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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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getötet und Adela vergewaltigt und verschleppt hatte. Wachsam blickte Simon sich um. Eine hohe, mit Erde verstärkte Mauer umgab die Anlage, das Tor war massiv. Vier Bewaffnete hielten davor Wache. Das aus Stein erbaute und mit Ziegeln gedeckte Wohngebäude wirkte stattlich. Auch die Nebengebäude waren groß und hatten teilweise Steinwände. Doch obwohl der Tag sonnig war und die Anlage Wohlstand, ja Reichtum ausstrahlte, wirkte sie auf Simon bedrückend.
    Er zog die Laute aus seinem Bündel und begann, eine Melodie darauf zu spielen. Seine Gefährten begriffen, holten nun ebenfalls ihre Instrumente und Bälle hervor und gebärdeten sich wie Gaukler, die darauf hofften, einen Auftritt zu bekommen. Sie stimmten in sein Lied ein und gaben andere Kostproben ihrer Kunststücke. Die Bewaffneten verfolgten ihre Darbietung mit ausdruckslosen Mienen.
    Endlich überquerte der Diener, den die Wächter zum Wohngebäude geschickt hatten, mit einem ältlichen Mann an seiner Seite den Hof. Dieser war, seiner guten Kleidung nach zu schließen, ein hochrangiger Bediensteter. Wahrscheinlich der Verwalter.
    Simon ging auf ihn zu und verneigte sich. »Gustave der Barde« – er hatte es vorgezogen, sich einen anderen Namen zu geben, falls jemand auf dem Anwesen einmal von Simon de Bohun gehört haben sollte – »und seine Truppe bitten, vor Eurer Herrschaft aufspielen zu dürfen. Wir haben unsere Kunst schon vor den hochrangigsten Persönlichkeiten dargeboten und sie mit unseren Melodien und Kunststücken zu Tränen gerührt und zum Lachen gebracht. Wir …«
    »Unser Herr weilt nicht auf dem Gut. Deshalb haben wir zurzeit keinen Bedarf an irgendwelchen Gauklerstücken«, unterbrach ihn der Verwalter brüsk. »Seht zu, dass Ihr von hier verschwindet.«
    Mit einer derartigen Abfuhr hatte Simon nicht gerechnet. Er überlegte, wie er den mürrischen Kerl doch noch umstimmen könnte, als zwei Frauen in den Hof ritten. Die eine trug einen dunklen, mit Pelz besetzten Samtmantel, die andere war einfacher gekleidet und wohl ihre Dienerin.
    »Auch wenn Euer Herr abwesend ist, würde ja vielleicht die Lady unsere Darbietungen schätzen«, sagte er rasch, während er seiner Laute eine Folge von hohen und lieblichen Tönen entlockte.
    Die Herrin wandte ihm ihre Aufmerksamkeit zu. Simon registrierte ein rundes, kindliches Gesicht, große, von langen Wimpern umrandete braune Augen und einen überraschend sinnlichen Mund. Während Simon sich noch fragte, ob sie Adelas Schwägerin war, verneigte sich der Verwalter und murmelte: »Lady Marjorie, verzeiht, dass der Spielmann Euch belästigt.«
    »Er belästigt mich nicht«, erklärte Marjorie von oben herab. »Er und seine Leute sollen bleiben.«
    »Aber Madam, ich weiß nicht, ob der Herr dies gutheißen würde …«, versuchte der Verwalter zu widersprechen.
    »Für heute Abend werden Gäste erwartet, wie Ihr ja wissen solltet. Ich bin überzeugt, William de Thorigny möchte, dass sie gut unterhalten werden.« Ihr Ton wurde noch eine Spur kühler.
    »Gewiss, ganz wie Ihr wünscht, Madam.« Der Verwalter verneigte sich wieder vor ihr, ehe er sich Simon zuwandte. »Ihr und Eure Leute könnt in der Scheune unterkommen«, erklärte er unfreundlich.
    Simon blickte Marjorie nach, während sie und die Dienerin davonritten. Sie war nicht die Art von Frau, die er anziehend fand. Aber er konnte gut verstehen, warum William de Thorigny sie in sein Bett geholt hatte.
    *
    Ein Knecht geleitete sie zu den Stallungen, wo sie ihre Maultiere unterbrachten – sie würden die Tiere auf dem Anwesen zurücklassen, da sie ihre Flucht zu leicht durch ein Wiehern verraten konnten –, und zeigte ihnen den Weg zur Scheune. Dort wies Simon seine Gefährten an, noch einmal ihre Stücke für den Abend zu üben, während er sich allein auf dem Anwesen umsehen würde. Dies kam ihm am unverdächtigsten vor.
    Mit der Laute in der Hand schlenderte Simon scheinbar müßig über das Gelände. Dann und wann entlockte er den Saiten Töne, als würde er auf der Suche nach einer Inspiration herumstreifen.
    Den langgestreckten, niedrigen Fachwerkbau, den Paul ihm als Adelas Gefängnis beschrieben hatte, entdeckte er schnell. Die schwere Holztür war mit einem massiven Schloss gesichert. Dicht über dem Boden befanden sich Holzläden in dem steinernen Sockel. Auch sie waren mit Schlössern versehen und versperrt. In einem der Keller liegt Adela und vegetiert dahin. Wahrscheinlich bleibt uns nur diese eine Nacht, um sie zu befreien , ging

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