Die Rache der Horden
Carthas.
Krank im Herzen, betrachtete Andrew die Männer in seiner Umgebung, die ihn anstarrten und auf seine Befehle warteten.
Er schickte nach einem Teleskop und wartete darauf, dass ein Adjutant es ihm brachte. Dann zog er das Rohr aus, stützte es auf der Brustwehr ab und duckte sich dahinter, um sich eine stärkere Vergrößerung anzusehen, als ein Feldstecher ihm bieten konnte. Auf dem Uferdamm standen Dutzende Merkiwachen mit Bögen und Musketen, find ein halbes Dutzend Feldgeschütze waren auf den kontinuierlich wachsenden Flussdamm gerichtet und hielten sich bereit, jeden niederzuschießen, der die Arbeit verweigerte. Noch während Andrew hinsah, warf ein Mann den Korb weg und sprang im Laufschritt in den Fluss, aber er war kaum im Wasser, da stürzte er schon. Wachen tauchten hinter schweren Holzbarrikaden auf, die die Mole in Abständen säumten, knallten mit ihren Peitschen und trieben ihre bewegliche Habe zurück an die Arbeit.
Andrew hob das Teleskop ein wenig an und erblickte jetzt eine Schlangenlinie aus Männern und Frauen, die sich von der Mole bis zu einem niedrigen Hügel erstreckte, von dem schon ein ordentliches Stück abgetragen worden war. Die Menschen wimmelten dort herum wie Tausende Ameisen.
»Wie schätzen Sie die Entfernung ein?«, fragte Andrew, ohne das Auge vom Teleskop zu nehmen.
»Gute dreißig Meter«, antwortete Barney leise.
»Sehen Sie mal weiter flussaufwärts, Sir«, sagte ein Adjutant. Andrew schwenkte das Teleskop auf die vom Offizier angegebene Stelle.
Ein paar hundert Meter flussaufwärts der Furt war am Ufer ein weiterer Damm entstanden. Dahinter konnte Andrew nur in Ansätzen etwas erkennen, was nach einer langen Balkenkonstruktion aussah, und dazu etliche primitive Boote, von denen jedes mit mehreren Felsbrocken beladen war.
Er wich ein Stück zurück, lehnte sich an die Brüstung und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
»Sie sagten, Sie hätten zuerst um Mitternacht herum etwas gehört?«
Barney nickte.
»Es sind zweihundertzwanzig Meter herüber«, sagte Andrew. »Fast dreißig Meter in sechs, vielleicht acht Stunden.«
»Bis morgen Vormittag könnten sie den halben Weg herüber geschafft haben.«
»Je mehr sie den Fluss verengen, desto schneller die Strömung«, gab Pat zu bedenken. »Auf diese Weise erreichen sie einen Punkt, an dem er alles, was sie hineinschütten, ebenso schnell wieder wegschwemmt.«
»Dafür sind die Balken und Boote bestimmt«, entgegnete Andrew und deutete flussaufwärts.
»Jesus, es muss eine fürchterliche Schufterei gewesen sein, all dieses Zeug über die Berge und hierher zu schleppen!«
»Sie haben genug Leute«, wandte Barney kalt ein.
»Sie werden die Mole so weit vortreiben, wie es geht, und dann das restliche Stück mit den Booten verstopfen, die sie mit einer Balkenbarriere dahinter stabilisieren.«
»Auf diese Weise können sie flussabwärts herüberkommen und unsere schwersten Befestigungen umgehen«, sagte Barney nervös. »Sollte der Damm auch nur ein paar Tage lang halten, ist die gesamte Front bis zum Meer bloßgelegt.«
»Gottverdammt!«, schimpfte Andrew und nahm aufs Neue den Feldstecher zur Hand, um einen weiteren Blick hinüberzuwerfen.
»Ein simpler Plan, abgesehen von einem Punkt«, sagte Pat leise.
Andrew senkte das Fernglas und sah den Artilleristen an.
»Sir, Sie müssen sie umbringen.«
Pat griff in die Hosentasche, zog einen Priem Tabak hervor und bot ihn an.
Andrew nickte und biss ein Stück ab, und der beißende Stich des Tabaks trieb sein schon flott schlagendes Herz noch weiter an.
Erneut setzte er den Feldstecher an und betrachtete die Mole sowie die endlose Reihe aus durchnässten Sklaven, die darauf arbeiteten.
»Es sind Carthas«, sagte er. »Sie sind Gefangene dieser Teufel.«
»Sie arbeiten für den Feind«, erwiderte Pat. »Es heißt jetzt: sie oder wir.«
»Mr. Barney.«
»Sir?«
»Befehlen Sie den Batterien, das Feuer zu eröffnen: die erste Salve Kartätschen, dann zu Schrapnell- und Massivgeschossen wechseln.«
Die Kanoniere, die neben ihren Rohren standen, blickten zu Andrew herüber.
»Machen Sie schon!«, schnauzte Andrew. »Falls wir es nicht tun, haben wir bald die Merki in unseren Linien!«
Die Batterieoffiziere traten an die Geschütze heran und schrien mit zitternden Stimmen Befehle.
Die erste Kanone sprang rückwärts. Andrew setzte den Feldstecher an. Das Wasser vor der Mole stieg zu Schaum auf. Weitere Kanonen feuerten. Menschen brachen zusammen, und hohe,
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