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Die Rache der Jagerin

Die Rache der Jagerin

Titel: Die Rache der Jagerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Medling
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ließ Schultern und Hände allerdings locker hängen. Offenbar rechnete er damit, dass ich ihn angriff, tat aber nichts, um sich zu schützen. »Was zum Teufel …?«
    »Ich rede über uns«, blaffte er mich an.
    Nein, nein, nein. Nicht über uns reden!
    Er fuhr fort: »Über dich und mich, Evy. Nicht über dich, mich und noch irgendjemanden. Ich liebe dich. Daraus habe ich keinen Hehl gemacht, weil es einfach so ist. Und ich weiß auch, dass du etwas für mich empfindest und wieso dir diese Gefühle Angst machen.«
    Ich bekam heiße Wangen. »Ach, wirklich? Du weißt also, wieso mir meine Gefühle für dich Angst machen?«
    »Ich war dabei, als du gestorben bist.« Seine Stimme war leise, klang beinahe ehrfürchtig.
    »Es ist nicht bloß das, was Kelsa mir angetan hat, Wyatt. Wenn es nur das wäre, könnte ich es unter der Rubrik Dreg-Grausamkeit gegen Menschen abspeichern und verdrängen. So krank und abscheulich und … brutal es auch war, es war eben die Methode dieser Koboldschlampe, mich zu demütigen und mir zu zeigen, wer das Sagen hatte. Es gehörte zu ihrem Job, mich zu fangen und zu töten.«
    Während meines Monologs war Wyatt ein wenig blass geworden, und sein Mund hatte sich zu einer eigentümlichen Grimasse verzogen, als wäre er sich nicht sicher, was er mit meinem Geständnis anfangen sollte. Verdammt, ich war mir ja selbst nicht sicher, was ich damit anfangen sollte. Auf ewig würde ich die Erinnerung daran mit mir herumtragen, wie ich angekettet und auf einer Matratze liegend gestorben war, indem man mich Stück für Stück auseinandergenommen hatte. Allerdings hatte sich diese Erfahrung an jenem Morgen verändert, als ich von Chalices Körper – von unserem Körper – vollständig Besitz ergriffen hatte.
    Von meinem Körper. Ein Körper, der sich an Erlebnisse erinnerte, die nicht meine eigenen waren. Manchmal lebhafter – so wie damals, als ich zum ersten Mal die Wohnung betreten hatte. Manchmal jedoch hatte ich nicht mehr als den Schatten einer Empfindung. Meine eigenen Erinnerungen – an meine Kindheit, an meine Arbeit für die Triaden, meine Freundschaft zu Jesse und Ash und an jeden Dreg, den ich getötet hatte – verblassten dagegen. Sie wurden undeutlicher, weil ihnen die Sinneswahrnehmung fehlte, die körperliche Erfahrung, die in meinen alten, längst dahingegangenen Leib eingeprägt gewesen war.
    Ich war dankbar, dass die Schmerzen meines Todes verblassten. Gleichzeitig hatte ich Angst vor dem Verlust und vor dem, was er bedeuten würde.
    »Wenn es das nicht ist, was ist es dann?«, fragte er leise. Seine Finger zitterten zwar nicht, aber sie zuckten. »Als du mir gegenüber so kalt geworden bist in der Ersten Kluft, glaubte ich zu verstehen, warum. Aber jetzt sagst du mir … was, Evy?«
    »Nein, ich bin mir ziemlich sicher, dass es in der Ersten Kluft an den Kobolden gelegen hat.« Mehr als ziemlich sicher. Damals waren die Erinnerungen daran frisch und kristallklar gewesen, dafür hatte der Zauber eines Erinnerungsrituals der Vampire gesorgt. Weniger als zwölf Stunden vor unserem gescheiterten Versuch, miteinander zu schlafen, hatte ich das alles noch einmal in grellsten Farben durchlebt. Chalices Körper hatte ich damals nur leihweise bewohnt.
    Wyatt wurde noch blasser und bemühte sich sichtlich, meine kryptischen Sätze zu verstehen. »Und dann? Sag es mir doch.«
    Etwas in seinem flehenden Tonfall ließ mich die Geduld verlieren. Ich wusste nicht genau, was, aber ich sah plötzlich rot. Galle stieg in mir hoch, und mir wurde ganz heiß vor Wut. Dagegen konnte auch die eisige Furcht, die mich gepackt hielt, nur wenig ausrichten. Ich krampfte die Fäuste zusammen.
    »Willst du wirklich wissen, was mir Angst macht, Wyatt?«, fragte ich, und meine Stimme klang fremd und kalt. »Willst du wirklich hören, weshalb ich es bereue, vor zwei Wochen mit dir geschlafen zu haben, obwohl ich wusste, dass ich es nicht hätte tun sollen? Und warum der Gedanke, mir meine Gefühle für dich einzugestehen, eine irrationale Panik in mir auslöst? Sag mir, ob du das wissen willst.«
    Er antwortete nicht, doch ich wollte, dass er es tat. Denn sein Zögern bedeutete, dass er unsicher war. »Ja« würde bedeuten, dass ich meinen ganzen persönlichen Mist bloßlegen musste. »Nein« war die einfachere Variante. Wenn er nein sagte, würde ich mich einigeln, die Wahrheit hinunterschlucken und mich dem anderen Scheiß zuwenden, um den wir uns kümmern mussten. Sein Schweigen zog sich hin. Die Spannung

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