Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
tropfnassen Uniform herab und fluchte. Das war etwas, was er von jeher am Armeeleben hasste: man konnte niemals sauber werden. Damals in seiner Zeit in der Potomac-Armee auf der Erde hatte es ihn mit Selbstabscheu und Verlegenheit erfüllt, als er entdeckte, dass er Läuse hatte. Dabei tröstete ihn nicht, dass auch alle anderen, von Andrew abwärts, von Ungeziefer geplagt wurden. Die abscheulichen Kreaturen saßen an ihm, das war alles, was Bedeutung hatte.
    Nervös kratzte er sich. Ging der Juckreiz darauf zurück, dass er seit fünf Tagen und Nächten in denselben Klamotten steckte, ohne dass er sich einmal hätte umziehen können, oder hatte er sich wieder diese Viecher eingefangen?
    Er schob sich durch die Menge und ignorierte dabei die Abordnung des Stadtrats, die ständig versuchte, eines Offiziellen habhaft zu werden und ihm ihre Beschwerden in die Ohren zu brüllen.
    Er blieb einen Augenblick lang stehen und betrachtete einen Haufen gemahlenen Weizens, der in Segeltuchsäcken neben der Straße lag, halb vergraben im Schlamm und vom Regen durchnässt.
    »Welche hirnverbrannte Teufelsbrut ist dafür verantwortlich?«, tobte John und deutete dabei auf die verdorbenen Lebensmittel.
    Der Vormann der Packarbeiter stand stumm da.
    »Genug Weizen, um eintausend Menschen einen Tag lang zu ernähren, und er ist ruiniert!«, schrie John.
    »Hier halten jeden Tag fünfundsiebzig Züge!«, protestierte der Bahnhofsvorsteher. »Es ist das reine Chaos!«
    »Natürlich ist es das!«, schrie John. »Es ist Wahnsinn, verdammter Wahnsinn!«
    Er blickte sich unter den Männern auf dem Bahnsteig um.
    »Wer ist hier der stellvertretende Leiter?«
    Ein alter Mann mit hängenden Schultern trat vor.
    »Petrow Gregorowitsch, Eure Exzellenz.« Der Mann nahm die Mütze ab, und sein Kahlkopf fuhr nickend auf und nieder.
    »Na, gottverdammt, Petrow, Sie sind jetzt Colonel Petrow. Falls Sie die Lage hier bis morgen nicht verbessert haben, werden auch Sie gefeuert, bis ich jemanden finde, der hier etwas Ordnung schaffen kann.«
    John drehte sich zu dem gefeuerten Manager um.
    »Ihr Regiment? Wo stationiert?«
    »Fünfzehntes Kew. Nach dem, was ich zuletzt hörte, nördlich der Furt.«
    »Suchen Sie Ihr Gewehr, nehmen Sie den nächsten Zug und schließen sich Ihrer Einheit wieder an!«, bellte John und stolzierte davon, und ein zitternder Mann blieb mit offenem Mund zurück.
    »Er hat sein Bestes getan«, wandte ein Adjutant ein.
    »Es war nicht gut genug!«, knurrte John zur Antwort.
    Er rempelte sich einen Weg aus dem Bahnhof frei und stieg über die improvisierten Gleise hinweg, die für Rangierzwecke angelegt worden waren. Der schrille Ton einer Zugpfeife schnitt durch die Luft, und er blickte zurück und sah einen langen Zug in hohem Tempo durchfahren. Menschen, quiekende Schweine, kreischende Hühner und schwerfällige Kühe verstreuten sich vor ihm. Der Zug donnerte hindurch, und der rot-goldene Wimpel eines Expresszuges mit Ziel Roum flatterte am Schornstein. Hinter der Lokomotive schwankten zehn Schlafwagen heftig unter ihrer kopflastigen Beladung. Die Wagen waren völlig überladen mit den Glücklichen, die direkt in die relative Sicherheit fünfhundert Kilometer weiter fahren durften.
    »Mina!«
    John drehte sich stöhnend um, als Emil Weiss aus einer Hütte kam und sich zu ihm gesellte.
    »Wo zum Teufel sind meine Zelte?«
    »Noch irgendwo in Suzdal.«
    »Ich habe hier dreitausend Verwundete aus der letzten Schlacht, und viele von ihnen liegen unter Decken auf freiem Feld. Ich verliere dreißig Jungs pro Tag, die ich sonst retten könnte!«
    John hob abwehrend die Hand.
    »Und außerdem brauchen wir Zelte für die Gesunden, Holz für Unterkünfte und Wasser, John. Derzeit nehmen sie es direkt aus der Wolga – ungefiltert, einfach so. Ich habe schon ein paar Typhusfälle – bald wird es eine verdammte Epidemie sein!«
    »Später, Doktor.«
    Emil schloss sich John an, als dieser weiter die Bahntrasse entlangging. Hinter der Stadt wandte sich die Strecke nach Norden und begann einen langen Anstieg entlang der Weißen Berge. John stieg über die Schienen und watete den nassen, schlammigen Bahndamm hinab. Ohne sich um Emil zu scheren, schrie er seinen Leuten Befehle zu, deutete auf einen weiteren Stapel herumliegender Lebensmittel und brüllte vor Wut, als er ein totes Pferd erblickte, halb ausgeschlachtet, während der restliche Kadaver langsam im Schlamm versank. Emil rümpfte die Nase über den Gestank, und folgte John einfach

Weitere Kostenlose Bücher