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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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starrte zum Fenster hinaus, über das der vom Westen heranpeitschende Regen spülte. Eine Windbö heulte draußen auf und drückte einen Schwall Rauch zurück in den Schornstein. Aus irgendeinem Grund, der Andrew beunruhigte, erinnerte ihn der Geruch das nassen Rauchs an die endlose Nacht, in der Suzdal in Flammen gestanden hatte, sowie an jenen letzten verzweifelten Angriff über den zentralen Platz hinweg.
    Er bemühte sich, diesen Gedanken zu verbannen, und erinnerte sich an den Brief von Kathleen.
    Voller Sehnsucht …
    Aber ihr Bild wollte sich in seinen Gedanken nicht formen. Nein, da waren nur das Feuer und ein Fluss voller Leichen in der Dunkelheit, die Luft schwer vom Gestank feuchten Rauchs und des Todes.
    Warum fallt mir das gerade jetzt ein?, fragte er sich, und diese Frage erfüllte ihn mit kaltem, anhaltendem Grauen vor dem, was bevorstand.

Kapitel 2
     
     
    Shaduka wanderte tief über den Abendhimmel, und sein rötliches Licht sickerte in Schüben hinter den in großer Höhe dahintreibenden Wolken hervor, deren Umrisse jeweils für einen Augenblick in einem ätherischen Leuchten hervorgehoben wurden wie Geister. Aber heute war schließlich die Nacht der Geister.
    Sein rhythmischer Atem lief jetzt langsamer, und erneut wurde er sich des unaufhörlichen Trommelschlages bewusst, der von den Tausenden Lagerfeuern im Umkreis herüberklang. Er senkte den Blick von der stillen Kontemplation, der Shadta, dem Trancewandeln, auf Shaduka. Von der hohen Stelle, auf der mit dem Goldenen Blut die herrschende Kaste der Merkihorde lagerte, blickte er über die endlose Steppe nach Westen. Bis zum Horizont und noch fünf Tagesritte weit darüber hinaus breitete sich die gewaltige Versammlung aus; das tiefe Flackern der Pferdedungfeuer schickte Rauchkringel wie aufsteigende Geister in den Abendhimmel. Und das war nur ein Teil ihrer Macht, nur zehn von sechzehn Clans der Merkihorde, die sich über die großen Länder von Cartha ausbreiteten, sich die Bäuche vollschlugen und die Pferde am ersten Frühlingsgras fett werden ließen, um Kraft für den bevorstehenden Feldzug zu sammeln.
    Er drehte den Kopf und blickte nach Südosten. Die dunklen tiefen Wälle von Cartha folgten der Küste des Binnenmeeres. Zwei Jahre lang schon lagerte er hier, und ihn schauderte innerlich vor Abscheu; er war nur im letzten Jahr von hier entkommen, um gegen das Rusvieh zu kämpfen und dann, um an der Begegnung der drei Qar Qarths teilzunehmen. Sonst hatte er kaum einen Augenblick des Alleinseins mehr erlebt, den Genuss eines flinken Pferdes unter ihm, des Windes, der ihm ins Gesicht wehte. Stattdessen hatte er in den stinkenden Häusern der Menschen festgesessen, die angefüllt waren mit Viehschweiß, Rauch und den flammenden Feuern der Gießereien. Es gab kein Geheimnis der Menschen mehr, das er nicht durchschaut hätte. Die Städte des Viehs waren lediglich für Winterzeiten geeignet, ein Ort, um die den Horden zustehenden Gaben einzusammeln. Stattdessen aber hatten sie Tamukas Volk korrumpiert und es gezwungen, selbst an einem festen Ort zu bleiben.
    »Pak thu Barkth Nom, gasc yarg, gasc verg taff Ulma Karzorm. (Von der Stätte unserer Väter, komme zu uns, Licht, komme zu uns, Hüterin der Nacht Ulma Karzorm.)«
    Lächelnd wiegte sich Tamuka hin und her und richtete den Blick dabei nach Osten, während im hohen Singsang Shargs, des Ältesten unter den geisterwandernden Schamanen, das Gebet des Grußes an Ulma Karzorm erklang, das zweite Licht am mitternächtlichen Himmel. Der Singsang wanderte in Echos den Grashang des Hügels hinab und wurde aufgenommen von den Geisterwanderern der Clans und dann der Stämme, Hunderte von Stimmen, die über die endlose Steppe rollten.
    Ein roter Schimmer bildete sich am Horizont und breitete sich in einer dunklen flachen Linie aus, zog sich kräuselnd über das Wasser des Binnenmeeres. Obwohl Wasserflächen Tamuka vage beunruhigten, konnte ihn ein Mondaufgang über dem Meer trotzdem mit seiner Schönheit bannen; es erinnerte ihn an Barkth Nom, wo sich die Lichter des Nachthimmels an den Gletscherwänden spiegelten.
    Das Lichtband expandierte weiter, und der Singsang Shargs wurde weggespült vom vermischten Klang von Millionen Stimmen, die wie ein Sturm über die Steppe brausten: das Frohlocken über den Aufgang des zweiten Lichtes in seiner blutroten Fülle. Und doch fiel Tamuka nicht ein.
    »Gasc yarg, gasc verg taff!«
    Der Sturm der Stimmen stieg zum Himmel auf und brannte sich in Tamukas Seele ein

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