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Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
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halb ausgesprochen war.
    Ein entsetzter Schrei der Todesangst erfüllte das Zelt, und als Tamuka aufblickte, sah er die Mahlzeit hereingeführt werden, förmlich geschleppt von zwei der Zungenlosen, gefolgt von Sharg Qarth, dem Ältesten der Schamanen. Dieses Stück Vieh war männlich, gut gebaut und zeigte die dunkle Haut der Cartha. Der Mensch brüllte vor Grauen – das taten die meisten von ihnen –, und Tamuka betrachtete das voller Abscheu, während viele Clan-Qarths schroff lachten und Spottrufe ausstießen. Diener traten hinter dem Podium hervor und klappten den Tisch auf wie eine Schere, die ja auch nur von einem Ende her geöffnet werden konnte. Das Stück Vieh wurde nach vorn geschubst; die Wachleute packten die sich windende Gestalt jetzt an Armen und Beinen und hoben sie hoch. Sharg Qarth trat seitlich an den Tisch heran, verneigte sich tief und dirigierte die Wachleute, damit sie den Kopf des Stück Viehs in die Klammer steckten. Diese wurde geschlossen und hielt den Mann nunmehr im Zentrum des Tisches fest, der jetzt wieder zugeklappt wurde, sodass nur der Kopf über der Tischfläche blieb und der Rest darunter.
    Das Stück Vieh strampelte und brüllte und versuchte den Kopf zu drehen, aber die Klammer saß fest. Die Arme und Beine unter dem Tisch schlugen und traten um sich.
    »Er wird noch sein Fleisch verletzen«, sagte Vuka kopfschüttelnd, und die Clanhäuptlinge lachten anerkennend.
    Weitere Opfergaben wurden zu den unteren Tischen geführt, und das Zelt war nun voller panischer Schreie. Tamuka sah sich das alles mit unbestimmtem Widerwillen an. Zumindest hätten diese Kreaturen einen Todesgesang anstimmen und dies alles mit einer gewissen Würde annehmen können, statt so erbärmlich zu flehen. Dieses Verhalten weckte ihn ihm nur Ekel und den Wunsch, es endlich hinter sich zu bringen und sich dem Hauptgang zuzuwenden.
    Sharg Qarth machte sich als Ältester der Schamanen jetzt an die Arbeit. Die übrigen Schamanen standen an den unteren Tischen und warteten auf diese wichtigste aller Weissagungen, deren Ergebnisse für die gesamte Horde gelten würden.
    Der Krummdolch fuhr aus dem Gürtel, und Sharg Qarth hielt ihn dem Stück Vieh vor die Augen, das bei diesem Anblick noch lauter schrie. Das war ein gutes Zeichen – weder weinte der Mann noch wurde er ohnmächtig, was schlimmer gewesen wäre –, und alle Zeugen nahmen das mit beifälligem Gebell zur Kenntnis. Mit einem geschickten, durchgehenden Schnitt öffnete Sharg die Kopfhaut entlang der Stirn, über den Ohren und rings um den Hinterkopf. Der Schnitt ging bis auf den Knochen, und Sharg erntete für seine Geschicklichkeit noch mehr beifälliges Grunzen. Ein angeschnittenes Ohr hätte bedeutet, dass man schlechte Nachrichten zu hören bekommen würde; versehentlich ein Auge herauszuschneiden, das hätte einen Anblick von Bösem bedeutet; wäre der Mann ohnmächtig geworden, dann wäre das Übel ohne Vorwarnung über sie gekommen, und zwar in diesem Fall über die gesamte Horde.
    Sharg beugte sich über den Kopf, der heftig zuckte, und betrachtete das Muster des herabfließenden Blutes.
    »Es weist nach Norden«, verkündete Sharg, und gespannte Stille trat ein, denn alle wussten ja schon, dass sie in diese Richtung reiten würden. Aber wessen Blut würde letztlich fließen?
    Nun folgte der heikelste Teil der Zeremonie. Sharg Qarth griff in die lange schmale Tasche an seiner Seite und zog die gekrümmte Säge. Obwohl Bäche von Blut dem Stück Vieh in die Augen flossen, konnte es doch diese Klinge erkennen und wusste, was sie bedeutete. Ein flehendes Heulen stieg von seinen Lippen auf.
    »Es wird ihres sein«, verkündete Sharg, und mehr als ein Clanhäuptling lehnte sich zurück und stieß einen Triumphschrei aus.
    Eine gespannte Stille breitete sich aus, als Sharg jetzt seine Beschwörungsformeln murmelte und die Säge kreisförmig um den Viehschädel zog. Blitzartig wie eine angreifende Schlange packte Sharg den Schädel mit der linken Hand, beugte sich vor und schnitt über dem rechten Ohr in den Knochen – ein schwieriges Manöver, das Tamuka nur bewundern konnte. Der Kreuzschnitt war eine kühne Tat, die sich nur die Geübtesten zutrauten, besonders bei dieser wichtigsten aller Weissagungen. Falls der Schamane nicht richtig schnitt, würden sich die gewonnenen Einblicke als falsch erweisen; entsprechend still wurde es in der Jurte, abgesehen vom Klang der Säge und den hysterischen Schreien des Opfers.
    Shargs Armmuskeln spannten

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