Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)
Anfang an.«
Matilda betrachtete die kleinen Lachen, die die geschmolzenen Flocken unterhalb ihres Mantels auf den Steinplatten bildeten. »Ich bin froh, dass William tot ist und seine Strafe erhalten hat, denn er war ein wirklich schlechter Mensch«, sagte sie endlich. »Insofern fühle ich mich gerächt. Auch wenn mir sein Tod den Mann, den ich geliebt habe, den Vater meiner Tochter, auch nicht wiederbringt.«
»Ihr habt eine Tochter? Nun, das ist aber ungewöhnlich für eine Äbtissin.«
Die nachdenkliche Stimmung fiel von Matilda ab, und sie bedachte Richard mit einem scharfen Blick. »Auch nicht ungewöhnlicher als ein königlicher Prinz, der ständig seine Heirat hinausschiebt, statt endlich einen legitimen Erben zu zeugen.«
Richard lachte und wirkte nicht im Geringsten verärgert. »Ich gebe zu, dass ich Männer letztlich doch attraktiver als Frauen finde. Aber keine Sorge, ich werde mich noch rechtzeitig um einen Sohn und Erben kümmern. Aber deute ich Eure Worte richtig, dass ich, wenn ich nach dem Tod unseres geliebten Vaters um meine Herrschaft kämpfen muss – und ich bin überzeugt, dass John mir die Herrschaft streitig machen wird –, nicht auf Eure Hilfe bauen kann? Ihr wirkt auf einmal ziemlich weich und versöhnlich …«
Matildas Augen funkelten. »Nun, wenn Ihr gegen John kämpft, könnt Ihr auf meine Unterstützung zählen. Ihn möchte ich nun wirklich nicht als König haben. Aber bis zum Tod unseres Vaters wird wohl noch einige Zeit vergehen.«
Und darüber war sie froh. Denn erst einmal war sie der Kämpfe müde.
Epilog
A dela blieb in der geöffneten Küchentür stehen. Der Raum summte vor Betriebsamkeit. Mägde rührten und kneteten Teige an dem langen Holztisch. Andere rupften Gänse und Hühner – ein Bratspieß steckte schon voller Geflügel. Jeder noch so kleine Platz an der Feuerstelle war von dampfenden Töpfen besetzt.
»Gebt noch etwas mehr Honig in den Teig! Und achtet ja darauf, dass das Geflügel nicht anbrennt!« Marian eilte mit roten Wangen zwischen den Bediensteten herum und erteilte Befehle. »Ach, du lieber Himmel, das Wasser für die Würste kocht ja schon«, keuchte sie erschrocken auf. Aufschäumendes Wasser spritzte in die Glut und verursachte weitere aufgeregte Geschäftigkeit.
Adela hatte eigentlich ihre Hilfe bei den Festvorbereitungen anbieten wollen. Aber plötzlich wünschte sie sich, einige Augenblicke allein zu sein, ehe die ersten Gäste eintrafen. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Robin zufrieden mit einer jungen Magd in einer Ecke saß und ganz darin aufging, einen kleinen Blumenkranz zu winden, schlüpfte sie davon und durchquerte den Garten.
In ihrem früheren Heim am Rand der Obstbaumwiese verstaute sie den Leinenstoff, den sie vorhin bei einem fahrenden Händler erworben hatte, in einem Regal. Dann setzte sie sich auf einen Schemel. Im Vergleich zum Lärm in der Küche war es hier angenehm ruhig. Vom Garten her war das Summen von Insekten zu hören, denn vor einigen Tagen hatten sich die Blüten der Apfel- und Birnbäume geöffnet, und aus der Richtung der Stallungen erklangen die gedämpften Stimmen einiger Knechte.
So viel ist in den letzten Monaten geschehen, ging es Adela durch den Kopf. Yvain und ich haben geheiratet. Ich lebe als seine Frau mit ihm, Robin und Marian im Wohnhaus. Und morgen werden wir ein großes Fest mit den Menschen, die uns nahestehen, feiern.
Tatsächlich hatten sie und Yvain, wenige Tage, nachdem Adela William de Thorigny getötet hatte, in der Dorfkirche geheiratet. Marian und Simon waren ihre Trauzeugen gewesen. Sonst waren – außer dem Priester – nur noch Luce und Robin dort gewesen. Sie wollten ihr Glück nicht noch einmal aufs Spiel setzen und hatten deshalb die Hochzeit nicht länger aufgeschoben, auch wenn Ann so nicht dabei sein konnte. Doch ihre Schwester, davon war Adela überzeugt und Simon hatte sie darin noch einmal bestärkt, würde ihren Entschluss verstehen.
Einige Wochen lang hatte Adela befürchtet, der König könnte sie für den Tod William de Thorignys zur Rechenschaft ziehen. Doch Mitte November war ein Brief Matildas auf dem Gut eingetroffen, in dem diese ihr mitteilte, dass ihre Ängste unbegründet waren. Damals hatten Yvain und Adela beschlossen, im Frühjahr, wenn die Wege wieder gangbar waren, ihre Hochzeit nachzufeiern.
Eine weitere gute Nachricht hatte sie dann im März erreicht. Simon hatte ihnen geschrieben, dass Ann einem Mädchen das Leben geschenkt hatte. Es war auf
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