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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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Sie wieder hereinzuschleppen, ehe die anderen kommen! Jetzt wird es richtig Ärger geben.«
    Hans streckte den Arm aus und legte ihn Andrew schroff und unbeholfen um die Schultern; er drehte ihn um, weg von den Schützengräben und zurück in den peitschenden Sturm. Abgelassener Dampf trat wirbelnd aus dem Nebel hervor und trug den feuchten Geruch von Holzrauch mit. Wie der geisterhafte Schatten eines feuerspeienden Drachens, aus seinem Lager in der Vergangenheit aufgestöbert, glitt die Lokomotive ins Blickfeld, und das Läuten ihrer Glocken ging im Tosen des Sturms beinahe unter. Direkt hinter dem Rangiergleis sah Andrew den Komplex aus Blockhäusern aufragen, der als sein Feldkommandostand diente. Der ganze Ort war schlecht beleuchtet und voller Qualm, und er nahm lieber Kurs auf den einzelnen Fahrgastwaggon, der an der Lokomotive hing. Auf diesen folgte noch eine Anzahl offener Güterwagen, beladen mit Zwölf-Pfund-Feldgeschützen, die frisch aus den Gießereien kamen. Sechs Güterwagen waren es mit insgesamt zwölf Kanonen und ihren Munitionswagen und Protzen, der Wochenausstoß an Napoleonern. Verdammt, sie hatten einfach nicht genug Geschütze!
    Vor dem Waggon eingetroffen, musterte Andrew ihn voller Zuneigung. Es war der Wagen des Präsidenten, verziert mit den für die Rus typischen Holzschnitzereien, die Seitenwand im Gilbert-Stewart-Stil bemalt mit einem Bild von der Unterzeichnung der Rus-Verfassung. Er konnte sich selbst darauf erkennen, wie er neben Kai stand, beide von ihnen etwas überlebensgroß dargestellt. Überlebensgroß – daran möchten diese Menschen einfach glauben!
    Er stieg die Einstiegsleiter hinauf und bemühte sich dabei, nicht die Kontrolle über die müden Beine zu verlieren. Die Tür über ihm wurde aufgerissen.
    »Hans, was zum Teufel treiben Sie da eigentlich? Ihn derart draußen herumlaufen zu lassen!«
    »Doktor Weiss, ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen, ohne dass Hans das Kindermädchen spielt.«
    »Wer’s glaubt!« Emil zog wütend die Nase hoch und trat auf die Plattform, um ihn heraufzuziehen. »Sie sind bleich wie ein Gespenst!«
    Emil drückte Andrew die Hand auf die Stirn, brachte deutlich seinen Unmut zum Ausdruck und führte Andrew in den Fahrgastwaggon, nachdem er Hans einen kalten Blick der Missbilligung zugeworfen hatte.
    Die stickige Wärme in der Kabine kam wie ein Schock, und Andrew spürte, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat. Mit zitternder Hand fummelte er an den Knöpfen seines alten und abgewetzten Armeemantels.
    »Gestatten Sie mir, Ihnen zu helfen.«
    Andrew blickte hinab, als Kai – Präsident Kalencka – auf ihn zutrat, die Krone seines Zylinderhuts kaum auf Augenhöhe zu Andrew.
    »Mit einer Hand pro Person sollten wir beide das gemeinsam schaffen«, sagte Kai fröhlich und blickte hinauf in Andrews Augen.
    »Ich habe ein Päckchen Briefe von Kathleen dabei, deren jüngsten sie mir keine vier Stunden zuvor in die Hand gedrückt hat«, erzählte Kai, während er mit geschickten Fingern die Knöpfe von Andrews Mantel öffnete und zugleich Hans dem Colonel aus der regennassen Wolljacke half.
    Andrew blickte sich düster um und begrüßte die Anwesenden mit einem Nicken. Auf dem Dach hörte er die Laufschritte des Telegrafisten, der sich in die Leitung einschaltete, Sekunden später gefolgt vom Geklapper der Telegrafentaste in dem kleinen Büro vorn im Wagen. Dort gab man das Verbindungssignal durch und verband diese kleine Gruppe wieder mit dem Netz, diese Architekten des Widerstands der Menschen gegen die unermessliche Macht der Horden.
    »Sie haben abgenommen, Andrew.«
    »Na ja, Sie haben jedenfalls auch nicht wieder viele Pfunde zugelegt, Sie dickköpfiger Ire«, entgegnete Andrew und rang sich ein Lächeln ab.
    Pat O’Donald trat vor und packte Andrews Hand. Beide musterten sich kritisch. Pats Genesung von dem Bauchschuss hatte viel länger gedauert als erwartet, und dabei half auch nicht gerade, dass er sich bei jeder Gelegenheit hinausschlich und gegen Emils Wodkaverbot verstieß. Für jeden Wirt in Suzdal galt das Verbot, an Pat auszuschenken, und dies hatte zur Zerstörung wenigstens einer Kneipe geführt, als dem Artilleristen ein starker Trunk verweigert wurde und sich sein wenig beherrschtes Temperament Bahn brach.
    »Sie haben uns Sorgen gemacht, Kumpel«, sagte Pat und half Andrew an den Konferenztisch vorne im Wagen. »Dieser verdammte Doktor …« Er blickte zu Emil hinüber. »… wollte niemandem von uns

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