Die Rache der Horden
Artillerie wie unsere, ergänzt um diese verdammten Flugmaschinen.«
Er schüttelte den Kopf und wurde still.
Die Flugmaschinen. Zumindest heute würden sie nicht aufsteigen. Bei der letzten Bestandsaufnahme hatten die Merki zwanzig von diesen Dingern gehabt. Eine hatte man abschießen können; genauer gesagt, war der Motor durch irgendetwas ausgefallen. Die Maschine schwebte daraufhin weit auf die Steppe zwischen Suzdal und Roum hinaus und stürzte schließlich ab, als der zigarrenförmige Beutel mit Wasserstoff, der Triebwerk und Mannschaftsabteil trug, in Flammen aufging. Die Informationen, die aus der Sichtung der Wrackteile gewonnen wurden, waren die beunruhigendste Erkenntnis des ganzen Winters.
Die ersten Menschen, die sich dem verbrannten Wrack näherten, wurden innerhalb von Stunden krank und waren innerhalb von Tagen tot. Dabei konnte man, wie Andrew wohl wusste, noch von Glück sagen, dass Ferguson, jenes technische Genie, das so viel zu ihrer aller Rettung beigetragen hatte, nicht in der Nähe war. Er wäre auf jeden Fall auf dem Wrack herumgekrochen, um die Geheimnisse der Maschine zu erkunden, die allem Anschein nach tagelang ohne Treibstoff fliegen konnte. Bevor Ferguson dort auflief, erteilte Emil den strikten Befehl, ihn zurückzuhalten und die Maschine zu vergraben. Ein halbes Dutzend weitere Menschen starben, als sie diesen Befehl ausführten.
Wie die Merki nun an dieses geheimnisvolle Triebwerk gelangt waren, das blieb ein Rätsel. Es war offenkundig allem, was sie bislang zu konstruieren vermochten, weit voraus. Als im Winter Ferguson und mehrere andere zu einem abendlichen Besuch bei Andrew erschienen, einigten sie sich darauf, das Thema des bevorstehenden Krieges an diesem Tag strikt zu vermeiden. Es wurde ein Abend, der erfreuliche Ablenkung bot und Spekulationen über die Welt und die Ursache der Dinge hier. Ferguson war so weit gegangen und hatte die Idee aufgeworfen, dass der Tunnel aus Licht womöglich eine Maschine war, und dabei einen Vergleich zu der Elektrizität gezogen, die durch Telegrafendrähte lief. Falls diese Spekulation zutraf, wer hatte ihn dann gebaut?
Falls solche Dinge auf diesem Planeten verborgen lagen, worauf sonst erhielten die Merki vielleicht noch Zugriff?
»Ferguson wird uns in die Luft bringen«, sagte Andrew jetzt leise.
»Das Pfeifen im Walde hilft vielleicht bei anderen«, entgegnete Hans mit einer Spur Arger im Ton, »aber ich brauche solche Zusicherungen nicht.«
Andrew lehnte sich an die Brüstung, und Hans folgte seinem Beispiel. Nachdenklich kaute Hans auf einem kostbaren Stück Tabak und spuckte den Saft über die Brüstung.
»Wie zum Teufel sollen wir diesmal nur aus der Klemme kommen?«, flüsterte der alte Sergeant Major, und es klang, als spräche er zu sich selbst.
»Wegen der Flugmaschinen?«, fragte Andrew, wusste aber schon, dass das nur ein kleiner Teil dessen war, was Hans auf der Seele lag. »Ferguson arbeitet schon an dieser Idee einer Heißluftmaschine; in einem Monat sind wir in der Luft.«
»Ich meine einfach alles.«
Andrew war erschüttert. Hans war für ihn stets die zentrale Kraftquelle gewesen, die ruhige Quelle der Zuversicht im Hintergrund. Und er erwies sich als der beste aller möglichen Lehrer, indem er Andrew erst das Nötige beibrachte und dann zur Seite trat, obwohl er stets wieder zur Stelle war, wenn Andrew ihn wirklich brauchte, und sei es mit nichts weiter als einem beifälligen Nicken.
Zum Teufel mit ihm!, dachte Andrew. Ich brauchte ihn jetzt, und stattdessen zeigt sich, dass er mich braucht.
»Wir bekämpfen den Feind hier an der Potomac-Linie. Wir haben schon die Ansätze zu einer ersten Rückzugslinie dort hinten an der Station Wilderness und notfalls noch eine am Neiper.«
»Sie sind uns zahlenmäßig mindestens sechs zu eins überlegen, Andrew, und sie können die Beweglichkeit einer Reiterei in die Waagschale werfen. Sie alle sind beritten, etwas, wovon wir nur träumen können.«
»Sie haben John Minas Einschätzung gehört«, wandte Andrew ein. »Das sind vierhunderttausend Pferde, die gefüttert werden müssen, und zwar mit mindestens sechzehn Millionen Pfund Gras pro Tag. Das Fütterungsproblem wird sich für die Merki als Albtraum erweisen. Verdammt, falls die nur ein Fünkchen Verstand besäßen, dann hätten sie in diesem Winter angegriffen, wären notfalls zu Fuß gekommen; aber zumindest sind sie in diesem Punkt vorhersagbar. Die Horde lebt vom und mit dem Pferd.«
»Wenn sie über uns
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