Nebenbeschäftigung. Daß er weg war, ist mir nur aufgefallen, weil er nicht gekommen ist, um sich seinen Lohn abzuholen. Aber das habe ich nie mit dem Mord in Verbindung gebracht. Tagsüber arbeiten die Jungs meistens als Schläger für einen der Bandenführer, so daß sie häufig getötet oder schwer verletzt werden, ohne dass ich es mitbekommen würde.«
    Wir hatten den zum Hof gelegenen Eingang des Tunnels erreicht. »Andromeda«, erklärte ich, »du warst mir eine große Hilfe, und ich hoffe, daß wir uns in Zukunft häufiger sehen.«
    Sie lächelte gewinnend, und das tat sie sehr überzeugend.
    Schließlich verdiente sie damit ihren Lebensunterhalt. »Ädile, du bist im Labyrinth stets willkommen, ob im Dienst oder als Privatmann.« Sie verließ uns, und auch Asklepiodes wollte gerade gehen, doch ich legte meine Hand auf seine Schulter. »Nur noch einen Moment deiner kostbaren Zeit, mein Freund.«
    »Aber gewiß, soviel du möchtest.«
    Wir schlenderten durch den Tunnel, dicht gefolgt von Hermes. »Es gibt noch eine Reihe von Dingen, die unsere Gastgeberin nicht unbedingt hören muß. Sie erwähnte, daß Lucilius irgend etwas gebrabbelt hätte, was sie nicht verstehen konnte. Hast du irgendwas mitbekommen?«
    Asklepiodes überlegte. »Sicher bin ich mir nicht. Er schien in einer Art Delirium, wie es dem Tod häufig vorausgeht, und seine Stimme war schwach. Für mich hörte es sich so an, als würde er sagen ›dreckiger Hund, dreckiger Hund‹. Er hatte die Zähne fest auf einander gebissen, aber so viel konnte ich verstehen.«
    »Bist du sicher, daß er die männliche Form benutzt hat?« fragte ich, weil ich dachte, daß der Mann die verräterische Hure vielleicht eine Hündin geschimpft hatte.
    »Ja, es war ganz bestimmt die männliche Form.«
    »Und die von dir beschriebene Verletzung: Der Dolch mußte nicht nur eine schwere Wolltoga und ein oder zwei Schichten Kleidung

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