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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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es ihm durch den Kopf .
    Simon wagte es nicht, sich zu lange bei dem Gebäude aufzuhalten. In Gedanken versunken ging er weiter. Als er um eine Ecke bog, stand er in einem Garten. Zwei Jungen im Alter von sechs und zehn Jahren rannten mit der Dienerin, die er vorhin am Tor gesehen hatte, zwischen den kahlen Büschen herum und spielten mit ihr Fangen. Marjorie saß auf einer Steinbank in der Sonne. Der Wind blähte ihren blauen Mantel. Ihr Gesichtsausdruck wirkte missmutig. Trotzdem konnte es nicht schaden, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Kurz entschlossen schritt Simon auf sie zu. Als er sich ihr näherte, bemerkte er, dass ihre Miene gar nicht schlecht gelaunt war, wie er zuerst gedacht hatte, sondern eher bedrückt.
    »Danke, meine edle Dame, dass Ihr Euch für uns eingesetzt habt«, sagte er, während er sich, seiner Rolle gemäß, tief vor ihr verbeugte. »Unsere Darbietungen sind immer exzellent. Aber heute Abend werden wir uns noch einmal besonders anstrengen, um Euch zu gefallen.«
    »Das hoffe ich doch sehr.« Sie musterte ihn interessiert, während sich ihre Miene ein bisschen aufhellte. »Welche Lieder spielt Ihr denn?«
    »Heitere und traurige Lieder, Liebeslieder … Alles, was das Leben zu bieten hat.« Simon vollführte eine weit ausholende Handbewegung. Ein berechnendes Ding, hatte Matilda Marjorie genannt. Ja, so schätzte er sie auch ein. Aber plötzlich meinte er zu fühlen, dass sie sich vor etwas ängstigte.
    »Liebe …« Sie stieß ein kurzes, hartes Lachen aus.
    »Glaubt Ihr etwa nicht daran?«, fragte Simon sanft.
    »Natürlich liebe ich William de Thorigny, meinen Herrn.« Sie reckte angriffslustig das Kinn vor.
    Simon entlockte der Laute wieder eine Folge von Tönen, während er sie unauffällig beobachtete. Ja, sie fürchtet sich vor etwas, dachte er. Ob sie weiß, dass William ihre Schwägerin gefangen hält? Kann ich das Wagnis eingehen, sie als Werkzeug zu Adelas Befreiung zu benutzen? »Verzeiht, dass ich so offen bin, aber Euer Liebesbekenntnis klingt ein wenig angestrengt«, sagte er leichthin.
    »Was fällt Euch ein …«
    Er musste unter vier Augen mit ihr reden. In diesem Moment traf Simon seine Entscheidung. »Ich könnte Euch einiges über Euren Herrn erzählen, das Euch interessieren dürfte«, erklärte er.
    »Wirklich? Dann sprecht!«, fuhr sie ihn an.
    »Nicht hier und jetzt. Kommt in einer Stunde in die Scheune.« Ohne ihre Antwort abzuwarten, drehte sich Simon um und ging davon.
    *
    Simon hörte seine Gefährten draußen vor der Scheune. Mervins falsche Flötentöne zerrten an seinen Nerven. Würde Marjorie kommen? Und wenn ja, war es richtig, sie in ihren Plan einzuweihen? Seine Gefährten hatten darauf sehr skeptisch reagiert.
    Die Scheunentür öffnete sich. Eine Frau schlüpfte herein. Sie trug den Mantel einer Dienerin. Doch als sie die Kapuze zurückschlug, stand in dem dämmrigen Licht Marjorie vor ihm.
    »Nun, was wisst Ihr über William?«, fuhr sie ihn an. »Hält er sich etwa irgendwo noch eine andere Geliebte?«
    Simon musterte sie. Ihre Miene war herausfordernd. Doch wieder glaubte er zu spüren, dass sie sich vor etwas fürchtete. »Dass William Euch mit einer anderen Frau betrügt, ist nicht Eure eigentliche Angst, oder?«, sagte er langsam.
    Marjorie schwieg.
    »Wisst Ihr, dass William Eure Schwägerin Adela auf dem Gut gefangen hält und sie foltert?«
    »Diese Frau ist Adela?«, keuchte sie.
    »Dann habt Ihr sie gesehen?«
    Marjorie starrte ihn nur stumm und mit weit aufgerissenen Augen an. Simon mochte sich nicht ausmalen, in welchem Zustand Adela gewesen sein musste, dass selbst eine Frau wie Marjorie darüber die Fassung verlor.
    »William hat mir gesagt, seine Gefangene wäre daran schuld, dass er seinen rechten Unterarm verloren hat«, stammelte sie nun.
    »Und Ihr habt diese Lüge wahrscheinlich nur zu gern geglaubt.« Simons Stimme klang hart.
    »Aber warum Adela …?« Marjorie griff sich an die Brust.
    »Weil William ihre Familie hasst und weil ihm Francis die Wunde am Arm zufügte, die sich dann entzündete.«
    Sie atmete keuchend aus.
    »Ich bin hierhergekommen, um Adela zu befreien, und dazu benötige ich Eure Hilfe«, sagte Simon rasch.
    Sie erwachte aus ihrer Erstarrung. »Nein, ich kann Euch nicht helfen. William würde mich umbringen …«
    »Weshalb seid Ihr Euch so sicher, dass er das nicht früher oder später ohnehin tun wird? Immerhin hat er schon Euren Gatten getötet.«
    »Ich …«
    »Ach, Ihr vertraut darauf, dass er Euch

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