Die Rache der Horror-Reiter
Magier.
Da hatte er recht. Allerdings befand ich mich nicht zum erstenmal in solchen Situationen. Wenn diese unerklärlichen Dinge geschehen, dann gab mir mein Chef die volle Rückendeckung. Ein Anruf bei Sir James, er würde seine Beziehungen spielen lassen und alles in die Wege leiten, das uns schützte und uns in den Nachforschungen nicht behinderte. Ich fand ein Telefon der Portierloge gegenüber. Der Apparat hing über einer schalldichten Haube an der Wand.
Der Portier schaute mich an wie einen Fremden. Karas Therapie hatte gewirkt.
Meinen Chef hatte ich sofort an der Strippe. Und was er zu hören bekam, entlockte ihm nicht gerade einen Freudenschrei. Vorwürfe machte er mir nicht. Sir James wußte selbst, wie verzwickt die Fälle oft lagen. Mit normalen Maßstäben durfte man da wirklich nicht rechnen.
»Wenn ich Sie recht verstanden habe, John, dann drängt bei Ihnen die Zeit.«
»Ja, Sir, ich kann mich hier unmöglich lange aufhalten und großartige Erklärungen abgeben. Wenn Sie die Freundlichkeit hätten, sich mit den verantwortlichen Herren der Bank in Verbindung zu setzen, dann wäre mir sehr geholfen.«
»Das läßt sich machen.«
Wir besprachen noch einige Einzelheiten, und zwei Minuten später verließ ich die Bank.
Kara und Myxin warteten in meinem Bentley. Sie schauten mich gespannt an, als ich hinter dem Lenkrad Platz nahm und mich dann umdrehte. »Es ist alles klargegangen«, erklärte ich.
»Hast du grünes Licht?« fragte Myxin.
»Ja.«
»Und wie sieht das aus?«
»Wir fahren nach Schottland.«
»Wer alles?«
»Kara, du, Suko und ich. Vier Leute gegen Don Alvarez und die Horror-Reiter.«
Myxin griff nach der Türklinke.
»Du willst weg?« fragte ich erstaunt.
»Ja, Kara und ich haben beschlossen, unseren eigenen Weg zu gehen.«
Kara nickte bei den Worten.
»Dann also in Schottland«, sagte ich, als Myxin die Tür zuschlug. Ich schaute ihnen nach, wie sie über den Parkplatz schritten und bald darauf nicht mehr zu sehen waren.
Mein Ziel war nicht das Yard-Gebäude, sondern die Wohnung. Suko mußte Bescheid wissen, zudem hatte ich noch einige Vorbereitungen zu treffen.
Wenn ich wirklich auf die Horror-Reiter traf, dann wollte ich meine Waffen dabeihaben. Einmal hatte ich sie geschafft. Der zweite Kampf würde um keinen Deut leichter werden, das stand fest…
***
Die Einsamkeit des schottischen Hochlands umgab das Kloster wie eine große Schweigeglocke. Hier oben, zwischen den majestätischen Bergen, trotzten die dicken Mauern bereits seit Jahrhunderten den Unbilden der Natur.
Stürme, Regen, Schnee, Hitze, Hagel - alles hatte das Kloster überstanden. Als Hort des Guten war es gebaut worden, ein Hort des Guten blieb es.
Auch Kräfte der Finsternis, die ein paarmal versucht hatten, die Mauern zu stürmen, hatten vergeblich versucht, die Schatten der Hölle in das Kloster zu bringen.
Es blieb ein Hort des Lichts.
Weit unten im Tal lag die kleine Ortschaft Peelham. Die Menschen dort fühlten sich irgendwie mit dem Kloster St. Patrick verbunden, und an klaren Tagen, wenn der Himmel das lichte, seidige Blau zeigte, dann konnten die Einwohner vom Südrand des Dorfes aus die trutzigen Mauern erkennen. Nicht wenigen rann ein Schauer über den Rücken, doch irgendwie fühlten sich die Einheimischen unter dem Schutz des gewaltigen Komplexes geborgen.
Eine Straße führte zum Kloster. Sie wand sich in Serpentinen durch die Berge. Die Kurven waren scharf, sehr schwer zu nehmen, und oft kam es vor, daß Steinlawinen die Straße verschütteten.
Die Mönche waren glücklich in ihrer Abgeschiedenheit. Sie brauchten keine Gesellschaft. Einmal in der Woche kam ein Mann aus dem Dorf und brachte die Lebensmittel, die im Klostergarten nicht wuchsen. Im Kloster lebte ein Mann, dem eine besondere Aufgabe zukam. Er stellte geweihte Silberkugeln her, die geweihte Kreide und auch das Weihwasser. Es war Pater Ignatius.
Einmal im Monat nahm der Bote das schwere Paket mit, um es bei der Post aufzugeben. Empfänger war ein gewisser John Sinclair.
Noch ahnten die Menschen nicht, daß das Grauen einen Anlauf genommen hatte und schon zu ihnen unterwegs war.
An einem etwas diesigen Morgen begann es. Es war der Tag, an dem Larry Oakes seine Fahrt zum Kloster antreten wollte und vor dem Laden des Lebensmittelhändlers zwei Helfer Oakes' Kombi beluden. Larry selbst stand mit einer Liste daneben und hakte alles ab, was auf die Ladefläche kam.
»Habt ihr auch den Branntwein nicht vergessen?« rief er
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