Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Was-wäre-wenns herum, John«, hielt ihm Emil energisch entgegen. »Ein Bauer macht sich bei weitem nicht so viele Gedanken. Er weiß, dass er frei ist, und notfalls stirbt er mit der Waffe in der Hand. Sicher, wir hätten fliehen können, aber hätten wir auch eine sichere Zuflucht gefunden? Ich bezweifle es. Falls doch, hätten wir dort auch Eisen und Kohle schön auf einem Haufen vorgefunden? Und was wäre gekommen, hätten wir uns dermaßen in Tobias’ Hand gegeben? Sie haben ja erlebt, wie er sich entwickelte. Ich stehe lieber das durch, was wir hier angefangen haben.«
    »Sogar wenn wir verlieren?«
    Emil lächelte nachsichtig.
    »Jemals ein Pogrom miterlebt?«
    »Ein was?«
    »Ihr Amerikaner«, sagte Emil kopfschüttelnd. »Ich wurde in dem geboren, was einmal Polen war. Mein Vater wurde 1813 von einer Bande betrunkener ungarischer Soldaten ermordet, als sich die Franzosen aus Russland zurückzogen. Sie spuckten auf seine Leiche und nannten ihn einen dreckigen Juden, und dann vergewaltigten sie meine Mutter. Natürlich war sie für diese Art von Gunstbeweis nicht zu dreckig.«
    Er schwieg eine Zeit lang und blickte ins Leere.
    »Sie starb an den Folgen dieses Erlebnisses«, flüsterte er, »und ließ mich und einen älteren Bruder zurück, der am Typhus starb, wie es im Gefolge der Armee auftrat. Ich habe niemals vergessen, was es bedeutet, in solcher Angst zu leben. Noch nachdem ich bei meinem Onkel aufgewachsen und in Budapest Arzt geworden war, und nachdem ich später nach Wien gegangen war, blieb ich im Griff dieser Angst. Oh sicher, ich war jetzt ein Arzt, aber ich wusste trotzdem nicht, wann die Ungarn oder sonstige Goyim lachend an der Tür auftauchten, wohl wissend, dass sie mich umbringen konnten, ohne dafür etwas befürchten zu müssen. Deshalb bin ich schließlich nach Amerika gegangen. Ihr Amerikaner, geboren in eurem gesegneten Neuengland, habt eine solche Angst nie erlebt.«
    Emil seufzte und blickte nach Westen.
    »Deshalb habe ich euer Maine, mein Maine so geliebt. Deshalb habe ich das gehasst, wofür die Konföderierten standen, auch wenn ich mehr als einem Rebellenjungen das Leben gerettet habe, der in einen Krieg verstrickt wurde, an dessen Ausbruch er keine Schuld trug.
    Ich war entsetzt, als wir hier landeten und herausfanden, dass wir unter Russen waren – unter Rus –, und atmete richtig auf vor Erleichterung, als ich feststellte, dass sie gar nicht wissen, was ein Jude ist. Für sie bin ich nur ein Yankee unter vielen.« Er lachte selbstironisch. »Umgeben von Shiksas, und sie halten mich für einen der ihren. Können nicht mal den abweichenden Akzent deuten.«
    Mina sah ihn an und lächelte.
    »Sie sprechen besseres Englisch als viele andere, die ich gehört habe. O’Donalds irischer Akzent klingt zuzeiten schon sehr dick.«
    »Genau das, wovon ich rede. Fragen Sie O’Donald danach, wie er den Hungertod seiner älteren Schwester während der irischen Kartoffelfaule miterlebt hat. Er weiß, wovon ich rede, kennt diese schreckliche Angst. Nun, auch die Menschen hier haben sie mit der Muttermilch eingesogen. Angst vor den Bojaren, den Tugaren, der eigenen Kirche. Man brauchte ihnen nur einen ersten Geschmack von einem Leben ohne diese Angst zu geben. Deshalb graben sie hier auch, bis sie vor Erschöpfung tot umfallen. Deshalb werden sie sich den Merki auch am Fluss zum Kampf stellen, auf diesen Ebenen vor uns, in diesen Bergen und notfalls einmal um diesen ganzen verdammten Planeten herum.«
    Er unterbrach sich für einen Augenblick.
    »Deshalb sind ihre Söhne und Väter zusammen mit Hans gefallen, während sie die ›Batde Hymn‹ sangen.« Ihm erstickte die Stimme.
    »Also sagen Sie nicht noch einmal, dass wir diese armen elenden Bastarde den Tugaren hätten überlassen sollen.«
    John nickte, während er über die Ebene hinausblickte. Er betrachtete die Schatten der Kumuluswolken, die träge zum Meer hinabtrieben und sich durch die Wärme dieses Frühlingstages nach einer Regennacht kräftig aufblähten.
    »Schwer zu glauben, dass in einem Monat hier Krieg sein wird, so verdammt friedlich wirkt alles.«
    »Vielleicht gibt es für Ihre Kinder Frieden«, sagte Emil müde und rappelte sich wieder auf.
    »Nebenbei, John: ich habe Lazarettbedarf in Suzdal, Nowrod und Wasima lagern, und ich möchte sofort einen Zug mit höchster Priorität, um sie zu holen!«
    John lachte leise.
    »Ich wusste ja, dass Sie irgendwann den Knüppel auspacken würden.«
    »Das ist mein Job«, sagte Emil

Weitere Kostenlose Bücher