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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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Entscheidung.« Simon nickte erleichtert.
    Die Nonne erhob sich. »Geht schon einmal in die Küche und lasst Euch dort etwas zu essen geben. Eine der Schwestern wird Euch dann zeigen, wo Ihr schlafen könnt.« Mit einer knappen Bewegung ihrer rundlichen Hände entließ sie ihn.
    Als Simon in den Hof hinaustrat, fiel der Schnee in weichen, nassen Flocken vom Himmel. Eine brennende Fackel über einer Stalltür kämpfte mühsam gegen die einsetzende Dunkelheit an. Ob Adela noch am Leben war? Er wagte nicht, den Gedanken weiterzuverfolgen.
    Simon hatte das Geviert zur Hälfte überquert, als er ganz in seiner Nähe eine Bewegung wahrzunehmen glaubte. Ehe er sich umdrehen konnte, traf ihn ein wuchtiger Schlag am Hinterkopf und ließ ihn zu Boden sacken. Er wollte sich zur Seite rollen und seinen Dolch aus dem Gürtel ziehen. Aber bevor er auch nur den Griff der Waffe berührt hatte, krachte ein weiterer Hieb gegen seinen Kopf und raubte ihm die Besinnung.
    *
    Die Lederkugel flog haarscharf an Marjorie vorbei. »Nun passt doch auf!«, rief sie gereizt ihren beiden Söhnen zu, die auf der verschneiten Wiese innerhalb von William de Thorignys Anwesen Ball spielten. Die beiden trollten sich und nahmen das Spiel in einiger Entfernung wieder auf. Marjorie zog ihren pelzgefütterten Mantel enger um sich. Es lag Tauwetter in der Luft. Trotzdem war es noch kalt.
    Vor vier Tagen war sie mit den Kindern auf dem Gut in der Nähe von Bristol eingetroffen. Zuvor hatte sie sich einige Wochen mit ihren Söhnen auf Williams Befehl hin auf einem seiner Anwesen bei Exeter aufgehalten. Dort hatte er sie nur selten besucht, und sie hatte sich allmählich des Gefühls nicht erwehren können, dass er sie aus dem Weg haben wollte. Sie war sehr erleichtert gewesen, als er sie endlich zu sich bestellt hatte. Aber irgendwie war er ihr fremd geworden. Er schlief noch mit ihr, wirkte dabei jedoch fast gleichgültig. Und sie war sich so sicher gewesen, dass es ihr gelungen war, ihn durch seine Lust dauerhaft an sie zu fesseln. Sie durfte ihre Macht über ihn nicht verlieren.
    Natürlich konnte sie nicht Williams Frau werden, da er leider schon verheiratet war. Aber auch als die Geliebte eines königlichen Ratgebers war ihre Stellung äußerst aussichtsreich. Sie hoffte noch immer, dass William sie mit einem wohlhabenden alten Adligen verheiraten und die Beziehung mit ihr dann fortsetzen würde. Dergleichen Arrangements waren schließlich nicht selten. Wenn er aber das Interesse an ihr verlor, würde sie mit ihren Kindern vor dem Nichts stehen.
    »Mutter …« Albert, ihr jüngerer Sohn, war des Spiels überdrüssig geworden und kletterte auf ihren Schoß. Karl, der ältere, ließ währenddessen den Ball gegen die Hofmauer prallen. »Die Bediensteten sagen, dass William de Thorigny eine Frau auf dem Gut gefangen hält.« Ängstlich blickte er sie aus seinen blauen Augen an. Sie hatte ihren Söhnen nie gesagt, dass William ihren Vater getötet hatte, und er war nie grob zu ihnen gewesen. Trotzdem fürchteten sie ihn und gingen ihm instinktiv aus dem Weg.
    »Was redest du da für einen Unsinn!«, sagte sie heftig.
    »Ich habe es mir nicht ausgedacht«, beteuerte Albert weinerlich. »Die Köchin hat heute Vormittag leise mit einem Knecht darüber gesprochen, während ich darauf wartete, dass sie mir ein Stück Kuchen gab. Der Knecht bringt dieser Frau manchmal zu essen. Und zwei Dienerinnen habe ich auch darüber tuscheln hören. Sie meinten, sie hätten die Frau vor Schmerzen schreien hören.«
    Marjorie seufzte ungeduldig. Albert war ein furchtsames Kind und viel zu weichherzig für das Leben – darin ähnelte er seinem Vater. »Bestimmt haben die Bediensteten etwas ganz anderes gesagt, und du fantasierst dir daraus eine Schauergeschichte zusammen«, fuhr sie ihn an. »Weißt du noch, wie du kürzlich deine Kinderfrau mitten in der Nacht weinend geweckt hast, weil dich angeblich ein Geist bedrängte, und dabei war es nur der Schatten eines Astes, der ins Zimmer fiel? Ich will nichts mehr von dieser Frau hören. Und nun troll dich wieder zu deinem Bruder.«
    Mit hängendem Kopf lief Albert davon. Trotzdem ließen seine Worte Marjorie nicht los. Was, wenn es sich bei dieser angeblichen Gefangenen um eine andere Geliebte Williams handelte und die Schmerzensschreie in Wahrheit Lustschreie waren? Sie traute es ihm durchaus zu, dass er sich – obwohl sie nun auf dem Gut weilte –, hier gleichzeitig eine weitere Gespielin hielt. Dies würde auch seine

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