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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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und zügelte es.
    »Mein Qar Qarth bietet euch die Möglichkeit zur Kapitulation an. Ihr erhaltet Verschonung von den Schlachtgruben, aber werdet für den Rest eures Lebens Untertanen der Merki sein.«
    Hans betrachtete die grimmigen Gesichter der Männer, die um die zerfetzten Standarten von einst fünfzehn stolzen Regimentern versammelt waren.
    Die Männer musterten ihn gespannt, die Blicke hart und dunkel, und er lächelte.
    Er beugte sich vor und spuckte dem Sendboten einen Strom Tabaksaft entgegen.
    »Scheiß drauf!«, knurrte Hans, und trotzige Schreie begrüßten seine Worte.
    Der Merki knurrte wütend, wendete das Pferd und galoppierte zurück.
    »Das haben Sie der Kaiserlichen Garde bei Waterloo abgeschaut.«
    Hans drehte sich um und sah Ingrao neben ihm stehen und lächeln; Blut strömte dem Artilleristen aus einer Schnittwunde im Gesicht.
    »Konnte es mir nicht verkneifen«, sagte Hans leise.
    »Sie haben also letztlich doch etwas von einem Romantiker«, stellte Ingrao fest.
    »Beleidigen Sie mich nicht«, wies ihn Hans zurecht.
    Er langte in die Jackentasche und zog den Rest vom Kautabak hervor. Er biss die Hälfte ab und reichte Charlie die andere Hälfte.
    Charlie nahm sie und nickte traurig.
    »Wir sehen uns in der Hölle wieder«, sagte er trotzig und kehrte dann zu dem einzigen Vierpfünder zurück, der der Formation verblieben war. Er packte die Abzugsleine und wartete.
    »Meine Augen haben den Glanz des Ruhmes erblickt …«
    Das Lied begann im tiefen Bass; ein Soldat nach dem anderen griff die Worte auf, und die Stimmen der Männer hallten über die Steppe. Ladestöcke klapperten in verschmutzten Musketen; Patronen wurden hineingerammt, die Musketen angelegt, die Bajonette ausgerichtet.
    Hans klappte den Karabiner auf, den er irgendwie hatte festhalten können. Er steckte eine letzte Patrone hinein, spannte den Hahn und stützte die Waffe auf dem Knie ab, ohne des roten Flecks zu achten, der sich die Hose hinab ausbreitete.
    Der Wind blies schön und klar; die Standarten flatterten, und die Luft war sauber vom Regen.
    Irgendwie fand sich Hans an einem fernen Ort wieder. Er war nicht mehr hier, nein, sondern wieder in Antietam. Der junge, erschrockene Offizier stand von neuem vor ihm und sah ihn aus dem Gesicht eines verirrten Jungen heraus an.
    Er hatte verfolgt, wie der Junge wuchs, zum Kommandeur eines Regiments wurde, einer Armee, einer ganzen Welt.
    Der Sohn, den Hans nie gehabt hatte, der Sohn, den er jetzt jedoch wahrhaftig hatte. Das war als Erbe genug.
    »Er hat die schicksalhaften Blitze entfesselt …«
    »Gott schütze dich, mein Sohn.«
    Die Nargas schmetterten.
    »Schaffen Sie die Männer hier raus!«, schrie Pat. »Zurück zum nächsten Zug!«
    Gregori starrte ihn an, konnte sich nicht rühren, und dann wanderte sein Blick zurück zu dem, was unten in der Talmulde geschah.
    »Gottverdammt, Gregori, nun machen Sie schon!«
    Der junge Offizier brachte kein Wort hervor, wandte sich ab und schloss sich der zurückweichenden Infanterie an.
    Die Roumsoldaten, von denen viele offen weinten, rannten an Pat vorbei. Kanoniere sprangen aus dem Panzerwagen und schlossen sich der wilden Hatz zum nächsten Zug in der Reihe an.
    Geschosse heulten an ihnen vorbei, und der dichter werdende Kordon aus Merki drückte gegen ihre Flanken.
    Das Lied der verlorenen Armee dort unten wurde vernehmbar, und Pat stand wie vom Donner gerührt. Tränen verschleierten ihm die Sicht.
    Die massierte Artillerie der Merki feuerte gleichzeitig, und die kümmerlichen Reste des Vierecks gingen zu Boden; ein Schrei stieg auf, und doch schwankte das Lied zwar, wurde jedoch weitergesungen.
    »Ruhm, Ruhm …«
    Der Donner der anstürmenden Horde ertönte, und Krummschwerter blitzten. Eine letzte trotzige Salve schlug ihnen entgegen, aber ihr Ton blieb matt. Einen Augenblick lang sah Pat noch Hans, allein auf dem Pferd, den Karabiner angelegt. Und dann erstarb das Lied und es blieb nichts mehr als das Blitzen der Krummschwerter, die stiegen und fielen, stiegen und fielen.
    Mit Glockengeläut setzte die Lok in den Bahnhof zurück.
    Andrew fühlte sich verlassen, vollkommen verlassen. Die leeren Züge, die von der Strecke zurückkehrten, hatten im Grunde schon die ganze Geschichte erzählt, aber er musste sie trotzdem noch hören.
    Die Güterwagen des letzten Zuges waren mit Roum-Infanterie besetzt; die Soldaten blickten ihn aus hohlen Augen an; die Verwundeten hielten sich die blutigen Gliedmaßen; und aschbleiche Gesichter

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