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Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache der Heilerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Sauer
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plötzliche Gleichgültigkeit erklären. Panik stieg in ihr auf.
    Das gleichmäßige, dumpfe Geräusch, mit dem der Ball gegen die Mauer prallte, zerrte an Marjories Nerven. Sie wollte ihren Söhnen zurufen, dass sie endlich mit dem Spiel aufhören sollten. Doch ein Knecht, der nun über die Wiese schritt, erregte ihre Aufmerksamkeit. Er blickte zu ihr und dann schnell wieder zur Seite, als wollte er es vermeiden, dass sie ihn bemerkte. Am Arm trug er einen Korb mit einem Krug darin. Brachte er etwa tatsächlich Speisen und Getränke zu einer anderen Frau? Oder ging jetzt ihre Fantasie mit ihr durch? Egal, sie musste Gewissheit haben. Marjorie sprang von der Bank auf und hastete ihm hinterher.
    Der Knecht ging zu den Wirtschaftsgebäuden. Als er vor einer Tür stehen blieb, duckte sich Marjorie hinter einen mit Säcken beladenen Karren, der auf dem Hof stand. Während der Knecht einen Schlüssel ins Schloss steckte, drehte er sich rasch um, als wollte er sich vergewissern, dass ihn niemand beobachtete. Also doch …, dachte sie, und ihr Herz pochte schneller.
    Sie wartete einige Momente, ehe sie ihm folgte. Im Inneren des Gebäudes drang ein schwacher Lichtschein aus einem Keller nach oben. Treibt es William etwa dort mit der anderen Frau? Möglicherweise einer Magd?, fragte sie sich. Darauf bedacht, kein Geräusch zu verursachen, schlich Marjorie die Stufen hinunter. Die Treppe mündete in einem Gang. Eine schwere eisenbeschlagene Tür stand ein Stück offen. In dem Raum dahinter brannte ein Licht. Als Marjorie sich vorsichtig darauf zubewegte, stieg ihr der Gestank von Kot und Urin in die Nase. Was in aller Welt …?
    » Hier habt Ihr Wasser und Brot«, hörte sie den Knecht mürrisch sagen.
    Nach einigen weiteren leisen Schritten konnte Marjorie durch den Spalt spähen. Eine Frau kauerte auf einem fauligen Strohlager. Zotteliges, verfilztes Haar hing um ihren Kopf. Ihr Gesicht war von Schwellungen und Blutergüssen völlig entstellt. Das Licht einer Fackel an der Kellerwand spiegelte sich in der Kette, die um den Knöchel der Frau lag. Auch ihre Glieder waren von Hiebwunden übersät.
    Marjorie drehte sich um und rannte davon. Der Gestank von Kot und Urin verfolgte sie bis nach draußen, wo sie sich hinter einem Schuppen krümmte und ins Gras übergab.
    *
    Der Gestank und das zerschlagene Gesicht der Frau suchten Marjorie auch am Abend, als ihr ihre Dienerin die Haare bürstete, wieder heim. William war den ganzen Tag unterwegs gewesen. Deshalb hatte sie ihn noch nicht getroffen. Wofür sie dankbar war. Sicher, er hatte Nicolas, ihren Gatten, umgebracht. Das jedoch war eine Sache zwischen Männern gewesen. Aber eine Frau gefangen zu halten und zu quälen war etwas ganz anderes … Unwillkürlich schauderte sie.
    Als sich die Tür öffnete und William den Raum betrat, straffte Marjorie sich. Sie durfte sich ihm gegenüber nichts anmerken lassen. Auf seinen Wink hin schlüpfte die Dienerin davon. William nahm die Bürste in seine Linke und fuhr damit fort, Marjories Haare zu glätten, wie er es öfter tat und was sonst eine prickelnde Erregung in ihr auslöste. Jetzt aber musste sie an sich halten, um nicht zu zittern.
    »Ihr hattet einen angenehmen Tag?«, zwang sie sich zu fragen.
    »Ja, ich hatte einige Geschäfte zu erledigen, die zu meiner Zufriedenheit verlaufen sind.« Er ließ die Bürste langsam durch ihr Haar wandern. »Ihr habt vielleicht Gerede gehört, ich würde eine Frau auf dem Gut gefangen halten«, meinte er dann. Seine Stimme klang völlig gelassen.
    Hatte jemand beobachtet, dass sie dem Knecht gefolgt war? Marjorie war froh, dass William ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie beschloss, dass es am besten sei, bei der Wahrheit – zumindest einem Teil der Wahrheit – zu bleiben. »Einer meiner Söhne hat tatsächlich so etwas aufgeschnappt«, sagte sie vorsichtig.
    »Ich habe meine Gründe, dieses Weib einzusperren. Sie ist schuld daran, dass ich meinen rechten Unterarm verloren habe«, erklärte er.
    »Habt Ihr Euch die Verletzung denn nicht in der Schlacht zugezogen?«, rutschte es ihr heraus.
    »Ja, aber das Weib sorgte dafür, dass sich die Wunde entzündete.«
    Wie soll sich das denn zugetragen haben?, schoss es Marjorie durch den Kopf. Und reicht es dann nicht, die Frau einzusperren? Warum muss er sie auch noch so quälen?
    Doch als William die Bürste weglegte, Marjorie zu sich umdrehte und begann, lustvoll ihre Brüste zu küssen und mit seiner Zunge zu umschmeicheln, spürte sie wieder die

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