Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache der Horden

Die Rache der Horden

Titel: Die Rache der Horden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William R. Forstchen
Vom Netzwerk:
Vergnügen. Nur Qubata hatte anders gedacht, und Qubata war jetzt tot.
    Wie sehr die Welt sich gewandelt hatte! Er schirmte die Augen vor der Morgensonne ab und blickte nach Osten. Am fernen Horizont erkannte er mit knapper Not die wurstartige, verschwommene Erscheinung eines Wolkenfliegers; er schwebte am Himmel und markierte die Außenlinie der Vorreiter, die weit vorgedrungen waren, um den Vormarsch der Hauptmacht abzuschirmen. Eine Batterie mit sechs Kanonen ratterte gerade an Muzta vorbei; die Mannschaften peitschten auf die schwitzenden Pferde ein, und ein frisches Gespann trabte nebenher, um angeschirrt zu werden, falls ein Zugpferd zusammenbrach und dem Essensmeister übergeben wurde.
    Zwei Pferde pro Tag ernährten derzeit ein Regiment von tausend Mann. Sie schlachteten die eigenen Rösser, um die Armee am Leben zu halten, bis endlich die erhofften Horden von Gefangenen gemacht wurden.
    Wie sich alles verändert hatte! Muztas Gesicht blieb jedoch starr und verriet nichts.
    »Denkst du nach wie vor an einen möglichen Untergang?«, fragte er leise.
    Tamuka blickte den Tugaren an, sagte aber nichts.
    Ein Klappern drang über die Lichtung, und Tamuka drehte sich zu einem Kreis von Tugaren um, die neben einer Drahtsprechermaschine standen. Ein Stück Vieh saß auf dem Boden und blickte sich mit panisch geweiteten Augen um.
    Einer der Tugaren sagte etwas auf Rus und stieß das Stück Vieh mit dem Stiefel an. Der Mensch warf kurz einen Blick auf Tamuka, und dieser sah den Hass darin aufflackern.
    Eine Sekunde lang blickten sie sich gegenseitig in die Augen, dann legte das Stück Vieh die Hand auf die Maschine, und die Antwort klickte aus der Taste.
    Einen Augenblick später lag der Mann lang am Boden und strampelte krampfartig mit den Beinen.
    »Er hat uns verraten!«, knurrte ein Tugare. »Er hat das Wort ›Falle‹ gesendet.«
    Jubadi blickte von der Karte auf.
    »Kannst du es wieder korrigieren?«, fauchte er.
    Zögernd kniete sich der Tugare neben die Leiche und legte die Hand auf die Taste. Er tippte eine Meldung und wartete.
    Keine Antwort erfolgte. Er blickte nervös zu Jubadi hinüber.
    »Sie müssen Bescheid wissen«, flüsterte er.
    Fluchend rappelte sich Jubadi auf.
    »Wir können nicht länger warten. Signalisiert den Vushka, sie sollen angreifen. Wir schlagen los!«
    Ein Signalmann, der neben Jubadi stand, stürmte von der Lichtung und brüllte Befehle. In Sekunden reckte ein berittener Krieger eine lange Stange hoch, an der eine hellrote Flagge von zwölf Quadratfuß flatterte, durchzogen von einem weißen Streifen. Etliche Kilometer östlich stieg eine weitere Flagge hoch, und dahinter wieder eine und so weiter. Der Befehl des Qar Qarth fegte nach Osten durch den Wald zu den Stellungen der Vushka, die sich schon lange versteckt hielten und auf den Angriffsbefehl warteten.
    »Und, was denkt Ihr?«, fragte Andrew.
    Die Gestalt mit der Kapuze kam näher, und der Hauch eines Lächelns lief über ihr Gesicht.
    »Es ist, wie ich erwartet habe. Vergesst nicht: ich hatte ja angedeutet, dass sie womöglich so vorgehen«, antwortete Juri.
    Andrew nickte fast unmerklich.
    »Es ist schön, wieder in der offenen Landschaft zu sein«, sagte Juri, »den Steppenwind zu riechen und den Duft der blühenden Kargak.«
    Andrew musterte ihn. Kargak musste ein Merkiwort sein. Er fragte nicht danach. Dieser Mann war ebenso Merki wie Mensch.
    »Was Ihr Schutz nennt, ist für mich die Hölle«, fuhr Juri fort.
    Andrew sagte nichts dazu. Juri war vom eigenen Volk ausgestoßen worden. Er war mit den Merki geritten, und obwohl er ihr Gefangener gewesen war, so doch zugleich auch einer von ihnen. Er hatte Menschenfleisch verzehrt und war unberührbar.
    Andrew rang mit dem eigenen Widerwillen. Er dachte gern, dass er als Gefangener eher sterben als sich unterwerfen würde. Aber der Funke des Lebens war stark. Er bemühte sich, nicht an diese Möglichkeit zu denken.
    Zwei Tage nach Juris Rückkehr hatte jemand versucht, ihn zu erstechen. Seitdem hatte er behaglich auf dem Land gelebt, allerdings bewacht und eingesperrt.
    Und jetzt brauchte Andrew ihn.
    »Die Steppe – sie ist inzwischen Euer Zuhause, nicht wahr?«
    »Zwanzigjahre, Keane. Ich bin um die ganze Welt geritten. Ich habe Barkth Nom gesehen, das Dach der Welt in seinem Schneekleid, und Lichter tanzten zwischen den Gipfeln. Ich habe die gewaltigen Ebenen von Ur gesehen, wo man zwanzig Tage lang reitet und die Welt die ganze Zeit lang so flach aussieht, als wäre sie auf

Weitere Kostenlose Bücher