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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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vertraute Erregung. An diesem Abend war er ganz und gar nicht gleichgültig. Bestimmt sagt er die Wahrheit, dachte sie. Ja, das muss einfach die Wahrheit sein. Nur gut, dass er keine andere Geliebte hat.
    *
    Simon erwachte mit hämmernden Kopfschmerzen. Benommen richtete er sich auf und stützte sich auf seinen Unterarm. Durch die Ritzen zwischen zwei Fensterläden sickerte ein wenig Licht. Er konnte erkennen, dass er sich in einem runden Raum mit gemauerten Wänden befand. Außer dem schmalen Bett, auf dem er lag, gab es darin noch einen Tisch und einen Stuhl als Mobiliar. An einem Wandhaken hingen sein Mantel und sein Bündel. Rasch tastete er nach seinem Gürtel. Sein Schwert und seinen Dolch hatte man ihm abgenommen. Allmählich kehrte seine Erinnerung zurück, und Gerüche und einzelne Bilder tauchten in seinem Gedächtnis auf.
    Die seltsame Nonne in dem kleinen Kloster in der Nähe von Adelas Heim … Der Schlag auf seinen Kopf … Dann eine ständige Erschütterung, als ob er auf einem fahrenden Wagen gelegen hätte. Seine Augen waren verbunden gewesen. Aber er hatte einen rauen Stoff an seiner Wange gespürt. Wie von einem Sack. Und es hatte nach Getreide gerochen. Hin und wieder hatten ihn Männer von dem Gefährt gezerrt, damit er seine Notdurft verrichten konnte. Und man hatte ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken gegeben. Nachdem er getrunken hatte, war er immer sehr müde geworden.
    Simon fuhr sich über seinen schmerzenden Kopf. In das Wasser hatte man sicher irgendein Betäubungsmittel gegeben. Auf seinen Wangen spross ein dichter Bart. Seit er niedergeschlagen worden war, musste mehr als eine Woche vergangen sein. Steckte die Vorsteherin etwa mit William de Thorigny unter einer Decke? Wohin hatte man ihn wohl gebracht?
    Er stand auf und rüttelte an der Türklinke. Doch wie er eigentlich auch nicht anders erwartet hatte, war die Tür verschlossen. Er versuchte sein Glück an einem Fensterladen, der sich tatsächlich öffnen ließ. Sonnenlicht strömte in den Raum und mit ihm der Geruch von tauendem Schnee und feuchter Erde.
    Nachdem sich Simons Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten, erkannte er, dass er sich im oberen Stockwerk eines Turms befand, etwa dreißig Fuß über dem Erdboden. Sein Gefängnis schien zu einem Kloster zu gehören, denn er blickte auf eine aus hellem Stein erbaute Kirche. Daran grenzte ein lang gestrecktes Gebäude, das im ersten Stockwerk hohe Rundbogenfenster hatte, wahrscheinlich beherbergte es den Kapitelsaal und das Dormitorium. Eine hohe Mauer umgab das weitläufige Gelände.
    Jenseits davon glaubte er, in einiger Entfernung eine verschlammte Fläche zu sehen, auf der da und dort Wasser glitzerte. Erst dachte Simon, dass es sich dabei um ein Feld handelte, auf dem der geschmolzene Schnee große Lachen bildete. Doch dann erkannte er, dass die Lachen dazu viel zu ausgedehnt waren, und kam zu dem Schluss, dass es sich bei dem schlammigen Grund um das Bett eines Gezeitenflusses handelte.
    Ob das die Themse ist? , dachte Simon. Hatte man ihn etwa in die Nähe von London verschleppt? Er musste einen Weg finden, aus seinem Gefängnis zu entkommen. Der Weg durch die Fenster schied aus, denn sie lagen viel zu hoch über dem Boden. Aber früher oder später würde sicher ein Wächter nach ihm sehen. Vielleicht bot sich ihm ja dann eine Möglichkeit zur Flucht.
    Simon schloss den Laden wieder. Dann legte er sich aufs Bett und wartete. Anhand des schmalen Lichtstrahls, der über den Boden wanderte, erkannte er, dass etwa eine Stunde vergangen sein musste, als er draußen auf der Treppe Schritte hörte. Kurz darauf drehte sich ein Schlüssel im Schloss, und ein Riegel wurde zurückgeschoben. Simon stellte sich schlafend. Unter halb geschlossenen Lidern beobachtete er, wie ein bärtiger, stämmiger Mann den Raum betrat. Simon glaubte, sich zu erinnern, dass er zu den Kerlen gehört hatte, die ihn während der Fahrt auf dem Karren bewacht hatten. Der Mann war allein, und auch vor der Tür schien sich niemand aufzuhalten.
    Nun beugte sich der Wächter über Simon und rüttelte ihn an der Schulter. »He, Ihr …«, begann er. Blitzschnell rammte ihm Simon die Fäuste in den Bauch. Der Mann riss überrascht die Augen auf, keuchte erstickt und krümmte sich. Mit einer geschmeidigen Bewegung glitt Simon vom Bett. Er packte den Stuhl und schlug ihn dem Wächter über den Schädel. Dieser sackte mit einem Grunzen zu Boden.
    Simon überzeugte sich, dass sein Gegner das Bewusstsein verloren

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