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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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verbrannt wurde. Als wir an den Rosten vorbei kamen, warf ein älterer Sklave gerade einen neuen Scheit ins Feuer, und eine Säule glitzernder Funken stob himmelwärts.
    Im Innern des Tempels wachte die Statue des gütigen Gottes Aeskulapius über eine kleine Schar von Leidenden. Die meisten lagen auf Bahren, die man auf der Erde ausgebreitet hatte, obwohl einige wohlhabendere Patienten ihre eigenen Betten mit gebracht hatten und von Sklaven umsorgt wurden. Andere, die nicht schlafen konnten, hockten wie Häuflein elender Not auf ihren Decken. All diese unglückseligen Menschen würden vor dem Gott schlafen in der Hoffnung, daß er ihnen einen Traum schickte, in dem er ein Heilmittel für ihre Beschwerden andeutete. Die Priester galten als Experten in der Deutung dieser Träume.
    Ich traf den Hohen Priester Gavius vor der Statue in einer Beratung mit einigen anderen Priestern vertieft. Sie trugen alle ihr volles Ornat wie zu einer nächtlichen Zeremonie.Aeskulapius war ein Gott, der durch seinen Vater Apollo sowohl mit der Oberwelt als durch seine Schutzpatronin, die Schlange, auch mit der Unterwelt in Verbindung gebracht wurde, so daß man ihm sowohl bei Tage als auch in der Nacht huldigte und ihm weiße und schwarze Tiere opferte, meistens Hähne. An den Wänden hingen Tonmodelle von Händen, Füßen, Augen und anderen Gliedmaßen und Organen. Sie waren dem Gott zugeeignet aus Dank für eine Heilung der dargestellten Körperteile. Alle paar Jahre mußte der Plunder weggeräumt und in eine speziell geweihte Grube gekippt werden.
    »Ädile!« sagte Gavius, als er mich erblickte. »Wir haben dich zu dieser späten Stunde nicht erwartet.« Er war ein sehr würdevoller alter Mann, dessen obskure patrizische Familie schon seit Gründung des Tempels Priester stellte. Selbst bevor Aeskulapius nach Italien gekommen war, waren sie schon Priester eines früheren Heilgottes gewesen. »Wir haben gerade beraten, welche Maßnahmen wir ergreifen sollen, falls der Fluß so weit ansteigt, daß er die Insel überflutet.«
    »Ist das je zuvor geschehen?« fragte ich ihn.

    »Nein, aber wer sind wir, daß wir Vater Tiber sagen, wie hoch er steigen darf?«
    »Das ist in der Tat wahr«, stimmte ich zu.
    Er schüttelte bekümmert den Kopf. »Viele von uns haben das Gefühl, daß eine Strafe der Götter überfällig ist, bei all dem Frevel und der Unreinheit in der Stadt. Und welcher Gott steht Rom näher als Tiberinus? Er war schon uralt, als Romulus hier die ersten Mauern errichtete. Andere Götter haben viele Verehrer in ganz Italien und überall auf der Welt, aber Vater Tiber gehört uns Römern allein.«
    »Ein sehr relevanter Hinweis«, sagte ich. »Ich bin eigentlich gekommen, um mit dem Priestersklaven Harmodias zu sprechen.« Er winkte einen Lakaien heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Junge sauste auf seinen nackten Füßen lautlos davon. »Darf ich fragen, worum es geht?«
    »Ich habe einen Sklaven in seiner Obhut gelassen«, erklärte ich ihm.
    »Der Mann war ein Überlebender aus dem Einsturz der Insula vor drei Nächten.«
    »O ja, ich habe davon gehört. Der arme Bursche ist gestorben und wurde abgeholt, soweit ich weiß.«
    »Genau. Ich muß Einzelheiten über die genauen Umstände seines Todes wissen.«
    Wir mußten eine Weile warten, und etwas, was der pflichtergebene alte Priester gesagt hatte, begann in meinem Kopf Blüten zu treiben.
    »Hochverehrter Gavius, du hast eben von der rituellen Verunreinigung der Stadt gesprochen.«
    »O ja, eine überaus ernste Angelegenheit.«»Ich bin ganz deiner Meinung und finde, daß etwas dagegen unternommen werden sollte. Wenn ich vor den Senat treten und einen Sondergerichtshof für all jene verlangen würde, die für den schrecklichen Zustand des Gemeinwesens verantwortlich sind, wärst du zusammen mit den anderen Hohen Priestern und flamines bereit, mir in dieser Sache den Rücken zu stärken?«
    »Das ist eine großartige Idee«, antwortete er begeistert. » Der pontifex maximus weilt zur Zeit nicht in Rom -«
    »Ich denke, Julius Caesar, übrigens ein angeheirateter Onkel von mir«, fügte ich um des Effekts willen hinzu, »wird einverstanden sein. Ich werde im ersten Morgengrauen einen Boten zu ihm schicken.«
    »Dann werde ich, sobald der Zustand der Stadt es erlaubt, ein Treffen der Priesterschaften einberufen, um die Angelegenheit zu erörtern. Es ist ohnehin üblich, daß das Gremium nach einer Katastrophe zusammen tritt, um zu ergründen, wie wir die Götter

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